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Vom SC Freiburg kann die Konkurrenz auch wirtschaften lernen

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Vom SC Freiburg kann die Konkurrenz auch wirtschaften lernen

Martin Hägele (NZZ 13.5.) gratuliert. „Dass sich die sympathische Freiburger Fussballschule so schnell zurückgemeldet hat, schadet der Bundesliga nach deren langweiligster Saison seit Menschengedenken gewiss nicht. Das Niveau, das Finkes verschiedene Auswahlteams immer praktiziert haben, hebt den sportlichen Level der Bundesliga garantiert. Vom SC Freiburg kann die Konkurrenz auch wirtschaften lernen. Denn die Verträge, die der ehemalige Manager Andreas Rettig aufgesetzt hatte, besassen alle auch Gültigkeit für die zweite Liga, bei einer gleichzeitigen Gehaltsreduktion. So kam es, dass nicht alle Bilanzen ins Minus purzelten und der Klub trotz deutlich geschrumpften Fernseheinnahmen schuldenfrei dasteht. Diesem realitätsbewussten Sparkurs bleibt das Freiburger Management auch jetzt treu: 24 Millionen Euro beträgt der Etat für die Saison 2003/04. An der Schwarzwaldstrasse hat man sich an diese Art des Wirtschaftens gewöhnt; man wird deshalb nie richtig übermütig werden können, aber auch nie richtig tief fallen und wie so viele andere Traditionsklubs nach dem Sturz aus der Bundesliga in einem schwarzen Loch verschwinden. Das Publikum in Freiburg schätzt es, wenn seine Lieblinge die Stars und Herrschaften der Liga ärgern, weil sie pfiffiger, erfinderischer und auch ein bisschen mit mehr Fleiss als der grosse Rest spielen. Anderseits gehen Fans wie Verantwortliche mit dem Abstiegsrisiko nicht so schicksalhaft und pathetisch um. Dafür steht der Satz von Trainer Finke: „Eigentlich hat Freiburg in der ersten Liga nichts verloren.“ Nun aber sind sie trotzdem wieder da, zum dritten Mal seit 1993 – mit zwei kurzen Pausen in den Spielzeiten 1997/98 und in der laufenden Runde. Und der Coach hat dabei einen Rekord aufgestellt, der wohl auch nirgendwo anders möglich wäre. Dreimal ist Finke mit den „Breisgau-Brasilianern“ mittlerweile aufgestiegen. Trotzdem ist noch kein Mensch darauf gekommen, die Freiburger als Liftmannschaft zu bezeichnen – ein Attribut, das beispielsweise dem VfL Bochum, Arminia Bielefeld oder dem 1.FCNürnberg gern angeschrieben wird. Auch das zeigt den ungeheuren Respekt, den die Kicker aus dem südlichsten Zipfel der Republik im ganzen Land geniessen.“

Blick für junge Spieler, deren Talent anderswo übersehen wird

Malte Oberschelp (FTD 13.5.) porträtiert den wichtigsten Spieler im Team. „Die Rolle der Leitfigur übernahm Zlatan Bajramovic. Über die Saison gesehen war Bajramovic mit seinen bisher 14 Treffern – als defensiver Mittelfeldspieler – das Herz des Freiburger Teams. Zum einen übertünchte er das diese Saison einmal mehr komplizierte Verhältnis der SC-Stürmer zum Torabschluss, zum anderen brachte er wichtige Qualitäten in ein Team ein, das von jeher unter dem Verdacht der Schönspielerei steht: den manischen Willen, Zweikämpfe zu bestreiten und zu gewinnen. Bajramovic ist 23 Jahre alt, spielt für die Nationalmannschaft Bosnien und Herzegowinas, hat den Großteil seines Lebens in Hamburg verbracht und kam vergangenes Jahr vom FC St. Pauli. Dass der SC Freiburg inzwischen schon acht Jahre in der Bundesliga absolviert hat, dabei zweimal im Uefa-Cup spielte und sowohl nach dem Abstieg 1997 als auch dem im vergangenen Jahr postwendend ins Oberhaus zurückkehrte, liegt an Transfers dieser Art. Nach wie vor hat SC-Trainer Volker Finke einen Blick für junge Spieler, deren Talent anderswo übersehen wird und die erst im Freiburger Fußballkonzept zu bekannten Namen werden – ob sie nun Jens Todt, Rodolfo Cardoso, Jörg Heinrich, Sebastian Kehl oder eben Zlatan Bajramovic heißen.“

Joachim Mölter (FAZ 13.5.) blickt zurück. „Was dann das Unternehmen Bundesliga-Rückkehr problematisch gestaltete, war jedoch weniger die Physis als vielmehr die Psyche. Es ist brutal schwierig für Spieler, die ein Jahr vorher die dritte Runde im Uefa-Cup erreicht haben und Bundesliga gespielt haben, wenn sie in der Zweiten Liga auf einmal auf der Tribüne sitzen müssen, sagte Manager Bornemann. Viele Gespräche seien nötig gewesen, um die Profis bei Laune zu halten, verriet Trainer Finke, aber sonst nicht viel: Es ist ja eher so, daß wir gar nicht erzählen, was wir alles gemacht haben. Diesem Grundsatz bleiben die Freiburger auch treu, wenn es um die Verstärkungen für die nächste Saison geht. Als spektakulärsten Zugang gab Finke am Sonntag Martin Braun bekannt, den Kapitän der Aufstiegself von 1993. Der kehrt freilich nicht aufs Spielfeld zurück, sondern in die Geschäftsstelle, wo er sich vor allem um die Sponsoren kümmern soll. Solche Neuzugänge sind manchmal mehr wert als jemand, der mit dem linken Fuß besonders hart schießen kann, sagte Finke. Zumal er den Eindruck hat, daß die Arbeit des SC Freiburg noch immer nicht gebührend honoriert wird: Es scheint attraktiver zu sein, als Sponsor bei einem Klub einzusteigen, der kurz vor der Insolvenz steht, als irgendwo, wo jahrelang seriös gearbeitet worden ist.“

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