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Wachsende Resonanz beim Publikum und bei den Sponsoren – 13:0-Erfolg gegen Portugal
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| Donnerstag, 25. März 2004Christiane Mitatselis (taz 17.11.) ist angetan: „Als es vorbei war, rannte Portugals Torfrau Carla Cristina heulend vom Platz. Verständlich, meinte ihr Trainer Nuno Cristovao und berichtete, mit welchen Widrigkeiten die Portugiesinnen in ihrer Heimat kämpfen. Man lässt uns nur spät abends auf Aschenplätzen trainieren, und das auch nur zwei- bis dreimal in der Woche. Nur 1.300 aktive Fußballerinnen gibt es in Portugal, in Deutschland sind es mehr als 800.000. Ein solches 0:13 ist eine Katastrophe für uns. Es liefert den Offiziellen vom Verband neue Argumente. Deutschland hat sich dagegen in den letzten Wochen blitzschnell in ein Frauenfußball-Dorado verwandelt. Seit ihrem WM-Triumph vor fünf Wochen werden die Weltmeisterinnen mit unvorstellbaren Dingen überhäuft: Die deutschen Frauen haben inzwischen ihren eigenen Mannschaftsbus, eigene Trikots mit einem Stern für ihren WM-Titel – und sogar ihren eigenen Sponsor! Der Hersteller von frauenfreundlichem Naschwerk (kalorienarme süße Drops ganz ohne Fett!) wirbt auch mit Heidi Klum, dem Topmodel. Und es scheint, dass die deutschen Fußballfrauen einen ähnlichen Berühmtheitsgrad erreicht haben wie die schöne Dame aus Bergisch-Gladbach. Kreischende Teenies im Zahnspangenalter, hauptsächlich weibliche, belagerten den Mannschaftsbus. Blökten Dinge wie: Birgit, Birgit, du bist die Größte! Oder: Kerstin, Kerstin, ich will so sein wie du!“
Sie stehen nicht mehr zufrieden am Herd und waschen Wäsche
Christian Zaschke (SZ 17.11.) spöttelt: „13:0, das ist so ein unwirkliches Ergebnis, so hoch, so gewaltig, so demütigend wohl auch, wenn man mit den freundlichen Portugiesinnen fühlt, die gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen diese hohe Niederlage einstecken mussten. Wer kann so etwas erklären, wer kann vor allen Dingen die Stärke dieser deutschen Frauen-Elf erklären? Lothar Matthäus vielleicht, der doch so vieles erklären kann? Ein Blick ins Archiv fördert folgenden nahezu prophetischen Satz des Franken zutage: „Die Frauen haben sich entwickelt in den letzten Jahren. Sie stehen nicht mehr zufrieden am Herd, waschen Wäsche und passen aufs Kind auf. Männer müssen das akzeptieren.“ Woher der Lothar das schon wieder gewusst hat? Unwirklich, gewaltig. (…) Man kann mit harmlosen Gegnern auch mal behutsam umgehen. Wie die französischen Männer gezeigt haben, kann auch ein schlichtes 3:0 grenzenlose Überlegenheit ausdrücken.“
Die Frauen haben mittlerweile ihr eigenes Publikum
Claus Dieterle (FAZ 17.11.) freut sich über wachsende Resonanz des Frauenfußballs: „Der Mann von gestern ist mittleren Alters, trägt einen dunklen Mantel und grinst breit, als er sich in den Aufzug zum VIP-Raum im Reutlinger Stadion an der Kreuzeiche quetscht. Spielen Frauenteams denn auch mit elf Mann? fragt er sein Gegenüber und kriegt sich kaum noch ein ob seines originellen Witzes. Augenrollen, gequältes Stöhnen und dann die Replik aus der anderen Ecke des Lifts. Ich dachte, das hätten wir hinter uns. Die das sagt, heißt Monika Staab, ist Trainerin des deutschen Frauenfußballmeisters 1. FFC Frankfurt und wie alle anderen auf dem Weg zur Tribüne, um sich den ersten Auftritt der Frauen-Nationalmannschaft nach dem grandiosen WM-Titelgewinn in den Vereinigten Staaten anzuschauen. Es gibt sie eben immer noch, die vorurteilsbeladenen Machos von gestern. Und irgendwie hat man das Gefühl, daß die elf Frauen da unten im traditionellen schwarz-weißen Dreß darauf aus sind, den Unverbesserlichen auch noch den letzten Wind aus den Segeln zu nehmen. Der engagierte, spielerisch glanzvolle Auftritt läßt die wenigen Kritiker unter den 13500 Zuschauern im brechend vollen Stadion schon nach wenigen Minuten verstummen. Diese deutsche Fußball-Nationalmannschaft nimmt die Zuschauer für sich ein (…) Die Frauen-Nationalmannschaft, lange Zeit ein mitleidig belächeltes Stiefkind in der DFB-Familie, wird erwachsen und steht mittlerweile sogar auf eigenen Füßen. Sie hat seit Freitag mit dem Süßwarenhersteller Katjes zum erstenmal einen eigenen Hauptsponsor, sie ist in die Eliteförderung der Deutschen Sporthilfe aufgestiegen, reist mit einem ultramodernen Bus durch die Gegend, wird überall wie Popstars gefeiert und demnächst sogar vom Bundeskanzler empfangen. Und sie mobilisiert die Massen. Wo sich früher ein paar hundert Zuschauer verloren, reichen derzeit Stadien mittlerer Güte kaum aus, um der Nachfrage Herr zu werden. In Reutlingen blieb so mancher Kartenwunsch unbefriedigt. Obwohl die Partie zur besten Sportschau-Zeit live in der ARD zu sehen war. Mit der Konkurrenz der Männer im Nacken. Aber die Frauen haben mittlerweile ihr eigenes Publikum, und die Provinz wird allmählich zu klein.“
Man(n) schaut zu und schämt sich nicht mehr dafür
Volker Stumpe (FAS 17.11.) auch: „Bis 1970 war es Frauen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) noch verboten zu kicken. Sie taten es dennoch – und wurden milde belächelt, wenn nicht gar verhöhnt. In Siebenmeilenstiefeln und im Zeitraffer haben sie nun das nachgeholt, wofür ihre männlichen Kollegen viel mehr Zeit hatten. Und sind vorerst am Ziel.Weltmeisterinnen sind sie also seit ein paar Wochen. Und werden von all den angenehmen Begleiterscheinungen, die frischer Ruhm nun einmal so mit sich bringt, schier überwältigt, aber auch von teilweise kuriosen Angeboten verblüfft. Jenes vom Playboy etwa. Der DFB hat dieser Versuchung widerstanden. Die Golden Girls sind keine Glamour Girls, sie wollen es auch gar nicht sein. Da gefallen sie sich schon eher als Naschkatzen. Seit Freitag hat die Frauen-Nationalelf erstmals einen Hauptsponsor – nämlich den Süßwarenhersteller Katjes. Und neuerdings dürfen sie auch zur besten Sendezeit zeigen, was sie können. Am Samstag spielten sie beim 13:0 im EM-Qualifikationsspiel in Reutlingen gegen Portugal vor 13500 Zuschauern, und erstmals übertrug die ARD zur Prime Time ein Länderspiel der Frauen. Zwar als mediales Vorprogramm der Männer, die danach in Gelsenkirchen gegen Frankreich antraten. Ein Fortschritt aber ist das allemal. Vorher war Donnerstag nachmittags Frauenfußball-Zeit. Das sind wirklich neue Zeiten.Und von diesem Aufschwung können Frauen, die Hockey, Handball oder Basketball spielen, nur träumen. Und so viel sei prognostiziert: Sie werden es nie so weit bringen. Was vor allem damit zu tun hat, daß es eben um Fußball geht – der deutschen Männer liebster Sport. Das Exotische an Frauen am Ball ist längst verflogen, und über die Pointe des alten Frauenfußball-Männerwitzes (Trikottausch! Trikottausch!) lacht kaum noch einer. Die WM in Amerika und ein Blick in deutsche Stadien zeigen es: Frauenfußball ist auch Männersache. Man(n) schaut zu und schämt sich nicht mehr dafür.“
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