Ballschrank
‚Was macht eigentlich Reiner Calmund?‘
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| Donnerstag, 25. März 2004
fragte der indirekte freistoss am vergangenen Montag. Christoph Biermann (SZ 22.8.) antwortet. „Mit Beginn dieser Saison hat sich der massige Mann einer ganz neuen Diät verschrieben: er meidet die Öffentlichkeit. „Ich will nicht kindisch werden und mich vor den Medien verstecken“, sagt er, „in meiner Gewichtsklasse gibt es keine Tarnanzüge.“ Trotzdem lässt Calmund neuerdings Kamerateams stehen, gibt keine großen Interviews mehr und meidet Fernsehstudios. Das ist auch eine Folge des Plauder-Overkills in der vergangenen Saison. In den Wirren des Abstiegskampfes verhedderte sich nicht nur Calmund mit einer Fülle von Statements. Jeder im Konzern-Klub hatte der Welt etwas mitzuteilen, und genüsslich wurden die Parteien dabei gegeneinander ausgespielt. In der Sommerpause setzten sich die Vielsprecher zusammen und beredeten, „was in der Außendarstellung schief gelaufen ist“, wie Bayer-Sportbeauftragter Meinolf Sprink sagt. Seitdem herrscht Ruhe. Sprink selbst taucht nur in homöopathischen Dosen auf, Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser schweigt und Calmund macht sich rar. Dafür hat einer die Bühne betreten, der dort schon im Vorjahr ein kurzes Gastspiel gab. Manager Ilja Kaenzig, den Calmund nach Beginn der großen Krise zu dessen Schutz in die Kulissen zurück beorderte, hat bei Pressekonferenzen den Platz des Geschäftsführers eingenommen und trägt so zum neuen Auftritt in Leverkusen bei. „Mit dem Tandem Augenthaler/Kaenzig ist eine andere emotionale Schlagzahl drin“, sagt Sprink. Der distanziert kühle Trainer und der zurückhaltend verbindliche Manager wirken dämpfend, wo jüngst noch größte Aufregung herrschte. Wobei, das soll nicht verschwiegen sein, der gelungene Saisonstart das größte Sedativum ist. Über den Sommer hat sich die polternde Bauernbühne in der BayArena zum Staatstheater gewandelt, doch entspricht der veränderte Auftritt auch neuen Gewichten innerhalb des Vereins. Selbst wenn Calmund es noch nicht ganz deutlich sagt, will er Kaenzig offensichtlich als seinen Kronprinzen installieren (…) „Ich wäre stolz gewesen, wenn ich in seinem Alter schon dieses Fachwissen und einen solchen Status gehabt hätte“, sagt Calmund. Seine Jugend sieht Kaenzig angesichts der rasanten Umbrüche im Fußballgeschäft als Vorteil. Für ihn ist der Wandel vergleichbar mit dem Beginn der Computerisierung in großen Unternehmen. „Hätte ich 40 Jahre Erfahrung, würden mir davon 30 nichts nutzen“, glaubt er. Der absehbare Wechsel von Calmund zu Kaenzig steht für die generellen Umbrüche im Geschäft, denn die Zeit der vierschrötigen Fußballbosse neigt sich dem Ende zu. Kaenzig ist Vertreter einer neuen Generation von Managern.“
FR-Interview mit Jens Keller (Eintracht Frankfurt)
Betrug in der polnischen Liga? SZ
Wenn es darum geht, Richtern das Handwerk zu legen, hat Berlusconi Erfahrung
Birgit Schönau (SZ 21.8.) ist fassungslos. „Sämtliche Gerichtsbeschlüsse, die die skandalgeschüttelten Klubs der Profiligen in die Schranken gewiesen hatten, wurden außer Kraft gesetzt. Wenn es darum geht, Richtern das Handwerk zu legen, hat Berlusconi ja mittlerweile eine gewisse Erfahrung. Zu den Profiteuren der Notverordnung gehört der SSC Neapel, der seine Lizenz mit gefälschten Bankbürgschaften erwirkt hatte und deshalb gerichtlich in die 3. Liga relegiert worden war. Null und nichtig, befahl die Regierung. Hinter Calcio Napoli stehen mindestens eine Million Tifosi, ergo Wähler. Ähnlich ist die Lage in Catania. Berlusconis Koalitionspartner Alleanza Nazionale hatte die Revolte der Sizilianer gegen ihren Abstieg angeführt – die Wählerstimmen fest im Auge. Auch die Lega Nord darf in der Farce nicht fehlen: Sie kündigte erbitterten Widerstand an, falls nicht auch norditalienische Klubs begnadigt werden. Im Herbst, wenn das Dekret in ein Gesetz umgewandelt werden soll, rollt der Ball im Parlament.“
Gewinnspiel für Experten