Ballschrank
Wenn das Leben sauer wie eine Zitrone ist, mache ich süße Limo draus
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| Donnerstag, 25. März 2004
Nach schwachem Spiel hat sich Gerd Schneider (FAZ 22.4.) umgehört. „Wenn die Mikrofone ausgeknipst sind im Presseraum des Frankenstadions und die Trainer die Bühne geräumt haben, schlägt die Stunde des Michael A. Roth. Auch nach dem deprimierenden 0:0 ließ sich der allmächtige Präsident des 1. FC Nürnberg nicht lange bitten. Unverblümt sprach er über den schlimmsten Fall, den sechsten Bundesliga-Abstieg des Clubs. Dann ließ er sich über die Qualität der Nürnberger Stürmer aus (,,Auf der Lohnliste stehen mindestens fünf, aber heute hat man ja die Granaten auf dem Platz gesehen) und stellte nebenbei auch seinen Trainer Klaus Augenthaler in den Senkel. Augenthaler hatte vor dem Spiel den zum VfB Stuttgart wechselnden Brasilianer Cacau suspendiert – aus disziplinarischen Gründen. Ich habe davon aus der Presse erfahren, das war ein bißchen unglücklich. Gerade jetzt brauchen wir jeden Stürmer, sagte Roth und kündigte sogleich Cacaus Comeback im nächsten Spiel an. Selbst die garstige Frage nach dem möglichen Bundesliga-Aufstieg des ungeliebten Nachbarn Greuther Fürth brachte den Teppichmogul nicht von seinem Steilangriff ab. Dann gehe ich halt nach Fürth, konterte er. Roth hatte selbst am Samstag nicht seinen schwarzen Humor verloren. Wenigstens einer. Die restlichen Anhänger des fränkischen Traditionsklubs machten sich dagegen mit schweren Herzen auf den Heimweg. Selbst die notorischen Optimisten unter ihnen fühlten sich der letzten Hoffnung beraubt, daß es doch noch eine Chance auf eine erstklassige Zukunft gebe. Konfus, phantasielos, grobmotorisch: so bekämpften beide Teams die Vorstellung, daß Fußball etwas mit Ästhetik, Gewandtheit und taktischer Finesse zu tun habe. Der einzige, der Farbe ins Spiel brachte, war der genauso schlechte Schiedsrichter Peter Gagelmann. Der zur Pedanterie neigende Unparteiische verteilte in diesem harmlosen Spiel Gelbe Karten en masse und zeigte zweimal Gelb-Rot (…) Torwart Darius Kampa, am Samstag der einzige Mann auf dem Platz mit Erstligaformat, erstaunte seine Zuhörer später mit der Behauptung, daß wir heute phasenweise sehr guten Fußball gespielt haben. Das klang ein bißchen wie das Motto eines Mentaltrainers, dem sich die Nürnberger seit zwei Wochen anvertrauen. Der Mann sagt: Wenn das Leben sauer wie eine Zitrone ist, mache ich süße Limo draus. Viel Zeit bleibt ihm für dieses Wunderwerk nicht mehr.“
Einen Pass nach vorn und dann zwei zurück
Volker Kreisl (SZ 22.4.) sieht schwarz für den „Club“. „Wenn diese Phrase bemüht wird, besteht Gefahr. Klaus Augenthaler ahnte die Wirkung seiner Worte vielleicht und entschuldigte sich vorauseilend. Das höre sich jetzt wohl etwas abgedroschen an, sagte er, als er zum Kern seiner Analyse kam. Nun ja, er müsse es aber dennoch so sagen, und dann sagte er es: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Tröstend soll das klingen, doch im Fußball beschreiben die vier Wörter längst den Niedergang. Torwart Darius Kampa brachte diesen Niedergang auch ungewollt zum Ausdruck, als er den Einsatz seiner Mitspieler lobte, an die Unberechenbarkeit des Fußballs erinnerte und doch irgendwann hilflos wirkte. „Was soll ich sagen?,“ fragte er in eins der bunten Mikrofone, „seit Wochen stehe ich hier und erkläre immer dasselbe.“ Seit Wochen gibt es manchmal Zeichen der Besserung beim 1. FC Nürnberg und dann wieder deutliche Rückschläge. Der Club hat eine Fußballmannschaft, die einen Pass nach vorn spielt und dann zwei zurück, und so bewegt sich der Verein auch in der Tabelle: Insgesamt geht es bergab. Die Mannschaft aus Bielefeld spielte, als wäre sie innerlich blockiert, die Chance für Nürnberg war unerwartet groß, drei Punkte gegen den Abstieg zu holen. Doch die eigenen Feldspieler in Kampas Blickfeld erwiesen sich als noch blockierter.“
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