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Wer kauft denn nun die TV-Rechte? – Werbefranz – Bern 54: Ungarn in rot oder schwarz?
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| Donnerstag, 25. März 2004Herr Lehrer, ich weiß was
In Sachen Medienpolitik versucht Roland Zorn (FAZ 6.6.), den Überblick zu erhalten. „Wenn die Fernsehprogramme dieser Woche so ungenau ausgedruckt wären, wie die programmatischen Aussagen über die aktuellen Fernsehfußballpläne klingen, würde bald niemand mehr sein Gerät einschalten. Da aber in einigen Zeitungen mangels vorzeigbarer Abschlüsse die Spekulation darüber, wer demnächst was zu welchen Preisen übertrage, ersatzweise blüht, wird erst einmal zerredet, worüber noch gar nicht in medias res gesprochen worden ist. Was da alles in München oder anderswo ausgeheckt, für wahrscheinlich oder mindestens denkbar gehalten wird, sind halbgare Erkenntnisse nach dem Motto Herr Lehrer, ich weiß was. Soviel ist sicher: Die Bundesliga-Erstrechte für das frei empfangbare Fernsehen, bisher für rund 80 Millionen Euro jährlich bei Sat.1 verankert, sind für die neue Spielzeit noch nicht vergeben (…) Nun aber soll die ARD mit wohlwollender Unterstützung der Mainzer Kollegen vom ZDF richtig ran an den Brocken Bundesliga-Fußball aus erster Hand gehen. Wird gemunkelt. Dazu paßt das letzte Gerücht, daß sich die ARD zuerst um die sieben Samstagsspiele, das ZDF dafür vorneweg um die zwei Sonntagsbegegnungen kümmern werde. Weil beide zusammen nicht den Preis zahlen wollen, den Sat.1 bei seinem chronischen Verlustgeschäft mit dem Fußball tapfer berappt hat, werde, heißt es, zum werblichen Ausgleich ein Sponsor als Programmpresenter in die Bresche springen. Der große Wohltäter als Retter des angeblich garantiert großen Preises, den die Deutsche Fußball Liga (DFL) für die neue Saison von Infront erwartet?“
Alle Werbefreiheiten
Elisabeth Schlammerl (FAZ 6.6.) befragte Beckenbauers Werbepartner Erdinger über die Werbewirksamkeit des RTL-Experten. „Franz Beckenbauer, so sagt der Besitzer der oberbayerischen Privatbrauerei, Werner Brombach, ist ein Mann der Neutralität, ein Mann für alle. Oder besser, ein Mann, der sich alle Werbefreiheiten nimmt. Das hat ihm beim Fußballprimus FC Bayern schon den einen oder anderen Ärger eingebracht. Beckenbauer bewirbt eben gerne die Firmen, die in Konkurrenz zu den Sponsoren des deutschen Rekordmeisters stehen. Bayern fuhr einst Opel, Beckenbauer Mitsubishi. Bayern warb für das Energieunternehmen e.on, Beckenbauer für Yello-Strom. Bayern telefoniert mit t-mobile, Beckenbauer lieber mit O2. Jetzt trinkt Bayern Paulaner und Beckenbauer bei der Konkurrenz. Das müssen sie akzeptieren, sagt der Fußball-Kaiser dazu stets nur. Außerdem laufe seine private Partnerschaft mit der Brauerei schon seit eineinhalb Jahren. Also zunächst noch parallel zu dem Engagement des Unternehmens mit den Bayern. Franz Beckenbauer tanzt aber nicht nur bei seinem Klub aus der Reihe, sondern jetzt auch als Präsident des Organisationskomitees der WM 2006. Der Weltverband Fifa hat einen Vertrag mit der amerikanischen Brauerei Anhäuser-Busch, der Deutsche Fußball-Bund mit Bitburger. Bei der Weltmeisterschaft in drei Jahren wird in deutschen Stadion nur Werbung mit Bieren des Fifa-Sponsors zu sehen sein. Daran wird sich der Weißbierfreund Franz Beckenbauer halten müssen – aller Neutralität zum Trotz.“
Ralf Wiegand (SZ 6.6.) glossiert. „Es ging an diesem Morgen in einem Münchner Restaurant um die Partnerschaft, die Franz Beckenbauer mit einer Brauerei eingegangen ist. Es ging aber nicht nur darum, weil der Franz ja immer in besonderen Umständen ist, beruflich und privat und überhaupt: ein Gesamtkunstwerk. Denn, ja mei, es kommt halt schon wieder was Kleines daheim, und er hat halt auch bei einer anderen Brauerei unterschrieben als bei der, die mit dem FC Bayern zusammen arbeitet, wo der Franz noch Präsident ist. Und es ist natürlich noch einmal eine andere Brauerei als die, die für die Nationalmannschaft am Zapfhahn steht, deren Ehrenspielführer er ist. Indes – Herrgott, man kann ja nicht auf alles achten – ist da noch eine weitere Brauerei, die als WM-Hauptsponsor dient, und die WM ist ja das, was der Franz so organisiert. Also vier Brauereien, wobei die Brauereien drei und vier, hat der Chef von Brauerei eins erzählt, „im Ringkampf sind“, wegen der WM und so, während der FC Bayern und Brauerei zwei schlucken mussten, dass der Franz nun Brauerei eins verpflichtet ist, von der sich die Bayern gerade getrennt haben. „Die haben’s“, sagte der Franz über diese, seine Bayern, also „die mussten’s akzeptieren.“
Uwe Marx (FAZ 5.6.) vermeldet eine Fundsache. „Da tauchen nach fast fünfzig Jahren lange verschollene Farbaufnahmen vom WM-Endspiel 1954 zwischen Ungarn und Deutschland auf, und dann das: Rot oder nicht rot, das war nach der erfolgreichen Recherche der Kölner Produktionsfirma AZ Media kein Gesinnungstest, sondern die Frage nach der Farbe der ungarischen Trikots. Inzwischen ist klar: Sie waren rot. Auch wenn es auf den entdeckten Bildern nicht immer so aussieht. Aufgespürt wurde das zwei Minuten lange Filmdokument, das kürzlich zum ersten Mal im deutschen Fernsehen gezeigt wurde, im Keller eines deutschen Immigranten in Hamburg, der aus Brasilien zurückgekehrt war. Bern 1954, das überraschende 3:2 der Deutschen gegen den Favoriten Ungarn, die Tore von Morlock und Rahn an einem trüben Julitag. All das gab es in Schwarzweiß zu sehen, und folglich färbte sich auch die Erinnerung so. Fünfzehn Minuten Filmmaterial aus der Wochenschau waren übriggeblieben. Der Rest wurde weggeworfen, zerschnitten oder so abgelegt, daß es keiner mehr fand. Jetzt also zwei Minuten Bern 1954 in Farbe.“
FR-Portrait Hellmut Krug
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