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Werder Bremen – Hansa Rostock 3:0

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Werder Bremen – Hansa Rostock 3:0

Werder Bremen, „Meister des Unterstatements“ (SZ) und in sich ruhende Kraft ist Herbstmeister – Bayern München antwortet (nur) sportlich auf Kritik der vergangenen Wochen – Köln fühlt sich fast schon „wundergeheilt“ (FTD) – Hertha BSC Berlin ratlos – Eintracht Frankfurt verliert typisch gegen HSV u.a.

Werder Bremen – Hansa Rostock 3:0

Meister des Unterstatements

Josef Kelnberger (SZ 18.12.) beschreibt die ruhige Stärke Bremens: „Der Mercedes-Stern über München, sechs Meter Durchmesser, Riesenskandal. Das Stuttgarter Wahrzeichen auf dem Münchner Daimler-Hochhaus – den das Rathaus jetzt mit allen Mitteln zu verhindern versucht – hätte man wunderbar in Bezug setzen können zur Herbstmeisterschaft des VfB. Symbol für den Machtkampf im Süden, Angriff der Schwaben. Doch diese Herausforderung ist erst einmal ad acta gelegt. Die Münchner Bayern, die Feindbilder brauchen wie das tägliche Brot, müssen Werder jagen. Aus dem alten Nord-Süd-Duell lassen sich kaum noch Funken schlagen. Bremen, ach ja. Das einzige Bundesland, in die SPD noch Wahlen gewinnen kann, aber nur, weil sie mit den Schwarzen regiert. Im Fanblock steht manchmal Bürgermeister Scherf, der großen Umarmer, der personifizierte Vermittlungsausschuss. Willi Lemke, sein Kultursenator, sitzt zwar im Aufsichtsrat von Werder, aber Klaus Allofs, sein Nachfolger im Management, wird nicht Uli Hoeneß herausfordern, keinen Klassenkampf propagieren, Arbeit gegen Kapital, SPD gegen CSU. Zwar sammelte er Mitleidspunkte, nachdem Schalke die Verpflichtung von Ailton und Kristajic für nächste Saison bekannt gab. Aber als sich vor einigen Wochen in München die acht wirtschaftsmächtigsten deutschen Klubs trafen, ließ Allofs sich gerne einladen. Und Trainer Thomas Schaaf: ein Schüler von Otto Rehhagel zwar, mit ihm Meister, Pokalsieger, Europacup-Gewinner, aber ein Meister des Unterstatements. Sich mit Schaaf anlegen? Genau so schwierig wie mit Scherf. Der Herbstmeister plustert sich nicht zum strategischen Herausforderer der Bayern auf. Er ist ein rein sportliches Phänomen.“

Olaf Dorow (Tsp 18.12.) fügr hinzu: “Die aktuelle Werder-Mannschaft ist ein Herbstmeister der Superlative. Mit dem stärksten Mittelfeld, dem stärksten Defensivspieler (Ernst), dem stärksten Offensivspieler (Micoud). Sowie mit Ailton, dem aufgewecktesten Stürmer der Saison, Bilanz: 16 Tore. Werders Trainer Thomas Schaaf ertüftelte ein sehr stimmiges System: Hinten eine Viererkette, in der Mitte eine Art Raute, vorn ein schneller Stürmer und weitere gute Leute (Klasnic und Charisteas). Ein Werder-Fan schrieb an eine Bremer Zeitung, er fühle sich an den Stil erinnert, den Johan Cruyff dem FC Barcelona beigebracht hatte, und weil der Cruyff ja ein König gewesen sei, hob der Leser Schaaf auch in diesen Rang. Aber Schaaf, der Bodenständige, ließ den für ihn bestimmten purpurnen Mantel in der Kabine hängen, als die Werder-Profis nach dem Sieg gegen Rostock im weihnachtlichen Kostüm eine Ehrenrunde drehten. Vor allem aber: Schaaf ruht in sich. Es passt. Offenbar ist es kein Nachteil, dass er Werder nie verlassen hatte, 31 Jahre lang nicht. Zu Saisonbeginn präsentierte er folgende Verstärkungen: einen Torhüter aus der zweiten spanischen Liga, einen Verteidiger, der in Frankreich als schwierig galt, und einen Mittelfeldspieler, der wegen einer angeblichen Schlägerei mit türkischen Reportern prozessierte. Das Trio Reinke, Ismaël und Davala ergänzte sofort das Stammpersonal, verlieh dem Team eine hohe Robustheit – und ließ nebenbei einen neuen Geist einziehen. Auf einen Schlag waren noch drei andere da, die so sprachen, dachten und auftraten wie Regisseur Johan Micoud. Der hatte einst gefragt, ob es gesetzlich festgeschrieben sei, dass Werder immer hinter Bayern und Dortmund bleiben müsse. So verlor das Wort Meisterschaft seine Aura. Als im Trainingslager im Juli ein Fragebogen herumgereicht wurde, hatten am Ende sieben Spieler Werder als Meister-Tipp angegeben.“

Auch Roland Zorn (FAZ 18.12.) zählt auf Werder: „Werder Bremen setzt Ausrufezeichen und hinterläßt Fragezeichen. Natürlich muß der Herbst-, Winter- und Weihnachtsmeister nach den schlechten Erfahrungen der beiden vergangenen Jahre rechtzeitig zur Rückrunde Gepäck abwerfen, um nicht schon wieder seelisch belastet den zweiten Teil der Saison in Angriff zu nehmen. Nur zur Erinnerung: Auch die Spielzeit 2002/03 ließ sich gut an für die Norddeutschen. Mit 33 Punkten rangierte Werder auf Rang drei – und wurde am Ende enttäuschender Sechster; in der Serie davor hatten die Bremer dank eines spektakulären Jahresendspurts bis zur Winterpause gleichfalls 33 Punkte aufgesammelt – und fielen nach einer Reihe unverhoffter Niederlagen noch auf Position sechs zurück. Diesmal aber soll die Zeit der bloßen Träume von der Champions League vorbei sein und das internationale Ziel auf dem nationalen Königsweg konkret angesteuert werden. Viel spricht dafür, daß der dreimalige Meister wie zu den besten Zeiten des früheren Meistertrainers Otto Rehhagel seine Form konservieren und den Titel gewinnen kann. Wer im ersten Teil der Marathonprüfung über 34 Spieltage die meisten Siege, die meisten Tore, die meisten Punkte erobert, geschossen und erreicht hat, der geht mit einem auch psychologisch schwerwiegenden Guthaben und Vertrauensvorschuß auf die entscheidende Wegstrecke, zumal Werder bisher noch zu keiner Phase gewankt und gewackelt hat.“

Jörg Marwedel (SZ 18.12.) schildert Bremer Stimmung: „Normalerweise zieht es die Menschen nach einem Werder-Spiel so schnell wie möglich zurück in die warmen Stuben, zumindest aber in eine der engen, rauchigen Kneipen rund um das Weserstadion. Diesmal aber standen ganze Pulks draußen vor den Schänken. Sie tranken heißen Glühwein und kaltes Bier, sie redeten, sangen und umarmten sich, kaum einer mochte nach Hause gehen. Und als es noch ein bisschen später geworden war, durfte sich sogar Detlef Kollra, der Zeugwart der Profimannschaft, prominent fühlen. Radio Bremen interviewte ihn, weil doch Trainer Thomas Schaaf in seiner Dankesrede den Anteil des „gesamten Teams hinter dem Team“ an der Herbstmeisterschaft gewürdigt hatte. Also diktierte Kollra nun selbstbewusst wie ein Vorstandsvorsitzender ins Mikrofon: „Wir gehören alle dazu. Ist doch egal, ob einer im vierten Stock sitzt oder im Keller wie ich.“ Bremen feierte einen Titel, den es offiziell gar nicht gibt, der aber greifbar gemacht hat, was vor dieser Saison als undenkbar galt – die vierte Meisterschaft für den kleinen, feinen SV Werder. Und womöglich ist es diese Aussicht, die auch bei dem – trotz des Bremer Familiensinns – oft spröden, ungeduldigen Publikum einen Wandel bewirkt hat. Er war während des Spiels auf den Rängen zu beobachten gewesen. Werder hatte nämlich nicht gut gespielt. Die Fans aber haben die vielen Fehlpässe und Ballverluste gegen die munteren Rostocker einfach ignoriert. Sie haben das Team immer wieder angefeuert, um aus einem grauen Alltagsereignis doch das ersehnte Fest zu machen.“

Ismaël-Late-Night-Show

Frank Heike (FAZ 18.12.) stellt uns Valérien Ismaël vor, Bremer Shooting-Star: „Neuerdings ist beim SV Werder Bremen auch Valérien Ismaël für die Show zuständig. Am Dienstag schlüpfte der Verteidiger aus Frankreich gleich in drei Rollen: Zuerst gab er das Ekel, dann den Weihnachtsmann, dann den Staatslenker. Die Ismaël-Late-Night-Show, im Gegensatz zu anderen Unterhaltungsprogrammen nicht von Kreativpausen bedroht, begann schon nach ein paar Minuten. Da hatte sich der 28 Jahre alte Bremer Verteidiger den Rostocker Rade Prica ausgeschaut. Ismaël schubste, drängelte, redete auf Prica ein – die hohe Schule der Einschüchterung. Fortan brachte Prica kein Bein mehr auf den Boden. Ismaël ist derart selbstbewußt, daß er so oder ähnlich mit jedem Gegner verfährt. Dieser Mann, der in allen französischen Auswahlteams mit Ausnahme der A-Mannschaft gespielt hat, bringt Bremen weiter. Kurz vor Ende wurde Ismaël der Vorstellung zum Weihnachtsmann. Nachdem er mit dem Kopf zum 2:0 getroffen hatte, lief er zur Bank, schnappte sich eine rote Mütze, setzte sie auf und formte mit den Armen Herzen in Richtung Publikum: Fröhliche Weihnachten! Später zog er sich noch wie alle anderen Bremer einen roten Mantel mit der Aufschrift Frohes Fest über und ging eine Ehrenrunde. Deutscher Meister wird nur der SVW, dröhnte es von der Tribüne. Halbzeitmeister sind sie ja schon, und das liegt vor allem an Typen wie Ismaël. Er ist ein unerschrockener Anführer auf dem Platz und gibt längst die Kommandos in der Abwehr. Warum das so ist, zeigte sich nach dem Spiel. Ruhig, sonor, in bestem Deutsch, gab Ismaël den souveränen Fußball-Staatsmann.“

Jan Christian Müller (FR 18.12.) beschreibt den Unterschied: “Eines Tages im Mai ‚99 standen sich zwei Traditionsclubs als Fußballzwerge auf Augenhöhe gegenüber. Werder Bremen verlor seinerzeit 1:2 gegen Eintracht Frankfurt. Einen Tag später trennten sich die Bremer von Felix Magath und beförderten Thomas Schaaf vom Amateurtrainer zum Chefcoach. Schaaf schaffte mit Werder den Klassenerhalt, genau wie Jörg Berger in wundersamer Weise mit der Frankfurter Eintracht. Im Dezember 2003 steht Werder Bremen auf Platz eins und Eintracht Frankfurt auf Rang 18. An der Weser hat sich die Führungsmannschaft zwar ein Paar mal gehäutet (und verdient in einer Kommanditgesellschaft auf Aktien längst gutes Geld), ist aber bis auf einen wichtigen Neuzugang, den anfangs viel kritisierten Sportdirektor Klaus Allofs, unverändert zusammen geblieben. Am Main sind seitdem siebte Trainer, sechs Aufsichtsratschefs, sieben Präsidenten/Vorstandschefs und fünf Sportmanager ins Amt gehoben worden.“

SC Freiburg – Bayern München 0:6

Das war Fußball zum Verlieben

Peter Penders (FAZ 18.12.) stellt fest, dass die Bayern sportlich antworten – und nur sportlich: „Irgendwie schien selbst die Bayern dieses Ergebnis und dieses Spiel zu überraschen, das so ganz anders als erwartet ausgegangen war. Die meisten waren gekommen, um etwas ganz Besonderes zu sehen, und die Vorzeichen standen ja günstig: Der spielerisch zuletzt wenig einfallsreiche Meister beim zu Hause zuweilen beeindruckend auftrumpfen Aufsteiger SC Freiburg: Da wäre eine Blamage des Rekordmeisters im Dreisamstadion nicht einmal mehr eine Sensation gewesen. Immerhin, die 25 000 Zuschauer sahen auch etwas Besonderes. Es gehört zu den Eigenarten des FC Bayern, nach mäßigen Darbietungen so daherzureden, als stünde der Gewinn der Champions League unmittelbar bevor, und dafür im Gegenzug nach sehenswerten Vorstellungen die eigene Leistung mehr oder weniger unbeeindruckt hinzunehmen. Auch so etwas soll wohl Stärke ausdrücken. Kommentare gab es folgerichtig keine, was aber weniger mit dem Gefühl der Hauptdarsteller zu tun hatte, gerade etwas ganz Normales erledigt zu haben. Die Bayern sind wegen der allseits harschen Kritik nach ihrem 1:0 über Stuttgart beleidigt, und mit dem Schweigen in Freiburg sollten wohl die Journalisten abgestraft werden. Allerdings gibt es Schlimmeres als einen stillen Fußballprofi, und wie immer fand ja der Manager die passenden Worte. Das war Fußball zum Verlieben fand Hoeneß, und ein bißchen war es sogar so.“

Philipp Selldorf (SZ 18.12.) gefällt Freiburger fröhliche Gelassenheit: „Es war ein kalter Abend im Dreisamstadion in Freiburg, und trotzdem begannen auf der südlichen Stehtribüne immer mehr Zuschauer, sich auszuziehen. Erst waren es nur ein paar, dann folgten ihre Nebenmänner, und schließlich stand der halbe Block oben ohne da. Dieses um sich greifende Entkleiden, das während der zweiten Halbzeit auf den Rängen im Rücken des Freiburger Torwarts Richard Golz geschah – begleitet von nicht endendem Trommeln und Murmelgesang –, erinnerte an einen ursprünglichen afrikanischen Ritus, an einen hypnotischen Massenrausch. Man hätte die Szenerie auch für eine dieser künstlerischen Performances halten können, aber die schlüssigste Erklärung ist wohl die, dass dieses 0:6 die Leute verrückt gemacht hat. 0:6 hört sich nicht nur vernichtend an, es sah auch so aus für die Fans des Sportclub Freiburg. Nach Hause trugen sie den Eindruck, dass ihre Mannschaft binnen 90 Minuten vom seriösen Bundesligateam zur Landesligaelf geschrumpft wäre, und nur dem sanften Gemüt dieser Menschen ist es zu danken, dass es nicht zu den ligaweit üblichen Geschreiprotesten kam. In dieser trotz der Rekordniederlage immer noch entspannten Atmosphäre verzichtete auch Volker Finke auf Heftigkeiten, der Trainer begnügte sich mit einem lächelnd vorgetragenen „das hat weh getan“. Kenner meinten allerdings, dass er innerlich vor Wut glühe.“

1. FC Köln – Hertha BSC Berlin 3:0

Stefan Hermanns (Tsp 18.12.) resümiert die Berliner Hinrunde: „Geschichte ist im Grunde nichts anderes als rückwärtsgewandte Prophetie. Und was damit gemeint ist, erfährt man im Stadionheft zu Herthas erstem Heimspiel dieser Saison. Da geht es um die Ziele für das kommende Jahr. Von europäischem Fußball ist die Rede, von der Champions League, gar von der Meisterschaft. Die optimistischen Aussagen stammen nicht von Herthas Spielern, nicht von der Vereinsführung und auch nicht von den Fans. Die Zuversicht wird von den Vertretern der Berliner Medien verbreitet. Keiner der befragten Journalisten hat Hertha ein schlechteres Abschneiden als Platz vier zugetraut. Im Sommer war mal wieder viel Euphorie in der großen Stadt. Die Champions League musste einfach das natürliche Ziel für diese Hertha sein. Heute weiß man, dass die Argumentation auf zwei falschen Annahmen basierte: darauf, dass 1. die letztjährige Mannschaft gut war und dass 2. die drei Neuen – Bobic, Kovac und Wichniarek – den Kader noch verstärken. Schon in der vorigen Saison hat sich Hertha vor allem dank der Schwäche der Konkurrenz in den Uefa-Cup geschummelt. Viel schlimmer aber war die Fehleinschätzung bei den Fähigkeiten der Neuzugänge. Selten war die Hoffnung, die sich mit der Verpflichtung neuer Spieler verband, größer; selten ist sie so jäh enttäuscht worden. Herthas Situation ist auch deshalb so dramatisch, weil die Verantwortlichen vieles richtig gemacht haben: Die Mannschaft hat unter Jürgen Röber an den großen Zielen gekratzt, beim letzten Angriff aber immer versagt. Also hat Manager Dieter Hoeneß mit Huub Stevens einen Trainer geholt, der mit der Qualifikation kam, Titel holen zu können. Die Mannschaft hat sich von außen unter Druck gesetzt gefühlt. Also durfte sie ihr Saisonziel selbst bestimmen. Die Mannschaft war zu brav. Also hat Hoeneß drei Spieler geholt, die den Charakter der Gruppe verändern sollten. Dass sich all diese schönen Vorstellungen nicht haben verwirklichen lassen, erklärt Herthas momentane Ratlosigkeit.“

Der Tagesspiegel hat die Sprechchöre Berliner Fans notiert: „Ihr seid Millionäre, und ihr habt keene Ehre, ihr habt kleene Beene und Tore schießt ihr keene – He, Berliner Sportclub…“ (nach der Melodie von Pippi Langstrumpf)

Köln gilt fast schon als wundergeheilt

Bernd Müllender (FTD 18.12.) vermutet Köln einen Schritt vor der Euphorie: „35 000 sangen lateinsicher ihr „Viva Colonia“, inbrünstig wie lange nicht mehr. Mit dem ersten Sieg unter dem Schweizer Trainer Marcel Koller hat der FC den letzten Tabellenplatz verlassen. Da wird der Kölner gleich euphorisch. Nur noch 12 Punkte bis zum Uefa-Cup. Nach der Pokalschlappe gegen Fürth hatte der „Express“ noch gefragt: „Ist der FC eine Krankheit?“ Jetzt gilt Köln fast schon als wundergeheilt. Anders als die Hertha. Deren Manager Dieter Hoeneß stand aschfahl in den Katakomben und sagte, dass er nichts weiter sagen wolle. Andreas Thom, sein Übergangscoach, gab die lebloseste Trainer-Performance der Hinrunde: Es sei „dit Schlimmste jekommen, was vorstellbar ist.“ Ein persönliches Fazit? „Hätt‘ mir mehr Punkte jewünscht.“ Was wird nach der Winterpause sein? Darüber habe er sich „übahaupt noch keene Jedanken jemacht“. Und Abgang. Thom hat austrainert, kein Zweifel. Vielleicht wird Christian Gross vom FC Basel sein Nachfolger, Schweizer wie FC-Heiler Koller. Gross saß am Dienstag immerhin auf der Tribüne. Die Berliner spielten 90 Minuten lang unfähig und lustlos. Lustig wurde es nur für die Kölner – etwa kurz vor dem 0:3. Da war Herthas Keeper Gabor Kiraly sinnfrei im Strafraum herumgehopst wie ein Teletubby.“

Stefan Hermanns Klaus Rocca (Tsp 18.12.) schildern das Tor zum 3:0 aus Berliner Sicht: „Wenn man die grausame Hinrunde in einer Szene zusammenfassen wollte, könnte man das dritte Tor nehmen, das die Kölner am Mittwochabend erzielt haben: Herthas Torhüter Gabor Kiraly eilte bei einem Einwurf der Kölner an die Strafraumgrenze, versuchte dort vergeblich mit der Motorik eines Hampelmannes Matthias Scherz am Kopfball zu hindern, Niko Kovac drückte den Ball bei seiner Rettungsaktion gegen den Pfosten, von dort sprang er noch einmal gegen Kovac’ Körper und schließlich ins Tor. Ein bisschen Pech war auch dabei, aber vor allem Unvermögen und Selbstüberschätzung.“

Eintracht Frankfurt – Hamburger SV 2:3

Ingo Durstewitz Thomas Kilchenstein (FR 18.12.) ärgern sich über beide Trainer: „In den letzten Minuten des hitzigen Nachspiels ist der graue Lockenkopf sentimental geworden (hat er steif und fest behauptet). HSV-Trainer Klaus Toppmöller schwärmt von seiner großen alten Liebe, der Eintracht, schmückt und malt aus, fabuliert von Fußball 2000 im Jahr 1993: Eine Topmannschaft, Fußball pur, Spielfreude und Technik vom Allerfeinsten. Wenn man jetzt diesen Fußball-Tempel sieht, der hier entsteht, dann sehnt man sich nach dem Team von damals zurück. Ach ja! Der Stoßseufzer fehlt. Pause, Nachsatz: Die Eintracht von heute hat mit der von damals nichts mehr gemein. Willi Reimann, zwei Stühle weiter, nippt am Wasserglas, rümpft die Nase und zieht die Augenbrauen hoch. Unruhe macht sich breit im vollgestopften Presseraum, einer raunt ho-ho (so nach dem Motto: Starker Tobak, Toppi, erst drei Punkte klauen und dann noch nachtreten). Toppmöller knickt ein, hämmert im Stakkato ein paar Nettigkeiten raus: Der Willi hat es schwer, der Aufstieg war ja mehr ein Betriebsunfall, aber: die Eintracht hat noch alle Chancen, sie gehört in die Bundesliga, ich drücke alle Daumen. . Es war ein bemerkenswerter Nachklapp eines merkwürdigen Spiels, das irgendwie symptomatisch und sinnbildlich war für diese verkorkste Hinrunde von Eintracht Frankfurt. Erst schläfrig (0:1, 0:2), dann hellwach (1:2, 2:2), schließlich trocken und knallhart ausgeknockt (2:3, Elfer versemmelt). Nicht selten steht am Ende dann der Sturz in die tiefere Klasse. Dass der hessische Frischling gegen den HSV den Kürzeren gezogen hat, muss Reimann ein gutes Stück verantworten, denn der Trainer hat ohne Not das System verändert (Libero statt Viererkette, zu defensiv), das der Eintracht zu der Stabilität verholfen hatte, um zuletzt fünf Partien überzeugend zu bestreiten. Begründung: Gegen kopfballstarke Hamburger habe er kopfballstarke Frankfurter stellen müssen. Das hatte zur Folge, dass sie kopflos und konfus auftraten, nur reagierten und sich fast pausenlos einer Hamburger Umklammerung ausgesetzt sahen. Es wirkte fast wie eines der Spiele zu Beginn der Saison, als die Profis ohne Glauben und Zutrauen werkelten, wie hasenfüßige Duckmäuser. Am Dienstag schüttelten die Spieler, die schon einmal gegen den Trainer aufbegehrten (nach dem Desaster in Bremen), über des Trainers Marschroute den Kopf und monierten die ausgegebene Taktik – freilich nur hinter vorgehaltener Hand.“

morgen auf indirekter-freistoss: 17. Spieltag, Teil 2

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