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Wie steht es um die deutsche Nachwuchsarbeit?
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| Donnerstag, 25. März 2004
Wie steht es um die deutsche Nachwuchsarbeit? – Robert Huth, 20, hat sich beim FC Chelsea durchgesetzt; Uli Stielike kennt ihn auch
Es scheint unverhofft eine Generation heranzuwachsen
Christoph Biermann (SZ 12.11.) befragt Nachwuchstrainer Uli Stielike nach der Qualität des deutschen Nachwuchses: „Stielike ist ein Mann, dem Heiterkeit ein weitgehend fremdes Konzept ist. Worüber auch immer er öffentlich spricht, trägt er seine Ansichten in einem Ton heiliger Ernsthaftigkeit vor, der nahe legt, dass die letzten Tage der Menschheit gekommen sind oder es noch schlimmer steht. Das hat auch damit zu tun, dass Stielike als Nachwuchstrainer beim Deutschen Fußball-Bund arbeitet und dort für die U-21-, U-20- und U-18-Nationalmannschaften zuständig ist. In den letzten Jahren hatte er daher ständig zu erklären, warum es im deutschen Fußball an Talenten fehlt, er musste sich über deren geringe Einsatzzeiten in der Bundesliga beklagen und die Präferenzen der Klubs für die schon fast sprichwörtlich gewordenen „mittelmäßigen Ausländer“. Doch plötzlich ist alles ganz anders, und das ist für Stielike auch keine schöne Sache. Sein neues Krisenwort heißt „Abstellungsprobleme“, aber es ist eines, das auf eine Art von Jugendboom im deutschen Fußball hinweist. Neben Kuranyi und Hinkel hat Völler noch zwei weitere Spieler in seinem erweiterten Kader, die noch in der U-21-Mannschaft spielen könnten: Tobias Rau und Benjamin Lauth. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es so etwas in den letzten zehn bis 15 Jahren einmal gab“, sagte Völler. Eine schlüssige Erklärung dafür hat der Teamchef allerdings nicht. „Ich würde jetzt gerne sagen, dass unsere Förderprogramme gegriffen haben, aber das gilt eher für die jüngeren Jahrgänge“, sagte Völler. Eher scheint unverhofft eine Generation heranzuwachsen, wie sie einst den Kern der Weltmeister von 1990 bildete. Damals gewannen in Völler, Matthäus, Brehme, Littbarski und Buchwald fünf Spieler den Titel, die zuvor gemeinsam in der U-21-Auswahl Europameisterschafts-Zweiter geworden waren.“
Raphael Honigstein (FTD 12.11.) besucht Robert Huth, Stammspieler beim FC Chelsea: „Nach zwei harten Lehrjahren beim FC Chelsea scheint es in dieser Saison, der ersten seit dem Einstieg des russischen Öl-Milliardärs Roman Abramowitsch, mit dem großen Durchbruch zu klappen. Man erkennt Huth auf der Straße. Obwohl der 19-jährige Innenverteidiger mit Marcel Desailly, William Gallas und John Terry drei Nationalspieler von Weltrang vor der breiten Brust hat und die Kabine vor lauter Spitzenspielern bald aus den Nähten platzt, durfte er seit dem Beginn der Saison bereits acht Mal für die Blauen auflaufen. Mit seiner Ruhe und einem abgeklärten Stellungsspiel raubte er dabei unter anderem schon Arsenals Stürmerstar Henry Thierry den Nerv, in der Champions-League-Qualifikation gelang ihm sogar ein Tor. Abgesehen von Michael Tarnat (Manchester City) hat in Englands oberster Liga kein Abwehrspieler einen härteren Schuss. Die Kritiken waren bisher nur positiv. Chelseas italienischer Trainer Claudio Ranieri hat seine Leistungen als „fantastisch“ eingestuft, auf der Vereinswebsite wird der Junge aus Berlin-Marzahn stolz als „Chelseas Berliner Mauer“ vorgestellt, selbst die um Neutralität bemühte Seite von Uefa.com sieht in dem 1,88 Meter großen Brocken einen „deutschen Verteidiger von bemerkenswerter Kraft und Größe“ (…) Anfang der Woche wurde er von Uli Stielike für die U-20-WM in den Vereinigten Arabischen Emiraten berufen: „Horst Hrubesch hat ihn mir ans Herz gelegt“, sagt der DFB-Trainer. Mit dieser freudigen Nachricht könnte diese Geschichte enden, wenn sie nicht so ein schlechtes Licht auf die Nachwuchsarbeit in Deutschland werfen würde. Denn Huth wäre längst so weit, in der U 21 zu spielen, die am Freitag um die Qualifikation für die EM kämpft; dass stattdessen Maik Franz oder Alexander Madlung gegen die Türkei in der Innenverteidigung stehen, hat hauptsächlich einen Grund: Weder Hrubesch noch Stielike haben sich bisher die Mühe gemacht, nach London zu kommen, um Huth im Stadion spielen zu sehen. Stielike gibt zu, „wenig“ über dessen Qualitäten sagen zu können; er vertraut auf seinen Assistenten Hrubesch und dieser auf Berichte von Moritz Volz (FC Fulham) und Huths Vereinskollegen Sebastian Kneißl – der spielt seit zwei Jahren in Jugendnationalmannschaften, ist aber bei Chelsea nur in der Reserve beschäftigt. In der Fulham Road laufen sie Huth begeistert nach, eine große Karriere ist ihm gewiss, doch in der Heimat muss er erst einmal achselzuckend den langen Weg durch die Instanzen antreten.“
Michael Horeni (FAZ 12.11.) protokolliert die Finanzen des DFB: “Auch für über Hundertjährige gibt es manchmal noch ein Novum. So hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Dienstag, 103 Jahre nach seiner Gründung, erstmals Einblick in seine Finanzen gewährt. Was der einstmals größte Fachverband der Welt dabei präsentierte, dürfte andere Sportarten gerade in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten staunend erblassen lassen. Wir können unsere Aufgaben eineinhalb bis zwei Jahre erfüllen, ohne jegliche Einnahmen zu haben, sagte DFB-Schatzmeister Theo Zwanziger in Frankfurt über die Liquidität eines Verbandes, der sich selbst als äußerst gesund bezeichnete. Konkrete Vermögenszahlen nannte Zwanziger zwar nicht, aber er verwies vergleichend auf die Einkünfte und Ausgaben im Geschäftsjahr 2002, für das der DFB Zahlen vorgelegt hatte. Im Vorjahr konnte der Verband über 61,3 Millionen Euro nach Steuern und Abschreibungen verfügen. Von diesen Einnahmen hat der Verband gut 35 Millionen für seine eigentlichen Aufgaben aufgewendet, knapp 15 Millionen als Anschubfinanzierung für die Aktivitäten im Zuge der Weltmeisterschaft 2006 geleistet sowie Rücklagen von rund elf Millionen gebildet. Der DFB ist unabhängig von staatlicher Förderung, die in anderen Verbänden überlebenswichtig ist, sagte Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Die wichtigste Einnahmequelle des Verbandes waren im Jahr 2002 die Fernsehgelder für die Nationalmannschaft.“
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