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Willi Reimann, Dickkopf auf der Frankfurter Trainerbank – Franz Beckenbauer, der „Liebes-Logiker“
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| Donnerstag, 25. März 2004Ich decke meinen Rücken selber
Thomas Klemm (FAZ 5.11.) erlebt den Trotz Willi Reimanns, Trainer von Eintracht Frankfurt: „Eineinhalb Stunden stand Reimann am Dienstag scheinbar gelassen am Frankfurter Waldstadion, verfolgte ungerührt wie immer das Trainingsspielchen seiner Fußballprofis. Nur selten griff er zur Pfeife, um das Geschehen auf dem Rasen zu unterbinden; so, als spare er sich seine Luft für die Zeit nach der Übungseinheit auf. Dann aber, als die Fußballprofis der Frankfurter Eintracht in die Kabine trotteten, die Kiebitze in der Herbstsonne gemächlich das Weite suchten, ließ der Trainer aus heiterem Himmel Dampf ab. Als wittere er in jeder Ecke des Waldstadions Gegner, wetterte der Dreiundfünfzigjährige gegen alle, die angeblich seine ehrliche Arbeit nicht zu würdigen wissen. Ein Teil der Anhängerschaft hatte am Samstag mit Reimann raus-Rufen auf die abermals schwache Vorstellung der Frankfurter Bundesligamannschaft bei der 1:3-Niederlage in Bremen reagiert. Wenn der Verein dieser Einschätzung folgt, sagte Reimann am Dienstag unwirsch und ultimativ, muß er einen anderen Trainer installieren. Dann habe ich wieder Zeit. Spricht so ein Trainer, der beinahe im gleichen Atemzug von sich behauptet, ich bin jeden Tag kämpferisch? Meistens wirkt Reimann so, als schere er sich weder um die interne Kritik noch um die öffentliche Meinung. Seine Welt ist es, tagtäglich mit der Mannschaft zu arbeiten; seinen Weg geht er gewöhnlich, ohne viele Worte zu machen. Er weist nur immerzu darauf hin, daß er den Verein, der vor eineinhalb Jahren noch um die Lizenz für die zweite Liga gebangt hatte, umgehend in die höchste Spielklasse geführt hat. Seine demonstrativ zur Schau gestellte Selbstbestimmung, die nicht selten in Sturheit ausartet, betonte Reimann auch am Dienstag nachdrücklich: Ich brauche keine Rückendeckung, ich decke meinen Rücken selber.“
Jan Meyer-Veden (Zeit 6.11.) erläutert die „Liebes-Logik“ Franz Beckenbauers, „dem deutschen Fußballwesen Lichtgestalt vom Dienst. „Das will ich nicht überstürzen“, lautet dessen Moratorium bezüglich der Hochzeit mit seiner Lebensgefährtin Heidi Burmester; die erstaunliche Begründung: „Mit der Scheidung habe ich mich konsequent zu uns bekannt.“ Scheidung heißt hier „Auflösung der Ehe mit Nochgattin Sybille“; „zu uns bekannt“ heißt „Affirmation des Verhältnisses zur Lebensgefährtin Heidi“; „konsequent“ ist mit „in genügendem Maße“ zu übersetzen. Mit jenem Logion reiht sich Beckenbauer ein in die stolze Gemeinschaft der Philosophenkaiser, ergreift das ehrenvolle Zepter, das vor ihm ein Marc Aurel, ein Friedrich II. gehalten haben, und nötigt selbst den Ethikrat zum konsequenten Bekenntnis seiner philosophischen Inferiorität. Es ist diese Liebeserklärung ex negativo ein dialektisches Juwel sondergleichen; zum ersten Mal in der langen und ereignislosen Geschichte der Logik ist es hier gelungen, die Bejahung einer Sache aus der Verneinung einer anderen, also ein B aus Nicht-A, direkt herzuleiten! Bisher folgte aus bloßem Nicht-A nichts anderes als ebenso bloßes Nicht-A. Nun kommt des Kaisers „erlösende Tat“ (Kierkegaard) keineswegs überraschend. Man erwäge nur folgende Hegelworte: „Das Ding ist gesetzt als für sich seyn, oder als absolute Negation alles Andersseyns.“ Es ist „für sich, in sich reflectirt, Eins; aber diß für sich, in sich reflectirt, Eins seyn ist mit seinem Gegentheile dem Seyn für ein anderes in einer Einheit, und darum nur als aufgehobenes gesetzt.“ (…) Die Folgen dieser logischen Revolution sind unabsehbar: Millionen Bankkunden werden demnächst ihr Konto ausgleichen, um zu reichen Leuten zu werden, der 1. FC Köln stellt den Spielbetrieb ein und wird auf diese Weise Deutscher Meister, denn nach dem neuen Kalkül muss gewinnen, wer nicht verliert.“
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