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Zinedine Zidane, einzigartiger Welt-Fußballer

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Zinedine Zidane, einzigartiger Welt-Fußballer

seltene Einigkeit zischen DFL und Bundesliga-Offiziellen bei Verhandlung um Fernsehrechte (FAZ) – Zinedine Zidane, einzigartiger Welt-Fußballer– Birgit Prinz ist Welt-Fußballerin – Werner Dreßel will Trainer bei Greuther Fürth bleiben (SZ) – SpOn-Interview mit Monica Lierhaus über ihre Arbeit als TV-Moderatorin und über Sprachsensibilität – Boca Juniors besiegen lustlose Mailänder im Weltpokal-Finale – Lothar Matthäus in Ungarn u.a.

Das war die beste Sitzung, seit es die DFL gibt

Roland Zorn (FAZ 16.12.) berichtet den unerwarteten Schulterschluss zwischen der DFL und führenden Bundesliga-Offiziellen bei der Verhandlung um Fersehrechte: „Vorher war von einem Frankfurter Krisengipfel die Rede, nachher sah man lauter fröhliche Gesichter. Karl-Heinz Rummenigge, in der Vergangenheit schon mal als scharfer Kritiker der DFL öffentlich aufgefallen, gab die Feelgood-Stimmung der großen Runde aus allen 36 Bundesligaklubs mit dem Tagessatz wieder: Das war die beste Sitzung, seit es die DFL gibt. Die nach dem vorjährigen Crash des Kirch-Konzerns, ihres langjährigen Fernsehgroßvermarkters, depressive und defensive Atmosphäre innerhalb des deutschen Profifußballs scheint sich zur Jahreswende zu drehen. Wir haben ein Superprodukt zu bieten, die Stadien sind voll, die Einschaltquoten wunderbar, hob Rummenigge hervor, um daraus diese Schlußfolgerung zu ziehen: Das muß sich auch wieder in den nackten Zahlen ausdrücken. Und das heißt, daß wir in Zukunft wieder mehr statt weniger Geld bezahlt haben wollen. Das neue Selbstbewußtsein, zu dem sich das Bündnis für Zusammenarbeit aus der Ersten wie der Zweiten Bundesliga in einem Frankfurter Tagungshotel verstand, bekommt als erstes Infront, die schweizerische Vermarktungsagentur der DFL, zu spüren. Nachdem sich die Liga vor dieser Saison zehn Millionen Euro von der ursprünglich vereinbarten Fernsehvermarktungssumme abhandeln ließ und somit 290 Millionen Euro an Fernsehhonoraren für diese Spielzeit ausbezahlt bekommt, gibt es ab sofort keinen Spielraum für Kompromisse mehr. Entweder zieht Infront die Option auf zwei weitere Spielzeiten zu Beträgen von 295 und 300 Millionen Euro, oder die Bundesliga verkauft ihre Spiele selbst an die interessierten Fernsehsender. Infront hat der DFL ein aus der Sicht der Fußballprofis inakzeptables, modifiziertes Angebot von 272 Millionen Euro für die Saison 2004/05 und 277 Millionen Euro für die Spielzeit 2005/06 unterbreitet und dazu um eine Fristverlängerung bis zum 31. Januar 2004 nachgesucht.“

Wäre auch zu schön, würde nach einer DFL-Sitzung Einigkeit herrschen

Frank Hellmann (FR 16.12.) hingegen wirft ein: „Werner Hackmann ist seit eh und je überzeugt vom Stellenwert eines Sports und einer Liga, die bei einem gewissen Ereignis 2006 tolle Quoten, hohe Reichweiten und viele Zuschauer garantiert. Dies ist die mitunter waghalsige Einschätzung, die die DFL öffentlich seit der Kirch-Krise im Mai 2002 zur Show trägt. Dass Premiere und Infront im Sommer 2002 ein Darlehen von 50 Millionen Euro gewährten und den Vereinen das Überleben sicherte, möchten die Bosse nur am Rande erwähnen. Auch inwieweit dieses Überbrückungsgeld zum reduzierten Infront-Angebot geführt haben könnte. Derzeit wird die Politik betrieben, sich handlungsfähig zu zeigen. Wir können die Sache selbst in die Hand nehmen, sagt Winfried Straub, wir sind darin nicht ungeübt und verfallen nicht in Depression. Doch der Tonfall zwischen Liga-Spitze aus Frankfurt und der Netzer-Firma mit Sitz in Zug ist rauer geworden, der Zeitdruck größer denn je. Was dafür spricht: Den Wunsch von Infront, die Option bis zum 31. Januar 2004 zu verlängern, lehnte die DFL ab. Straub: Wir haben genug Zeit verloren. Das indes ist auch Schuld der sieben Sonderlinge in der großen Solidargemeinschaft (Hackmann). Bayern, Dortmund, Leverkusen, Bremen, Hertha, Schalke und Stuttgart – sieben der acht Vereine, die sich am 19. November in München zu einem Geheimtreffen versammelten – haben nämlich den Bescheid über den Freistellungsantrag zur Zentralvermarktung bei der EU-Kommission verzögert, weil sie gesonderte Bemerkungen abgaben. Grundsätzlich stimmen sie der Zentralvermarktung zu, doch wollen die Großclubs im Internet oder gegenüber Mobilfunkanbieter ihre Spiele einzeln vermarkten. Vor allem der FC Bayern mit Sponsor Telekom im Rücken erhofft sich daraus große Gewinne, Spielausschnitte gegen Gebühr im Internet oder per Handyclips zu übertragen, und möchte sich in dieser Frage partout nicht bevormunden lassen. Wäre ja auch zu schön, würde nach einer vorweihnachtlichen DFL-Sitzung wirklich Einigkeit herrschen.“

Nadeschda Scharfenberg (SZ 15.12.) drückt Werner Dreßel die Daumen, dass er Trainer bei Greuther Fürth belieben darf: „Für eine Liebeserklärung braucht es nicht viel: einen Topf grüner Farbe, einen Streifen Papier und zehn Worte. „Das Team ohne Werner Dreßel wär’ wie Winter ohne Schnee“, dichteten die Anhänger der SpVgg Greuther Fürth vor dem 3:3 gegen Duisburg zu Ehren ihres Trainers, und ein Blick über das Stadiondach genügte, um sie zu verstehen. Hässliche Häuserklötze türmen sich rund um die Playmobilarena, wie schön wäre es doch, wenn eine Schneehaube die harten Kanten weich zeichnen würde. Der Schnee soll ja kommen, jetzt zu Wochenbeginn, aber über Dreßels Zukunft gibt es keine sicheren Prognosen. Er lacht trocken. „Es macht mir Spaß, und ich würde gerne weitermachen“, sagt er, kreuzt die Arme und fährt fort: „Aber das entscheidet das Präsidium.“ Dann dreht er sich um und geht. Eigentlich ist es falsch, Werner Dreßel, 45, hier als Cheftrainer des fränkischen Zweitligisten einzuführen, laut der Vereins-Homepage ist dieser Posten „zur Zeit unbesetzt“. Dreßel firmiert dort weiter als Co-Trainer, was er seit gut zwei Jahren ist. Eine Zwischenlösung sollte er sein, nachdem Vereinsboss Helmut Hack am 5. November genug hatte von den Eskapaden des extrovertierten Fußballlehrers Eugen Hach, unter dem das Team den Aufstiegsambitionen weit hinterher hinkte. „Die Suche nach einem neuen Cheftrainer hat ab sofort begonnen“, sagte Hack damals, „die Sache muss so zügig wie möglich über die Bühne gehen.“ Außerdem soll der Präsident angeführt haben, Dreßel sei „nicht die Leitfigur, die wir brauchen“. Seither hat Fürth keine Partie verloren und mit einem Sieg beim 1. FC Köln das Pokal-Viertelfinale erreicht. Die Laune könnte besser nicht sein bei den Fürthern (…) Die Fans haben ihr Transparent längst zusammengefaltet, sie können ja nicht mehr tun, als ein bisschen zu werben für Dreßel, der Franke ist wie sie. Jetzt warten sie wieder, auf den Schnee und auf die frohe Botschaft aus dem Präsidium. Dreßel mag es sicher nicht, das Warten, aber er spricht nicht darüber. Bloß keine Ansprüche stellen, bloß nicht maßlos wirken. Er hat ja oft genug davon geredet, wie viel Spaß ihm der Job macht, es ist alles gesagt, die Bewerbung ist vollständig.“

FR-Bericht zur Diskussion um die „Ausländerquote“

Volker Finke verneint die „Ausländerquote“ FR

Zidane gelingt es, das Spiel in größerer Weise zu beseelen

Christian Zaschke (SZ 16.12.) gratuliert Zinedine Zidane zur Wahl zum Welt-Fußballer des Jahres: „Zidane wirkt asketisch, das trägt zu seiner Ausstrahlung bei, und er ist, obwohl er enorm trickreich spielt, ein asketischer Spieler: Fast nichts von dem, was er auf dem Platz unternimmt, ist zu viel. Seine Übersteiger und Hackentricks, seine Drehungen mit Ball in vollem Lauf, seine Pässe mit Effet – all das ist niemals Show, sondern die für ihn beste Möglichkeit, die jeweilige Spielsituation weiter zu entwickeln. Jeder Trick dient dem Spiel, und deshalb gibt es keinen Fußballer, der attraktiver spielt als Zidane. Bei Real Madrid, seinem Klub, spielen noch ein paar andere Stars, Ronaldo etwa, oder Figo, Beckham, Raul, Roberto Carlos, usw. Selbst aus diesem Ensemble der besten Fußballer der Welt ragt Zidane regelmäßig und zuverlässig heraus. Manchmal schießt ein anderer ein paar Tore, bisweilen legt ein Kollege einige feine Dribblings hin, das alles ist dann sehr beeindruckend und wirklich schön anzusehen. Doch Zidane gelingt es, das Spiel in anderer, in größerer Weise zu beseelen.“

SZ: „Birgit Prinz ist Weltfußballerin des Jahres und überlegt, sich für ihre Leistung in Italien bezahlen zu lassen“

Lothar Matthäus ist Nationaltrainer Ungarns Tsp

Martin Hägele (Tsp 15.12.) berichtet den Weltpokal-Sieg der Boca Juniors über den AC mailand: „Uli Hoeneß hätte seine hellste Freude an der Inszenierung des Weltpokalendspiels gehabt. Der Mann liebt das große Kino. Dass die Blitze und Sterne schon gen Himmel fliegen, bevor überhaupt der Ball rollt, war die jüngste Idee der japanischen Veranstalter. Es war keine schlechte, um die Atmosphäre bei diesem offiziell Toyota-Cup genannten Vergleich zwischen den beiden führenden Fußballkontinenten zu Beginn ordentlich aufzupeppen. Vor allem die europäischen Vertreter vom AC Mailand wirkten lange nicht so motiviert wie in den Interviews vor der Partie, als sie den Gewinn der riesigen Statue gewissermaßen zum Staatsauftrag erkoren hatten. Der Weltpokal, der in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, sollte im Trophäen-Kabinett ihres Klubchefs Berlusconi landen, der Padre des AC Milan lässt sich doch so gerne zusammen mit seinen Stars feiern. Es kam anders. Die Boca Juniors Buenos Aires gewannen mit 3:1 im Elfmeterschießen. Die geplanten Empfänge in Rom und der lombardischen Metropole fallen zu Recht aus; Pirlo, Seedorf und Costacurta scheiterten vom Elfmeterpunkt. Vom Sieger der Champions League hatte man weit mehr Spielkultur und Einfallsreichtum erwartet, als Maldini und Kollegen zu bieten hatten. Im Vergleich zum Vorjahr, als die Stars von Madrid eine Show im Stil der Haarlem Globetrotters abzogen, war dies mehr als nur ein Klassenunterschied.“

Als die Titelmelodie zum Vorspann lief, wäre ich am liebsten weggerannt

SpOn-Interview mit Monica Lierhaus, ehemals „ran“-Moderatorin, die von Premiere zur ARD-Sportschau wechseln wird

SpOn: Jetzt folgen Sie seinem Wunsch und wechseln zur Sportschau. Was gefällt Ihnen denn, abgesehen vom Gehalt, bei den öffentlich-rechtlichen Sendern besser?

ML: Es war keine Frage des Geldes. Die Arbeit bei der Sportschau wird relativ ähnlich sein, weil die Fußballberichterstattung in den letzten Jahren auch bei den Privaten auf einem sehr hohen Niveau war. Da wird es im Studio oder im Stadion nicht völlig anders zugehen. Ich finde sowieso, dass ran in der Nachbetrachtung zu schlecht wegkommt.

SpOn: Woher kommt denn das schlechte Image?

ML: Ich glaube, es hatte sich der Eindruck verfestigt, dass mehr Show als Fußball geboten wurde, was ich nicht ganz nachvollziehen kann.

SpOn: Hatten Sie befürchtet, als Frau besonders scharf kritisiert zu werden?

ML: Aber ja! Bei der ersten ran-Sendung hatte ich Riesenangst. Als die Titelmelodie zum Vorspann lief, wäre ich am liebsten weggerannt. Ich hatte vor allem die Sorge, dass es mir ein Berufsleben lang anhängt, wenn es nicht gut geht. Wenn man sich beim Fußball einmal einen Riesenschnitzer leistet, dann interessiert es keinen mehr, dass man jahrelang als Reporterin für die Nachrichten unterwegs war, dass man Landtagswahlen moderiert oder aus Belfast und Brüssel berichtet hat. Das ist dann alles weg.

SpOn: Außerdem hatten Sie Huberty ja schon so schwer beeindruckt, dass er sie später als Wunschkandidatin für die Sportschau vorgeschlagen hat, noch bevor die ARD die Fußballrechte wieder gekauft hatte.

ML: Ich glaube, ihm hat meine Professionalität gefallen. Ich bin, glaube ich, schon immer extrem gut vorbereitet gewesen und habe es gelernt, mir auch in der Routine eine gewisse Neugier zu bewahren. Als Fußballmoderatorin habe ich dann einfach so weiter gearbeitet wie vorher auch.

SpOn: Was konnte Ihnen denn Huberty überhaupt noch beibringen?

ML: Unheimlich viel: etwa auf Plattitüden zu verzichten. Redewendungen wie die roten Teufel oder die Königsblauen. Das habe ich versucht, immer zu beherzigen. Auch so Sachen wie die Räume werden eng oder es brennt lichterloh im Strafraum, all die Dinge, die jetzt auf der schwarzen Liste stehen.

Zum Thema Sprachkritik klugscheißert of: Wenn Huberty Lierhaus die Plattitüden ausgetrieben hat, dann hätte er ihr auch das Wort „nachvollziehen“, beliebt in Alltag, Politik und allen Ressorts, abgewöhnen sollen. „Nachvollziehen“ enthält den Vollzug, also die Tat und deren Nachahmung, wird jedoch meist im falschen Sinn von verstehen und nachempfinden gebraucht (siehe Lierhaus-Interview oben). Beispiel: Wenn ich sage: „Ich kann Kannibalismus nicht nachvollziehen“, sollte man mir zurufen: „Um Himmels Willen! Das sollst Du auch gar nicht!“

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