Ballschrank
Zum Auftritt der Russen bei der 2:3-Niederlage gegen Belgien
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| Donnerstag, 25. März 2004
Zum Auftritt der Russen bei der 2:3-Niederlage gegen Belgien bemerkt die NZZ (15.6.). „Auch wenn den Russen das Glück nicht hold war: Ihre Heimreise erfolgt nicht zufällig. Zu oft hat Romantsew (Trainer ,of) die Formation variiert, und zu unglücklich scheint die Mischung zwischen Jung und Alt zu sein.“
Ronald Reng (FR 15.6.) über den 3:2-Sieg Belgiens gegen Russland. „Wut kann eine Energiequelle sein; Belgien schöpfte daraus gegen Russland tief. Es war vor allem Zorn auf sich selbst und die erschreckend schwache Vorführung gegen Tunesien (1:1). Doch Fußballer sind in ihrer Enttäuschung nicht anders als andere Menschen, sie tun sich schwer, die Schuld bei sich selbst zu suchen, und so begann das Fingerzeigen: Spieler lästerten untereinander und bei Journalisten über den Trainer und über Wilmots, der mit seiner doch sehr staatsmännischen Art als Kapitän eine leichte Zielscheibe für Neid ist. Der Konflikt war nach mehreren blutleeren WM-Testspielen wie dem 2:3 gegen Griechenland schon seit Monaten in der Schwebe. Nach dem Offenbarungseid gegen Tunesien brach er offen aus.“
Zur öffentlichen Euphorie in Japan bemerkt Anne Scheppen (FAZ 15.6.). „Das Stadion in Osaka – blau wie die See. Blau sind die Straßen in Tokio, in Yokohama, in Sendai. Zehntausende in den Trikots der Nationalmannschaft, lachend und singend. Manche weinen. Wer wird jetzt noch behaupten dürfen, die Japaner seien ein kontrolliertes Inselvolk, das nichts vom Feiern, nichts vom öffentlichen Freuen versteht? Wer wird jetzt noch das Vorurteil bemühen können, die Koreaner wären die Italiener und die Japaner die Eskimos Asiens? Japan freut sich ungezwungen über einen Erfolg, den es sich lang ersehnt und redlich erspielt hat. In nur einer Woche ist die Fußballwelle über das Land geschwappt, hat alle mitgerissen: Alte und Kinder, Männer und Frauen. Menschen, die den Ballsport lieben, und Menschen, die ihr Land lieben und es siegen sehen wollen. Ob es ein Omen war, dass am Mittag unter Tokio die Erde wackelte, erschüttert von einem – glücklicherweise harmlosen – Beben der Stärke fünf?“
Die NZZ (11.6.) zum Spiel Belgien gegen Tunesien (1:1). „Das tiefst kotierte Team der Gruppe H, die Nationalmannschaft Tunesiens, hat der favorisierten Auswahl Belgiens in Oita im Stadium Big Eye ein 1:1 abgerungen. Und große Augen machten vor allem die Europäer, denn angesichts der dürftigen Offensivkraft (1 Tor in den letzten 9 Spielen) der Maghrebiner kommt das Remis mehr als nur einem Achtungserfolg gleich. Die Belgier enttäuschten, offenbarten eklatante Abstimmungsprobleme in der Defensive (…) Abgesehen von der ansehnlichen Startviertelstunde haben beide Teams jedoch alles unternommen, den Ruf der Gruppe zu zementieren: Mit Ausnahme von den Vorstellungen Japans hat die Runde nämlich noch zu keiner nachhaltigen Attraktivitätssteigerung an dieser WM-Endrunde beitragen können.“
Die NZZ (10.6.) über das Spiel Japan gegen Russland (1:0). „Weshalb di Asiaten anfänglich mit langen, hohen Bällen in Richtung russischer Strafraum das Heil suchten, blieb das Geheimnis von Trainer Troussier. Erst als seine Equipe mit raschen Kurzpasskombinationen die unbeweglichen Abwehrrecken auf der Gegenseite außer Atem zu bringen versuchte, waren den Bemühungen vermehrt Erfolg beschieden. Die Osteuropäer taten sich mit gemächlichem Ballgeschiebe vor der Pause keinen Gefallen. Als es dann galt, nach rund einer Stunde einen Rückstand aufzuholen, mussten sie zur Kenntnis nehmen, dass das Umschalten von Lethargie auf Schnelligkeit nicht wie auf Knopfdruck gelingt.“
Die Bedeutung der japanischen Zuschauerunterstützung unterstreicht Martin Hägele (taz 10.6.). „Sie brauchen allerdings auch diese Kräfte von draußen, denn wie schon gegen Belgien mussten die Japaner auch diesmal physische Handicaps wettmachen. Bei Kopfbällen springen die kleinen Asiaten meist etwas kürzer als die Modellathleten aus Europa. Immer wieder solch verlorenen Luftduellen hinterherzurennen kostet Kraft, weshalb sie in der Schlussphase regelmäßig in die Bredouille geraten.“
Nach einem schwachen Spiel, das Russland mit 2:0 gegen Tunesien gewann, prognostiziert Peter B. Birrer (NZZ 6.6.) für den weiteren Turnierverlauf. „Das russische Team ist in Fernost praktisch ohne „Mittelbau“ unterwegs. Entweder sind die Spieler am Ende der Karriere angelangt oder erst um die 20 Jahre alt (…) Die Jahrgänge dazwischen fehlen indessen fast gänzlich. So durchmischt sich die reiche Erfahrung mit spritziger Jugendlichkeit, aber ob dies an einer Endrunde reicht, steht auf einem ganz anderen Blatt (…) Die Nordafrikaner werden sich wohl wie erwartet nach drei Spielen verabschieden, und Russland wird kaum große Stricke zerreißen.“
Der Auftritt Japans beim 2:2 gegen Belgien hat Frank Ketterer (taz 5.6.) imponiert. „Bewiesen hat dieses erste Spiel des Teilgastgebers auch, dass der große Auftrag des Volkes, mindestens das Achtelfinale zu erreichen, so vermessen gar nicht ist. Japan bot gegen Belgien nämlich Fußball moderner Prägung, bisweilen flott im Tempo und von feiner Technik, über weite Strecken nicht schlecht organisiert vorgetragen. Besonders auffällig aber war die Einsatzbereitschaft und Leidenschaft, mit der Troussiers Männer zu Werke gingen und mit der sie auch den 0:1-Rückstand aufholten (…) Das freilich ist der wichtigste Punkt von allen: dass neben dem Selbstvertrauen auch die Hoffnung gewachsen ist, die Sache mit dem Achtelfinale tatsächlich realisieren zu können. Und letztendlich geht es dabei nicht nur um die Zukunft bei diesem Turnier, sondern auch um die Zukunft des Fußballs im Lande allgemein. Der war in letzter Zeit nämlich ein bisschen unrund über die Felder der J-League, der japanischen Profiliga, gerollt.“
Martin Hägele (Tsp 5.6.) über die Reaktionen des japanischen Teams nach dem Rückstand durch den Belgier Wilmots. „Nach diesem 1:0 im Auftaktspiel der Gruppe H schien das Turnier für den Gastgeber beendet zu sein. Von solch einem Schock erholen sich nicht viele Teams. Für die „blue army“ aber war das akrobatische Kunststück des belgischen Vorturners das Signal, nun endlich mit der WM zu beginnen. Und auch für Wilmots begann nun ein Erlebnis, für das es sich gelohnt hatte, 33 Jahre alt zuwerden und elfmal auf dem Operationstisch zu liegen und sich trotzdem noch in die gegnerischen Strafräume zu hauen. „Dieser Sieg über mich selbst“, wie Wilmots das selbst nennt, hat ihm nun diesen Traum ermöglicht: „Vor solch einem Publikum zu spielen, das gibt es normalnicht.“ Die Kulisse, ein brodelndes blaues Meer aus Zuschauern, aber trotz all nationaler Leidenschaft, unglaublich fair.“
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