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Zwei Fundstücke über Wembley, die „Kirche des Fußballs“ (Pelé)
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| Donnerstag, 25. März 2004Broder-Jürgen Trede (Tagesspiegel 12.12.) referiert eine Episode um das von Sportjournalisten gewählte Sportfoto des Jahrhunderts. Dieses zeigt den deutschen Mittelstürmer Uwe Seeler beim WM-Finale England-Deutschland, wie er in gebückter Haltung und in Begleitung von Ordnern den Rasen verlässt (s u). Die Interpretation dieses Bilds war jedoch lange Zeit durch einen Widerspruch geprägt. Einerseits war „für viele […] dieses Foto das Symbol für die unglückliche deutsche Final-Niederlage von 1966 schlechthin“ (Trede). Andererseits hatte sich die Auffassung durchgesetzt, wonach das Bild in der Halbzeitpause entstanden sein sollte (Spielstand 1:1). Warum also hätte Seeler zu diesem Zeitpunkt niedergeschlagen sein sollen? Die Halbzeittheorie wurde jedoch von ihm persönlich gestützt. Immer wieder beteuert er, er habe sich lediglich die Schnürsenkel binden wollen. Außerdem habe, nach Angaben vieler, die Musikkapelle (s Foto) ausschließlich zur Halbzeit gespielt.
Recherchen des Hamburger Instituts für Sportjournalistik, schreibt Trede, hätten jedoch ergeben, dass das Bild nach dem Schlusspfiff entstanden sein müsse. Als Indizien wurden Fotos herangezogen, die unbestritten in der Halbzeit entstanden sind, und deren Personenkonstellation und Spielfeldgeographie analysiert. Außerdem unterstreiche Archivmaterial von konkurrierenden Sportfotografen die Schlusspfifftheorie. Diese wurde seit jeher auch von Rudi Michel – dem unvergessenen Fernsehkommentator des Endspiels – vertreten: ein fraglos glaubwürdiger Zeuge.
Foto: Sven Simon
Mit einer Mischung aus Misstrauen und Augenzwinkern registriert Christian Eichler (FAZ 14.12.) die Entscheidung, das Wembley-Stadion nunmehr doch zu restaurieren. Bisher zeichnete sich mangels Geldquellen ein Scheitern des Vorhabens ab. Der „Tempel des Fußballs“ schien dem Untergang geweiht. Nun haben jedoch die Stadt London, die britische Regierung sowie weitere Sponsoren Zuschüsse garantiert und somit den „Totalschaden fürs nationale Image“ verhindert. An der Diskussion lasse sich nämlich die „selbstironische Opferrolle“ Englands ausmachen, die sich seit dem 5:1 von München allerdings nicht mehr aufrecht erhalten ließ und verschoben habe auf die „Selbsbezichtigung, zur Organisation großen Sports unfähig zu sein“ (alle Zitate Eichler).
Christian Zaschke (SZ 17.08.) ist der Hinweis auf eine Angelegenheit zu verdanken, die belegt, dass auf die Sittenhüter der Bundesliga Verlass ist – und sein muss. Er schildert den Jahre anhaltenden Zwist zwischen den Fans des FC St. Pauli auf der einen Seite sowie den Ordnungshütern des Münchner Olympiastadions und den Offiziellen des FC Bayern auf der anderen. So sei nach Angaben des Münchner Fanbeauftragten Raimond Aumann das Symbol der Hamburger – der Totenkopf samt gekreuzten Knochen – dazulande nicht gerne gesehen. „Im Freistaat Bayern herrschen nun mal andere Regeln und Richtlinien“ (Aumann). 1989 nahm man den Gästen deswegen die Fahnen am Stadioneingang ab. Sieben Jahre später wurde den „gottlosen Gesellen“ (Zaschke) von den Ordnern befohlen, ihre Totenkopf-Pullover links herum zu tragen. Dabei biete gerade das Piratensymbol den Paulianern große Identifikationsofferten. „Es soll den Gegnern Angst machen und davon künden, dass hier die Kleinen kommen, um den reichen Pfeffersäcken die millionenschwere Punkte zu rauben“, und der FC Bayern sei nun mal „die vereingewordene Verkörperung des Pfeffersacks“ (Zaschke).
Dass Rolf Töpperwien einer der gewieftesten unter den Journalisten ist, dürfte weit über die Fachkreise hinaus kein Geheimnis sein. Sein neuester Schachzug untermauert erneut seinen Anspruch als Spürhund der Liga. Thiemo Müller (kicker 10.12.) berichtet, dass es dem ZDF-Reporter gelungen sei, „in den exklusiven Kreis der mannschaftsinternen Weihnachtsfeier des VfL Wolfsburg im noblen Ritz Charlton zu gelangen“, indem er sich für diese als Knecht Ruprecht bewarb. Obwohl die Veranstaltung unter Ausschluss der Journalisten über die Bühne gehen sollte, gab die VfL-Geschäftsführung dem Bewerber den Zuschlag, vermutlich aus Mangel an geeigneten Kandidaten. „Wohl dem, der gelernt hat, mit den „Wölfen“ zu heulen“, so Müller, und man gerät in Versuchung zu ergänzen: zu feiern, zu singen, zu essen undsoweiter.
dazu ein Zitat von Waldemar Hartmann
Nils Havemann (FAZ 23.01.) referiert die Ausführungen Bernhard Siegerts („Ein höheres Walten des Worts. Sportreportagen im deutschen Radio 1923-1933.“ In: Neue Rundschau (4/112), Ffm 2001.), wonach „die Übertragung von Fußball im Rundfunk und später Fernsehen erst durch die moderne Abseitsregel populär werden konnten.“ Die Regeländerung im Jahre 1925 habe Wesen und Attraktivität des Spiels stark innoviert. Bis zu diesem Zeitpunkt verhinderte die bis dahin geltende Abseitsregel flüssige Kombinationen und damit eine fesselnde Funkübertragung. „Der Reporter hatte nämlich die undankbare Aufgabe, eine Partie zu kommentieren, in der die Spieler aufgrund der strengen Abseitsregelung kaum nach vorne zu passen wagten und daher den Ball ständig bei Fummeleien an der Mittellinie vertändelten. Erst mit der Änderung kam jene Dynamik in Spiel, welche die Reportage zu einem aufwühlenden nervenzerreibenden Ereignis machte.“
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