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Zwei Richtigstellungen betreffend öffentlicher Ursachenforschung in Sachen Fußballtaktik.

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Zwei Richtigstellungen betreffend öffentlicher Ursachenforschung in Sachen Fußballtaktik.

Zwei Richtigstellungen betreffend öffentlicher Ursachenforschung in Sachen Fußballtaktik. Verzeihen Sie bitte den belehrenden Tonfall.

1. Christian Wörns (Borussia Dortmund) wurde von den Gästen des DSF-Stammtischs Doppelpass sowie den Pfostenschusszählern vom kicker (Note 5) das erste Gegentor durch den Wolfsburger Klimowicz angelastet, weil er direkt vor dieser Aktion angeblich „völlig falsch reagiert“ habe und „seinen Gegenspieler im Rücken alleine“ (kicker) gelassen haben soll. Richtig ist jedoch, dass der Dortmunder keine andere Wahl hatte, als sich „zum Ball zu orientieren“, was ihm der kicker unberechtigterweise vorwirft. Nämlich ist zu bedenken: Die Wolfsburger führten gerade einen Überzahlangriff durch (3 gegen 2), sodass sich die beiden Abwehrspieler zum Ball hin orientierten und (wie es so schön und oft verächtlich heißt) „im Raum“ staffelten – den ballfernen Stürmer folglich „vernachlässigten“. Hätte Wörns, wie von den „Experten“ im Nachhinein geheißen, Klimowicz „eng“ gedeckt, hätte er diesen sicherlich ausgeschaltet, gleichzeitig jedoch seinen Teamkollegen einer 1:2-Situation überlassen und einen möglichen Torerfolg den Wolfsburger Stürmern erleichtert. Durch Wörns´ Laufbewegung zum Ballführenden hin, hat er den gegnerischen Torerfolg erschwert und damit richtig gehandelt. Dass dieser dennoch gelang, ist der glänzenden Flanke des Wolfsburgers zu verdanken und war im Endeffekt nicht zu verhindern. Der Fehler ist vielmehr in der Tatsache zu suchen, dass die Dortmunder Deckung den Wolfsburgern einen solchen Überzahlangriff gestattete.

2. Oliver Kahn wurde beim Länderspiel gegen die Niederlande (1:3) von der schreiben und sendenden Zunft eine fehlerfreie (teilweise gar brillante) Leistung attestiert. Falsch: Ein Foto (s.u.) belegt, dass er beim 1:2 durch Hasselbaink zu spät (re)agierte, wodurch der den zwar festen, aber unplatzierten Schuss passieren lassen musste. Dazu: Ein Torhüter hat vor jeder möglichen Toraktion eines Gegners einen „Auftaktsprung“ durchzuführen, wobei es hauptsächlich auf das Timing ankommt. Optimal ist dieser gelungen, wenn er exakt zum selben Zeitpunkt landet, wie der Ball das Schussbein des Schützen verlässt. Dies hat muskuläre Vorspannung zur Folge und gewährleistet eine bessere Reaktionsfähigkeit bei der Anschlussaktion (Hecht, Sprung, Faustabwehr etc.): ähnlich übrigens einem Tennisspieler beim Volley am Netz. Schaut man auf das Bild, sieht man jedoch eindeutig, dass der Torschuss des Holländers schon abgeschlossen ist, während Kahn sogar noch in der Luft ist. Durch diese mangelnde Vorbereitungsaktion war es dem Torhüter sodann unmöglich, den Torerfolg zu verhindern. Was übrigens nichts daran ändert, dass der Ballverlust des Mittelfeldakteurs Kehl diese Situation erst ermöglichte. Einem Tor geht schließlich zumeist eine Kette von Fehlern voraus.

Oliver Fritsch

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