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Champions League
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| Dienstag, 6. April 2004FAZ-Interview mit Peter Kenyon, Vorstandschef des FC Chelsea; Damian Duff, Chelseas denkender Flügelstürmer (Tsp) – werden Frankreichs Vereine ihren Erfolg fortführen? u.a.
Duff denkt, sobald er rennt
Wolfram Eilenberger (Tsp 6.4.) porträtiert Damian Duff, Chelseas Stürmer: „Duff macht Druck. Unermüdlich läuft er seine Schleifen. Explosiv tritt er an, bricht wieder ab, schon zeigt er sich am anderen Flügel, wird angespielt, stürmt direkt auf den Außenverteidiger zu, fintiert, erwägt eine Wendung nach Innen, ändert erneut das Spielbein, legt den Ball in den engen, kaum einen Meter breiten Korridor zwischen Gegner und Seitenaus, stößt bis zur Grundlinie durch, um dort den Kopf ein entscheidendes letztes Mal zu heben und den Ball punktgenau ins Zentrum zu flanken. Behaupte noch einer, es gäbe keine Linksaußen mehr. Von all den sagenhaft kostspieligen Zugängen, mit denen Chelsea London diese Saison den Markt beflügelte, war der 24-jährige Ire die beste Investition. Denn was auch immer Herrn Abramowitsch, seinem zweifelhaften Vermögen und den neuen „Chelskis“ aus London widerfahren mag, Damian Duffs Wert wird weiter steigen. Er ist – auf europäischer Ebene – der kommende Flügelstürmer. Duff übernimmt diese Rolle von dem Niederländer Marc Overmars und dem Waliser Ryan Giggs. Während Overmars Reserven nie länger als 45 Minuten währten und der gute Giggs in Manchester zunehmend verloren wirkt, konnte Duff seine Qualitäten in den vergangenen Lehrjahren kontinuierlich verfeinern. Von gedrungener Gestalt und mit jenen Sommersprossen eines Rothaarigen, die in einem Fußballergesicht seit jeher für unbändigen Einsatzwillen stehen, vereinigt Duff den Mut zum riskanten Tempodribbling mit hohem taktischen Talent. Duff denkt, sobald er rennt.“
Es ist vorbei, daß wir ein reiner Kaufklub sind
FAZ-Interview mit Peter Kenyon, Vorstandschef des FC Chelsea
FAZ: Warum ist Chelsea für Sie die „größte Herausforderung im europäischen Klubfußball“?
PK: Nach den Jahren bei Manchester United sah ich hier eine große Chance, nicht nur weil der Besitzer wechselte, sondern weil er bereit war, viel ins Team zu investieren: mehr als hundert Millionen Pfund, und das in einem Markt, der in den letzten Jahren ziemlich flau war. Das bringt Dynamik.
FAZ: Sollen Sie ein neues ManU schaffen?
PK: Ökonomischer Erfolg funktioniert nicht ohne fußballerischen Erfolg. Um ein sehr erfolgreiches Unternehmen wie ManU zu sein, benötigt man Erfolg auf dem Platz. Bei Chelsea stehen wir erst am Anfang eines vergleichbaren Prozesses. Dafür müssen wir nun vor allem eins schaffen: Trophäen gewinnen. Erst um diesen Kern herum kann man die Marke Chelsea stark machen und weitere Geschäftsfelder erschließen.
FAZ: Ist das Vorbild eher Real Madrid, also eine zusammengekaufte Weltelf, Trainer egal – oder ManU: gewachsenes Team, allmächtiger Trainer?
PK: Wir sehen uns mehr in der Rolle, unsere eigenen Fußballer zu entwickeln. Nicht nur große Namen einzukaufen. Es ist nicht unser Ziel, die besten Spieler der Welt zu kaufen, sondern eine der besten Mannschaften der Welt aufzubauen.
FAZ: Bisher haben Sie ja vor allem eingekauft. Nun also ein neues Konzept?
PK: 13, 14 neue Spieler aus ganz Europa zu holen, das hat natürlich eine Menge Aufmerksamkeit auf Chelsea gelenkt. Aber das ist nicht die Strategie, die ich weiterverfolgen will. Weil Chelsea viele Millionen zum Investieren hat, wird jeder Spieler und jeder Trainer sofort mit Chelsea in Verbindung gebracht. Das meiste davon ist Unsinn. Am Ende brauchen wir einen Kader mit 22 oder 23 Spielern, nicht 53.
FAZ: Also diesmal keine Einkaufstour im Sommer?
PK: Wir schließen nicht aus, daß wir auch diesen Sommer Spieler kaufen. Aber vorbei ist, daß wir ein reiner Kaufklub sind. Wir wollen eine Gruppe von Spielern, die mehrere Jahre zusammenspielen, die sich verstehen, zusammenpassen, um Erfolg zu haben, wie Manchester, wie Arsenal. Wir wollen ein Team entwickeln mit einem echten englischen Kern.
(…)
FAZ: Könnten Sie uns bitte kurz anrufen, wenn Sie mit Ottmar Hitzfeld zu Abend essen sollten?
PK: Versprochen. Obwohl ich so schnell nicht mehr mit einem Trainer essen gehen will. Was ist denn da los bei den Bayern? Wollen die ihn tatsächlich loswerden? Ottmar ist doch einer der erfolgreichsten Trainer der Welt.
FAZ: Schade, wir dachten, daß Sie uns das sagen könnten.
Eine Saison in England ist schwer zu planen
Martin Pütter (NZZ 6.4.) sorgt sich um Arsenal London: „Die wichtigste Saisonphase hat für Arsenal schlecht begonnen. Am Samstag setzte es im ersten von vier Spielen in neun Tagen ein 0:1 im Halbfinal des FA-Cups gegen Manchester United ab – und wegen des (ungeahndeten) brutalen Einsteigens einzelner ManU-Spieler fehlen gegen Chelsea möglicherweise Reyes (Bänderzerrung im Knie nach grobem Foul von United-Torschütze Scholes) und Ljungberg (Handgelenkbruch). Zu einer Verschnaufpause kommen die „Gunners“ aber ohnehin nicht. Am Karfreitag steht das Meisterschaftsspiel gegen den wiedererstarkten FC Liverpool auf dem Programm, am Ostersonntag der schwere Gang nach Newcastle. Eine Saison in England ist schwer zu planen. Sicher ist nur, dass die Engpässe gegen Saisonende zunehmen. Die Anhäufung mehrerer Spiele in kurzer Zeit – sogenannt englische Wochen –, meist verbunden mit schweren Gegnern, hinterlässt Spuren. Auch in einem Topteam wie Arsenal (…) Einen empfindlichen Nerv traf Franz Beckenbauer in einem Interview im „Independent on Sunday“: „Es ist kein Zufall, dass die Länder mit den längsten Saisons an grossen Turnieren die Erwartungen nicht erfüllen.“ Das gelte für Spanien und England. Wie könne man da am Ende der Saison in Bestform sein? Das rüttelt Englands Fussball vielleicht auf. Aber bis es zu Änderungen kommt, werden die Klubs wohl noch einige Male englische Wochen erleben.“
Christian Tretbar (FR 6.4.) befasst sich mit Frankreichs Vereinen: “Der Weg zwischen Himmel und Hölle ist kurz in Frankreich. Während noch vor einem Jahr darüber diskutiert wurde, warum die Vereine im europäischen Vergleich nicht konkurrenzfähig sind, herrscht plötzlich ein neues Selbstvertrauen. Denn genau wie Spanien und England haben die Franzosen noch zwei Clubs im Viertelfinale der Champions League: AS Monaco und Olympique Lyon. Dazu gesellen sich noch Olympique Marseille und Girondins Bordeaux im Uefa-Pokal-Viertelfinale. „Das ist das Ende eines jahrelangen Komplexes“, titelt die Sportzeitung L‘Equipe. Frédéric Thiriez, Präsident der französischen Profiliga, spricht gar von einem „historischen Erfolg“. Sechs Jahre ist es her, dass sich Monaco als letzter französischer Club bis ins Halbfinale der Champions League vorgespielt hat. Die Monegassen können dieses kleine Wunder heute wiederholen. Allerdings müssen sie eine 2:4-Niederlage aus dem Hinspiel gegen Real Madrid aufholen. „Das wird schwer, aber träumen dürfen wir noch“, sagt Didier Deschamps, der Trainer des AS Monaco. Lyon läuft morgen einem 0:2 aus dem Hinspiel gegen den FC Porto hinterher. Zudem hat das Team am Wochenende die Tabellenführung durch eine 1:2-Niederlage gegen Olympique Marseille verspielt. „Ich erwarte eine Trotzreaktion“, sagt OL-Präsident Jean-Michel Aulas. Trotz der schlechten Ausgangslage vor den Rückspielen sollen Lyon und Monaco die Antidepressiva der französischen Liga sein. Aber ist der „jahrelange Komplex“ wirklich mit der Teilnahme von zwei Mannschaften im Viertelfinale der Champions League überwunden? Und was ist das überhaupt für ein Komplex? Es ist die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Der Anspruch der Liga, so gut und so erfolgreich zu sein wie die Nationalmannschaft. Die Wirklichkeit der französischen Clubs auf dem europäischen Parkett sieht aber so aus: Der letzte große Erfolg liegt elf Jahre zurück – 1993 gewann Olympique Marseille die Champions League.“