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Sonneborns „böses Spiel gegen Franz“
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| Donnerstag, 10. Juni 2004die Titanic tut alles für den deutschen Fußball (FR)
Die Titanic tut so viel für Deutschlands Fußball – doch wer dankt es ihr? Jürgen Roth (FR 11.6.): “Vor saugenau zehn Jahren, nämlich 1994, wenige Tage vor jenem geistig und zumal „mentalmäßig“ (B. Becker) erhebenden Weltmeisterschaftsturnier in der Sportart Fußball, in dessen Verlauf der gewaltige Germane und Mittelfeldspaziergänger Stefan Effenberg seinen Stinkefinger in Anschlag brachte und darob von B. Vogts und E. Braun (DFB-Zentrale) vorzeitig in die geliebte Heimat zwangsverbracht wurde, hatte der damalige Titanic-Redakteur Gerhard Henschel vor dem Frankfurter Hauptquartier des DFBs eine extrem gewaltlose Sitzblockade veranstalten lassen, um, dem Wohl des deutschen Volkes verpflichtet, der Forderung Nachdruck zu verleihen, den Mittelfeldregisseur Bernd Schuster stracks nachzunominieren. Erfolg dieser Aktion? Null. Das letzthinnige Ergebnis ist bekannt (Bulgarien). Sechs Jahre später stellte es das Frankfurter Satiremagazin geschickter an. Im Juli 2000 versandte die Redaktion ein sprachlich und taktisch versiertes Fax an die Mitglieder des Fifa-Exekutiv-Komitees, das in Genf darüber brütete, wer die Fußball-WM 2006 ausrichten sollte. Das Schreiben, das den hohen Herren im Fall der Wahl Deutschlands „really good sausages“ (Frankfurter oder anderweitige Würste), „a beer mug“ (Übersetzung nicht nötig) und „a wonderful KuKuClock“ (Schwarzwald) versprach, verfehlte seine Wirkung nicht. In der entscheidenden Wahlrunde enthielt sich der neuseeländische Delegierte Charles Dempsey, dem das brisante Betrugspapier am Vorabend unter der Tür durchgeschoben worden war, der Stimme, und Deutschland obsiegte über Südafrika mit 12:11. Deutschland dankte der Titanic und ihrem performanceführenden Chefredakteur Martin Sonneborn den vorbildlichen vaterländischen Einsatz gleichwohl nicht. Am 8. Juli 2000 titelte Bild: „Gefälschte Bestechungsbriefe bei der WM-Entscheidung – Böses Spiel gegen Franz“. Der „geschmacklose Schwindel“, so das Blatt für Geschmackssicherheit und schwindelfreien Hardcore-Fakten-Journalismus, habe „die Grenze der Satire überschritten“. Deshalb veröffentlichten die Springer-Wahrheitshüter die Telefonnummer der Titanic-Redaktion und riefen ihre Leser auf, den Bengeln mal richtig die Meinung zu arschgeigen. Die Ergebnisse sind auf einer ethnologisch unschätzbar wertvollen CD nachzuhören. „Sie sind ein ganz großes Schwein, die Titanic!“ stalinorgelte es da, oder: „Ich wollte nur sagen, dass ihr Arschlöcher seid. Danke.“ – „Alle hinter Gitter! Meine Meinung“, brandete, brandredete und brabbelte es den „vaterlandslosen Gesellen“ entgegen – respektive: „Ihr Schweine! Morgen geht eine Bombe hoch!“ Was hieß: „Sie sollte man auswandern!“ Oder: „Wenn ihr in Amerika wärt, dann wärt ihr direkt am Stuhl!“ Im Grunde aber: „Im Rechtsstaat“, so ein sehr konzis beieinander seiender Anrufer, „gehören Leute wie Sie ins KZ.““