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Prostituierte auf tschechischen Gängen
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| Mittwoch, 16. Juni 2004Tschechien, „der ehemalige Amüsierbetrieb“ (Spiegel)
Prostituierte sollen durch die Gänge gelaufen sein
Hört, hört! Pavel Nedved ist eine Diva, und die disziplinlosen Tschechen verdanken ihre Stärke der Strenge ihres Trainers Karel Brückner. So zumindest lesen wir das bei Michael Wulzinger (Spiegel 14.6.): „Auf der einen Seite stehen Cracks wie Nedved von Juventus Turin, Milan Baros vom FC Liverpool, Jan Koller und Tomás Rosicky von Borussia Dortmund, Jaroslav Plasil vom AS Monaco oder Tomás Galásek von Ajax Amsterdam, die schon in jungen Jahren ins westliche Ausland gelockt wurden, dort bei Topadressen des europäischen Fußballs Titel sammelten und zu Einkommensmillionären avancierten. Auf der anderen Seite steht Karel Brückner, der bei seinen Trainerjobs über die Grenzen der untergegangenen sozialistischen CSSR niemals hinausgekommen ist. Nicht mal nach Prag zog es ihn, er blieb ein Mann für die Provinzclubs. Mal arbeitete der wortkarge Tüftler, der mit seinen Assistenten stundenlang über Standardsituationen und Laufwege brüten kann, bei Vereinen wie Sigma Olmütz, TJ Vitkovice oder Petra Drnovice. Dann wiederum heuerte er beim Verband als Nachwuchs-Coach der U21 an. Brückners Auftrag ist klar: Der Trainer-Dino mit dem weit über die Ohren wuchernden schlohweißen Haar soll der Dompteur sein für die sehr begabten, aber nicht minder verwöhnten Fußball-Diven – eine Autoritätsperson mit Sachverstand und Charisma also, die der Generation Nedved bislang für die großen Siege mit der Nationalelf gefehlt hat. Geradezu bizarr waren die Umstände, unter denen das Team im November 2001 das Ticket für die WM in Südkorea und Japan verschleuderte. Die beiden Relegationsspiele gegen die biederen Belgier verlor es binnen vier Tagen jeweils 0:1. Karel Brückner kennt die Hintergründe, aber er spricht nicht darüber. Etwa, dass einige Profis vor dem Rückspiel in Prag ihre Luxusherberge an der Peripherie der Hauptstadt in einen wilden Amüsierbetrieb verwandelt hatten. Ein Teil der Mannschaft saß nach den Berichten des Hotelpersonals mehrmals bis in die frühen Morgenstunden grölend und saufend im Restaurant. Eine Rezeptionistin bekam einen Weinkrampf, nachdem sie von einem betrunkenen Kicker angemacht worden war. Das Zimmer eines Stürmers war mit Erbrochenem übersät. Prostituierte sollen durch die Gänge gelaufen sein. Das Chaos war möglich, weil Brückners Vorgänger Jozef Chovanec die Kontrolle über das Team längst verloren hatte. Wie zerrüttet die Gemeinschaft war, zeigte sich unmittelbar nach dem Aus gegen Belgien. Torhüter Pavel Srnícek, der sich von den Exzessen fern gehalten hatte, randalierte, tief frustriert über die fahrlässig vergebene WM-Teilnahme, in der Kabine – und machte Nedved, der wie Stürmer Baros vom Platz geflogen war, als einen der Schuldigen an dem Desaster aus. Knapp zwei Monate später übernahm Brückner. Er fand Fußballer vor, unter denen augenscheinlich so etwas wie eine Sehnsucht nach professioneller Führung herrschte. (…) Die Schlüsselfigur war Pavel Nedved. Gerade in den Tagen vor dem EM-Start wurde der Kapitän in zahlreichen Elogen als schweigsamer, höflich-bescheidener Dorfjunge aus dem Plattenbau verklärt. Dabei zählte zu den offenkundigen Schwächen der tschechischen Elf, dass ihr unumstrittener Wortführer im Mittelpunkt jeder Ballstafette stehen wollte. In vielen Gesprächen überzeugte Brückner seinen Superstar, sich mit seinem aggressiven, laufintensiven und fintenreichen Spiel wie bei Juventus Turin in den Dienst der Mannschaft zu stellen.(…) Ausgewiesene Kenner der tschechischen Fußballszene wie Spieler-Agent Pavel Paska, der mehr als die Hälfte der aktuellen Nationalkicker des Landes in den Westen transferiert hat, bescheinigen Brückner „eine integrative Kraft“. Die Spieler haben ihrem Trainer den Spitznamen „Klekih-petra“ verpasst, weil er, wie sie finden, aussehe wie der weise Schulmeister der Apachen in dem Film „Winnetou I“.“