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Ball und Buchstabe

Teures Bier

Oliver Fritsch | Montag, 21. Juni 2004 Kommentare deaktiviert für Teures Bier

Matti Lieske (taz 21.6.) findet, dass das Bier in Portugal zu teuer ist: „“Wir möchten hier Gäste, die Geld, Geschmack und Erziehung besitzen“, sagt der Betreiber eines der gediegenen Etablissements an den Docks von Lissabon, dort, wo auch die Yacht des Ölmilliardärs und FC-Chelsea-Besitzers Roman Abramowitsch ankert. Der wäre wahrscheinlich – nicht zuletzt wegen der primär genannten Eigenschaft – willkommen in den Restaurants, Bars und Diskotheken jener Zone. Den gemeinen Fußballfan trifft die Beschreibung eher nicht, zumal der Barbesitzer noch deutlicher wird: „Wir wollen adrette Leute, keine enormen, muskulösen Kerle, die mit Tätowierungen übersät sind und literweise Bier in sich hineinschütten.“ Große Furcht muss der gute Mann nicht haben, dass sein nobler Laden das Flair einer Liverpooler Hafenbar oder Neuköllner Kameltränke übergestülpt bekommt, denn der von ihm angesprochene Gästetyp vergnügt sich vorzugsweise im Stadtzentrum, wenn er nicht gerade an den Stränden außerhalb von Lissabon oder an der Algarve sein Wesen treibt. Im Badeort Cascais hat man sich entsprechend vorbereitet. Metallrollläden, Überwachungskameras, private Sicherheitsdienste sollen Übles verhindern, was bisher auch weitgehend funktioniert hat, Bier wird meist nur in Plastikbechern ausgeschenkt. Man hat schließlich langjährige Erfahrung mit Touristen. „Auch ohne Fußball trinken die Ausländer immer zu viel und dann machen sie Ärger“, lautet das ziemlich einhellige, wenig schmeichelhafte Verdikt über Europas Restbevölkerung. Der Wunsch, möglichst viel durch die Europameisterschaft zu verdienen, und die Furcht, sich Probleme einzuhandeln, stehen im stetigen Wettstreit miteinander. (…) In der „Rua Augusta“ sind jetzt wieder Engländertage, also Alarmstufe eins, obwohl die Hysterie, welche die britischen Fußballfans allenthalben auslösen, bisher durch die Zahl der tatsächlich schwerwiegenden Vorfälle kaum gerechtfertigt wird. Die meiste Zeit geben sie sich – lautstark, aber, nun ja, manierlich – dem gesteigerten Bierkonsum hin und zahlen auch friedlich die horrenden Preise. „Die Engländer haben sich nicht beschwert, nur die Portugiesen“, berichtete ein Verkäufer in Coimbra, wo am Tag des Spiels England – Dänemark der Preis für einen Becher Bier auf 4,50 Euro kletterte. Begründet wurde der schamlose Wucher von einem Händler allen Ernstes damit, man habe den extensiven Bierkonsum einschränken wollen. Mission verfehlt, lässt sich da nur sagen, was sich spätestens zeigte, als betrunkene Briten nach dem 3:0 von einer Brücke in den strömungsreichen Mondego-Fluss hüpften, obwohl einige nur sehr rudimentär schwimmen konnten. Soweit bekannt, sind alle trotzdem wieder an Land gelangt.“

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