Strafstoss
Strafstoß #10 – Flasche leer – Pegelstand der Gruppe D
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| Mittwoch, 23. Juni 2004von Jens Kroh
Als letzte EM-Vorrundengruppe hat nun auch Gruppe D ihren Vorrundensieger beziehungsweise -zweiten gekürt. Die mit den konsumstärksten Biernationen Europas Tschechien, Deutschland, Niederlande und Lettland besetzte Gruppe (in der fränkischen Mundart eines Lothar Mathäus’ und in soziologischer Perspektive auch als beer-group zu bezeichnen) wird – kaum überraschend – von der Tschechischen Republik angeführt. Das Land von Budvar und Pilsner Urquell kennt nicht nur den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch des Gerstensaftes, sondern weiß auch durch gepflegtes Passspiel und prickelnde Toraktionen zu überzeugen. Schlank und spritzig in der Note, wie es sich für ein untergäriges Bier von Pilsener Machart gehört, zieht der östliche Nachbar souverän in das 0,25-Finale ein.
Tschechien folgt, anders als von der Bierkonsum-Weltrangliste vorgesehen, weder Irland, noch Deutschland. Die Iren konnten wohl den Ausfall ihres Führungsspielers Duff nicht kompensieren. Auch die drittstärkste Biernation Europas hadert seit längerem mit einem sinkenden Pro-Kopf-Verbrauch, was sich nicht zuletzt im sportlichen Ergebnis niederschlägt. So ist es dem expandierenden Biermogul Heineken samt seinen holländischen Konsumenten gelungen vor Deutschland einzukehren. Obgleich dem geschätzten niederländischen Nachbarn das hiesige Reinheitsgebot fehlt und auch Probleme in der beer-to-beer communication (b2b) zwischen Trainer, Spielern und Journalisten zu beklagen sind, gelingt es ihnen, die Thekenfreunde respektive Sportkameraden aus Deutschland und Lettland hinter sich zu lassen.
Die Deutschen scheinen nicht zuletzt geschwächt durch eine überkomplexe Bierlandschaft, die zum Teil bekannte föderale Probleme widerspiegelt. Trotz des Genusses von durchschnittlich annähernd 120 Litern Bier pro Kopf und Jahr (Verbandsobere scheinen ihren eigenen freiwilligen Beitrag in der Bitburger-Vernichtung zu leisten) kommt Deutschland das Fehlen eines bewährten (Auf)Stoss-Stürmers wie Oliver Bierhoff und der Nachwuchskraft Daniel Bierofka teuer zu stehen. Auch der Kölsche Jung Lukas Podolski, der dem deutschen Spiel in den Schlussminuten eine obergärige Note verlieh, konnte das Scheitern nicht verhindern. Hinter sich lassen vermochte die Mannschaft lediglich den Neu-Ankömmling aus Lettland (bevorzugtes isotonisches Hopfengetränk: Aldaris). Vielleicht mag dies auch daher rühren, dass die russische Bevölkerungsminderheit dem Bier den Konsum anderer Alkoholika vorzieht. Ein enttäuschender Abschluss für die Anhänger der deutschen Elf: Bier haben fertig!!