Ball und Buchstabe
Hammerschläge am Tag der Sankt Joao
Kommentare deaktiviert für Hammerschläge am Tag der Sankt Joao
| Freitag, 25. Juni 2004Matthias Koch (Neues Deutschland 25.6.) berichtet gute Stimmung in Porto: „Die Innenstadt von Porto war dicht, und die Uhr zeigte kurz nach Mitternacht. Nur mit viel Mühe und großer Überredungskunst bahnte sich unser Auto den Weg durch die vielen Polizeisperren. Bis in mein Hotel, das nur einen Steinwurf vom Zentrum entfernt liegt, waren laute Musik und Stimmengewirr zu hören. Ich ging noch einmal die wenigen Meter zum Praca da Liberdade herunter und traute meinen Augen nicht. Dort, wo sonst Fußballfans aus Schweden, Dänemark, Deutschland oder den Niederlanden laut umherziehen, waren nunmehr tausende Portugiesen fast unter sich. Wie jedes Jahr feierte Porto in der Nacht vom 23. zum 24. Juni den Tag der Sankt Joao. Bis zum frühen Morgen sangen und tanzten die Leute durch die Straßen. Am auffälligsten wirkten jedoch die vielen kleinen und quietschenden Spielzeughämmer, mit denen sich die Leute immer wieder auf die Köpfe schlugen. Die gab es an jeder Straßenecke für einen Euro zu kaufen. Sie sollen Glück bringen, meinte die Dame in der Rezeption meines Hotels. Der Schlag auf dem Kopf für mehr Glück des Geschlagenen? Wenn’s so leicht wäre. Als dann ein Feuerwerk die Stadt in glitzerndes Licht tauchte, wurde es in der alten Hafenstadt romantisch. Sogar McDonald’s zeigte Abstand, indem es entgegen sonstigen Gepflogenheiten nach der Geisterstunde nicht mehr geöffnet hatte. Für einen Moment vergaß ich den Fußball und die EM – bis die ersten überglücklichen niederländischen Fans wieder aus Braga vom siegreichen Spiel gegen Lettland zurückkehrten. Ihr Orange wirkte auf mich auch wie ein Hammerschlag, der schmerzhaft in Erinnerung rief, dass die deutsche Mannschaft aus dem Turnier ausgeschieden ist…“