Strafstoss
Strafstoß #13 – Liebe ARD-Hotline – Was ich schon immer über Fußball wissen wollte, aber bisher nicht beantwortet bekommen ha
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| Montag, 28. Juni 2004von Mathias Mertens
Da ich jedesmal, wenn ich Dich anrufe, einen einzelnen Callcenter-Agenten am Telephon habe, der mir mit meinen Anfragen nicht weiterhelfen kann, schreibe ich Dir jetzt diesen Brief in der Hoffnung, dass meine Fragen auf diese Weise die Runde in Deinen Hundertschaften an Experten machen können. Also ohne weitere Umschweife frisch heraus gefragt:
1. Warum trägt Didi Hamann immer lange Ärmel? Spontan hätte ich ja gesagt, dass er eine Hautkrankheit damit verbergen will, Schuppenflechte etwa oder Gürtelrose gar. Doch dann meinte ich mich erinnern zu können, ihn auch mal kurzärmlig gesehen zu haben, und wenn man das Bedürfnis hätte, den Makel zu verstecken, dann würde man das ja wohl immer tun, oder? Also hatte ich eine zweite Theorie: Er möchte sich vor Hautverletzungen schützen, Abschürfungen beim Reingrätschen in den Mann zum Beispiel. Weil er weiß, dass er das im Spiel ganz sicher ausgiebig tun wird, baut er schon mal vor. Oder will er mit den langen Ärmeln symbolisieren, dass er der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz ist? Das wäre für den Literaturwissenschaftler in mir eine äußerst befriedigende Erklärung. Ich fürchte allerdings, dass sie nur auf dem Papier funktioniert. Bliebe der ziemlich lahme Grund, dass lange Ärmel in der Premier League üblich sind und er sich daran gewöhnt hat. Bitte sagt mir, dass mehr dahinter steckt!
2. Was haben Torwarte in den kleinen Täschchen, die sie hinter sich liegen haben und so akkurat mit sich herumtragen, wenn sie vom Feld traben? Da werden doch sicherlich nicht Lippenstift, Bürste, Portemonnaie, Pfefferminzpastillen und zwei Tampons drin sein. Aber was braucht ein Torwart denn so während des Spiels, um sich wieder herzurichten? Einen Labello, wenn die Sonne mal wieder ungünstig ins Gesicht scheint und die Lippen austrocknet? Ein Handy, um zwischendrin taktische Anweisungen des Trainers zu erhalten oder, wenn sich mal wieder alles im gegnerischen Strafraum abspielt, schon mal die Jungs zusammenzutelephonieren, um nachher ins P1 zu gehen? Ein Knoppers, um mal vom Defensivstress runterzukommen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen? Vielleicht auch das Diktiergerät, um Direktschilderungen des Berufsalltags für die Autobiographie festhalten zu können? Liebe Hotline, Du kennst doch bestimmt den Sepp. Hau den doch mal an für mich!
3. Alle reden von seinen Haaren, aber wie macht der Günter Netzer das eigentlich mit seinen Zähnen? Die strahlen und glänzen und blitzen so ebenmäßig und schlehenblütenweiß bei seinen klugen Kommentaren und seinem spitzbübischen Lächeln, dass es eine wahre Freude ist. Die will ich auch haben! Meine staksen nur so stumpf vor sich hin in meiner Mundhöhle, leicht ins Elfenbeinene hineinschimmernd, mit Plombentrichtern versehrt und insgesamt etwas müde daherkommend. Was muss ich tun? Jede Stunde Colgate Sensation White über den Zahnschmelz schmirgeln? Die elektrische Zahnbürste zum Schwingschleifer umbauen? Oder – ich mag allerdings nicht daran glauben – mir von dem Bundesligaübertragungsrechtegeld einen flotten Satz Jacketkronen einsetzen lassen? Das darf doch nicht die Wahrheit sein. Lasst mir meinen Glauben!
4. Wer legt dem Reinhold Beckmann eigentlich immer die ganzen lustigen Zettel hin, von denen er immer während der Spielkommentierung abliest? Lenkt den doch nicht immer so ab! Der kommt ja gar nicht mehr dazu, das Spiel zu gucken und irgendwas darüber zu sagen. Da tobt sich doch irgendein in Klagenfurt abgewiesener Möchtegernliterat aus, mit so schiefer Metaphorik wie „jedes Spiel hat einen eigenen Herzschlag“, um dann dem momentan ablaufenden an das EKG zu schließen. Warum, verehrter Unbekannter, tust Du unserem Reinhold so was an? Lass den bitte in Ruhe! Dann kann er endlich wieder auf den Platz schauen und seinen Sachverstand einsetzen.
Ich hätte ja noch viel mehr Fragen, aber ich will es für den Anfang mal bei diesen vier belassen, sonst kommst Du ja zu nichts mehr.
In gespannter Erwartung der Antworten Dein
Mathias