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Internationaler Fußball

Meine Kehle, die Wüste Gobi

Oliver Fritsch | Donnerstag, 1. Juli 2004 Kommentare deaktiviert für Meine Kehle, die Wüste Gobi

Für Hollands und Portugals Küche verteilt Jim White (Telegraph 30.6.) keine Sterne: „Im Fußball, bist du was du isst. Vor einer Woche reflektierte Tony Adams in einem Zeitungsinterview seine erste Saison im Management in Wycombe und beklagte sich über die Auswahl des Essens einiger seiner Spieler. „Ich sah einen von ihnen einen Apfel direkt vor einem Spiel essen,“ sagte er. „Ich meine, wo fängst du bei jemandem an, der etwas so falsches macht?“ Verglichen mit, sagen wir, einem Big Mac und einer halben Gallone Cola, scheint ein Apfel vor dem Spiel ein mildes diätetisches Vergehen. Aber Adams war von diesem Kernfehler aufgebracht. Von Arsène Wenger geschult, ist er ein Mann, der überzeugt davon ist, dass nur der feinste Qualitätskraftstoff, zum richtigen Zeitpunkt eingenommen, den Motor eines Körper zum Schnurren bringt. Nun, wie erklärt dies dann die Anwesenheit, von zwei der schlimmsten kulinarischen Traditionen in Europa im Halbfinale der EM 2004. Und ja, aus Britannien kommend ist mir bewusst, dass Töpfe und Kessel wohl involviert sind. Außer, dass das Menü im Durchschnittspub in Grantham umfangreicher ist als beinahe alles Erhältliche, was ich jemals in Holland gefunden habe. Dort, machen sie Käse, der wie Seife schmeckt, und der Gipfel der Auswahl ist das Angebot von Mayonnaise oder Ketchup zu ihren Fritten. Kein Wunder, dass wo auch immer Sie in der Welt hinreisen, werden Sie Holländer treffen, Repräsentanten einer Nation, die aus der Heimat flüchten, um etwas anständiges zu Essen zu finden. Obwohl Portugal ein wunderbares Land ist, ist es kein besserer Platz für eine Mahlzeit. Nach zwei Wochen in dem Land, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die seltsamen Öffnungen, die allmählich an meinem Hals erscheinen, Kiemen sind. Die Portugiesen haben eine Vorliebe für Fisch. Oder eher, für zwei Sorten Fisch. Sardinen, gegrillt serviert mit Salzkartoffeln, sind die ersten Male, wenn du sie hast, köstlich, aber verblassen nach dem 45. Mal – besonders als eine Frühstücksoption. Der andere portugiesische Fischspeise ist „Bacalhau“ oder: gesalzener Stockfisch. Mit der Betonung auf gesalzen. Eines Nachts in einem Restaurant in Lavadores probierte ich Bacalhau spezial vom Chefkoch. Es als salzig zu beschreiben, ist kaum an der Oberfläche seines Salzgehalts zu kratzen. Dies war ein Stück Fisch, der anscheinend direkt aus den Salzminen in Northwich gehauen wurde. Nach drei Gabeln voll seiner augentränenden Krustigkeit, konnte ich nicht weiter und versteckte den Rest unter dem Salat, um den freundlichen Kellner nicht zu verärgern. Ich dachte, ich wäre damit durchgekommen, aber dann verbrachte ich die Nacht damit, eine Flache Mineralwasser zu verdrücken und zu versuchen, meine Kehle zu besänftigen, die einen passablen Eindruck der Wüste Gobi machte. (…) Und doch, im Halbfinale ist die Fritte mit Ketchup mit dem salzigen Stockfisch konfrontiert. Entlang des Wegrandes gefallen sind die feinen Soßen der Franzosen, die gesunde Pasta der Italiener, die herzhafte Paella der Spanier, plus einige deutsche Würste, einige Streifen dänischen Specks, eine schwedische Mischung und der feinste Yorkshire Pudding, den Jamie Oliver hervorzaubern kann. Was würde Wenger daraus machen? Aber dann las ich diesen Morgen in der Zeitung etwas, das es erklären könnte: Der menschliche Körperbau ist am besten mit einer unbeugsamen Fischdiät bedient. Anscheinend hat sich das Gehirn wenig verändert, seit es vor mehreren Billionen Jahren im Wasser geformt wurde, oder ungefähr die Zeit, in der Sven-Göran Erikssons Taktik für dieses Turnier ausgedacht worden ist. Sogar nach all der Zeit auf trockenem Land arbeitet das Gehirn am besten, wenn es regelmäßig mit Omega-Ölen aus der Meeresnahrungskette versorgt wird. Gewöhnlich reichte Rindfleisch und Hühnchen bis zu einem gewissen Grad, aber intensive, industrialisierte Landwirtschaftsmethoden haben das Omega weitestgehend aus der Ausstattung des Fleisches verschwinden lassen. Wir brauchen Fisch. Besonders öligen Fisch, den Wissenschaftler zufolge. Von denen der öligste die Sardine ist.“

David Beckham hat in der Sonntagsausgabe des Observer (27.6.) erstmals zugegeben, dass er nicht fit genug sei, Englands Mannschaft zum Sieg bei der EM 2004 zu führen – und dass seine persönlichen Probleme auf und auch neben dem Platz eine große Rolle dabei gespielt hätten. Der englische Kapitän, der schwer kritisiert wurde für seine größtenteils „zurückhaltende“ Vorstellung in Portugal, gibt zu, dass sein Potenzial in Sachen Fitness beim spanischen Club nicht voll ausgeschöpft wurde und er weit hinter seiner eigentlichen Leistungsfähigkeit steht. Beckham sagt: „Ich denke nicht, dass wir in Madrid soviel für die körperliche Fitness tun wie damals in Manchester“. Beckham weiter: „Ich fühlte mich in der zweiten Hälfte der Saison lange nicht so fit wie in der ersten Hälfte. Vielleicht ist das aber im spanischen Fußball auch einfach so.“ Auf die Frage, ob sich sein Fitnessrückstand auf die EM ausgewirkt hat antwortet er: „Ja, vielleicht hat er das!“ Beckham hatte sich immer wieder rechtfertigen müssen, spätestens seitdem England im Elfmeterschießen gegen Portugal ausgeschieden war. Stimmen aus dem Camp der Engländer zufolge sei er weit hinter seiner idealen Fitness gewesen, als er dem englischen Team in Portugal beiwohnte. Fitnesstrainer hatten ihm Extra-Einheiten aufgebrummt. Beckham erinnert ebenfalls an diverse Probleme in seinem Privatleben. Die zwei Affären mit anderen Frauen und die damit verbundene Untreue zu seiner Ehefrau Victoria hätten ihm gewaltig zugesetzt. „Es war sehr hart in dieser Saison, auf und auch neben dem Platz wegen verschiedener Situationen in meinem Leben, aber ich bin stark genug.“, sagt er. „Ich muss stark sein, denn ich bin Ehemann und habe zwei Söhne, um die ich mich kümmern muss. Wenn ich am Boden bin, helfen sie mir wieder auf die Beine, sind sie am Boden und brauchen meine Hilfe, bin ich für sie da!“ Er verspricht: „Ich werde das bewältigen!“

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