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Zwei Portraits Luis Figos

Oliver Fritsch | Sonntag, 4. Juli 2004 Kommentare deaktiviert für Zwei Portraits Luis Figos

Figo wünscht Einbrecher in seine Privatsphäre zur Hölle (FAS) / Manchmal benimmt sich Luis Figo wieder, als wäre er auf dem Bolzplatz (NZZaS) u.v.m.

Manchmal benimmt sich Luis Figo, als wäre er auf dem Bolzplatz. Georg Bucher (NZZaS 4.7.): „Seine beste Zeit erlebte der portugiesische Fussball in den sechziger Jahren. Benfica gewann gegen Barcelona und Real Madrid den Europacup der Landesmeister, die Auswahl scheiterte erst im WM-Halbfinal 1966 am späteren Champion England. Oft zeigt das Fernsehen noch die Bilder von Eusebios Tränen im Wembley, denn Portugal identifiziert diese Epoche mit dem „schwarzen Panther“, einer Lichtgestalt des Weltfussballs. Rund vier Jahrzehnte später könnte sich der Kreis triumphal schliessen. Porto hat den Uefa-Cup 2003 und die Champions League 2004 geholt, die Nationalmannschaft greift erstmals nach den Sternen. Ihre unbestrittene Leitfigur Luis Figo würde für den EM-Titel seine Trophäensammlung hergeben. Anderthalb Jahre vor der Nelkenrevolution 1974 geboren, gehört Figo einer Zwischengeneration an. Wie viele talentierte Strassenfussballer wuchs er in einfachen Verhältnissen in der Umgebung von Lissabon auf, wurde aber gezielter und professioneller gefördert als seine Vorgänger. Den Systemwechsel vollzog Mitte der achtziger Jahre Carlos Queiroz, Figos sportlicher Ziehvater. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Trainingsmethoden, besserer Infrastrukturen und regionaler Vernetzung gelang es dem für alle Jugendauswahlen zuständigen Sportlehrer, ballverliebten, virtuosen Individualisten Teamgeist zu vermitteln. Figo hat dies stärker verinnerlicht als beispielsweise Rui Costa und gilt auch in Madrid als exemplarischer Mannschaftsspieler. Nur wenn es nicht nach Wunsch läuft, machen sich die alten Instinkte wieder bemerkbar. Dann vagabundiert er über das Spielfeld und glaubt, wie früher auf dem Bolzplatz alles selber machen zu müssen. An den Seiten kommt seine offensive Dynamik, Dribbelkunst, schneller Antritt und präzise Flanken, wirkungsvoller zur Geltung. Zur Persönlichkeit gereift ist Luis Figo in Barcelona; zur charismatischen Gestalt in Madrid. Deshalb hat ihn Portugal auf eine Stufe gestellt mit dem „Botschafter“ Eusebio.“

Versicherungsfachmann, Zahnarzt, Haushaltswarenhändler und Finanzberater

Was machen Schiedsrichter nebenbei, Daniel Puntas Bernet (NZZaS 4.7.)? „Während der Tscheche Baros, der Portugiese Maniche und Englands Rooney von der Welt geliebt, den Medien hofiert und vom Geschäft vergoldet werden, geben sich Fussballschiedsrichter selbstlos und leben, nebst immerhin anständigen Entschädigungen, im besten Fall von einem anerkennenden Schulterklopfen des inspizierenden Funktionärs. Wen wundert’s also, wenn es die Alphatiere der Branche nach noch mehr guten Taten und öffentlicher Aufmerksamkeit dürstet. Der Schwede Anders Frisk ist nebenbei IKRK-Botschafter für Afrika, der Deutsche Markus Merk leitet in Südindien ein Kinderdorf, und der Italiener Pierluigi Collina, glatzköpfige Galionsfigur des Klubs der schwarzen Männer, publizierte nach der WM vor zwei Jahren seine Schiedsrichtererfahrung in Buchform. Im richtigen Leben sind die Herren Versicherungsfachmann, Zahnarzt und Finanzberater. Urs Meier versucht es auf seine Weise. Der Haushaltswarenhändler gründete seinen eigenen Fanklub und moderiert nebenbei auf einem Zürcher Lokalfernsehsender Sporttalks. Dass er sich aus Publicity-Gründen in die Fifa-Schiedsrichterin Nicole Petignat verliebte und mit ihr vor kurzem zusammenzog, will man ihm nicht unterstellen – in die People-Magazine brachte es ihn allemal.“

Figo wünscht Einbrecher in seine Privatsphäre zur Hölle

Thomas Klemm (FAS 4.7.) bringt uns Luis Figo näher: „Dreizehn Jahre, seit dem Titel bei der Junioren-WM in Portugal, hat Figo darum gespielt, einmal in einem großen Fußballfinale zu stehen; dreizehn Jahre, in denen nicht er, sondern die Gesellschaft drum herum sich geändert hat. Sie interessiert sich immer noch für seine Dribblings, seinen Antritt, seine kurzen Pässe und langen Flanken, aber eben auch für seine Frau (das schwedische Fotomodell Helen Svedin), für seine Autos (er besitzt einen Mercedes in Madrid sowie einen Jeep in Portugal), für den größten Luxus, den er sich gönnt (teure Armbanduhren). Als er vor drei Jahren seine langjährige Lebensgefährtin heiratete – im Sommer, in der Spielpause, versteht sich –, lud Figo Familie, Freunde und Kumpels aus seinen Mannschaft an einen geheimen Ort. Ein paar Paparazzi hatten dennoch die Villa an der Algarve ausfindig gemacht, sich angeschlichen, ehe sie erst von den Sicherheitskräften und dann von Figo selbst entdeckt wurden. Auf ihren Fotos sieht man ihm an, daß er die Einbrecher in seine Privatsphäre zur Hölle wünscht. Solange er seine öffentlichen Auftritte mitbestimmen darf, erfüllt der Portugiese die öffentliche Sehnsucht nach dem schönen Schein. Er hat für Modeaufnahmen posiert, winkt bei gesellschaftlichen Ereignissen lässig mit der linken Hand, während er mit der rechten die Hand seiner Frau hält. Mit David Beckham, dem Glamourboy im Weltfußball, versteht er sich gut. Sein englischer Mitspieler von Real Madrid fragte sich, nachdem Figo vorige Woche verschwunden war, sogar bis zum Schwimmbecken durch, um mit ihm das Trikot zu tauschen. Luis Figo gilt auch in seinen Mannschaften als zurückhaltend, aber einflußreich. Man schätzt seine Spielweise im Dienste des Kollektivs, vertraut seinem Urteil.“

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