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Schranziger Teil des Systems Rehhagel

Oliver Fritsch | Dienstag, 6. Juli 2004 Kommentare deaktiviert für Schranziger Teil des Systems Rehhagel

Jetzt ist auch Otto Rehhagel aus dem DFB-Trainerkarussell ausgestiegen, Michael Horeni (FAZ 6.7.): „Damit wäre dem Verband 704 Tage vor der Weltmeisterschaftseröffnung noch ein weiterer Kandidat für den Posten des Bundestrainers abhanden gekommen. Nach Rudi Völlers Rücktritt und der Absage des Wunschkandidaten Ottmar Hitzfeld wurde Rehhagel vielfach als größte Hoffnung auf eine sportlich erfolgreiche Weltmeisterschaft gehandelt. Die sogenannte Findungskommission, die Gerhard Mayer-Vorfelder ebenso wie sein Stellvertreter und potentieller Gegenkandidat Theo Zwanziger sich als ein Ergebnis der Beratungen an diesem Montag in Frankfurt wünschten, soll in den kommenden Tagen die Lage auf dem Trainermarkt sondieren – gleichgültig ob Rehhagel verfügbar ist oder nicht. Mayer-Vorfelder lehnte es vor der Sitzung ab, einen Trainernamen in die Diskussion zu bringen. „Wir müssen uns erst einmal über das Verfahren unterhalten und dann mit einem Kandidaten Gespräche führen. Ich halte nichts davon, Namen zu verbrennen.“ Er werde „keine Ausgrenzung“ vornehmen, sagte der DFB-Präsident, aber er persönlich wünsche sich eine Trainerlösung über die WM 2006 hinaus. Er bekräftigte auch den Willen, einen ausländischen Trainer zu verpflichten, falls man keinen deutschen Fußballehrer „für geeignet hält“. Gute Deutschkenntnisse seien aber Vorraussetzung.“

Otto Rehhagel ist jetzt für das größte Fußballwunder eines deutschen Trainers seit 50 Jahren verantwortlich

Stefan Hermanns (Tsp 6.7.) glaubt das noch nicht: „Das System Rehhagel wird gelegentlich als Ottokratie bezeichnet, wobei nicht ganz klar ist, worin eigentlich der Unterschied zur lautlich verwandten Autokratie besteht. Jedenfalls hat dieses System eine Reihe von Hofschranzen hervorgebracht, und die schranzigste ist der ZDF-Reporter Rolf Töpperwien. Seit Jahrzehnten begleitet er das Wirken des Otto R. ohne jegliche Distanz. So wünscht sich Rehhagel seine Journalisten. Am Sonntag nach dem Finale kam Töpperwien gemeinsam mit der griechischen Delegation zur Pressekonferenz: Er strahlte, umarmte alle, die nicht schnell genug flüchten konnten, und lachte natürlich am lautesten, wenn sein Meister einen Witz gemacht hatte. Es sah sogar so aus, als würde Töpperwien die Goldmedaille des Europameisters um den Hals tragen. Es war aber nur seine Akkreditierung. Wohin das alles noch führen wird, ist absehbar. Töpperwiens Arbeitgeber, das ZDF, unterstützt nach Kräften Rehhagels noch nicht erklärte Kandidatur für das Amt des Bundestrainers, und selbst die „Bild“-Zeitung, zu Bremer Zeiten des Trainers Lieblingsfeind, hat schon auf ihrer Titelseite gefleht: „Jetzt muss Rehhakles Deutschland retten.“ Und Bundestrainer werden. Rehhagel sagte nach dem Finale, er werde nur über seine Jungs sprechen: „Es wäre fatal, wenn ich auch nur ein Wort über andere Dinge verlieren würde.“ Was aber wäre fatal daran, wenn Rehhagel sein Interesse am Posten des Bundestrainers abstritte, weil er keines hat? Aber Rehhagel hat es immer als seinen Lebenstraum bezeichnet, die deutsche Nationalmannschaft zu trainieren. Vermutlich bekommt er jetzt zum ersten Mal die Gelegenheit, sich diesen Traum zu erfüllen. In Deutschland jedenfalls wird der Ruf noch Rehhagel noch anschwellen. Daran wird sich auch nicht viel ändern, nachdem der griechische Verbands-Präsident Vasilios Gagatsis bereits verkündet haben soll: „Otto hat bei uns gerade verlängert – nicht nur bis 2006, sondern sogar bis 2008. Er wird bei uns in Rente gehen. Das hat er selbst zu mir gesagt.“ Otto Rehhagel ist jetzt für das größte Fußballwunder eines deutschen Trainers seit 50 Jahren verantwortlich.“

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