WM 2006
Goldene WM-Gedenkmünze finanziert André Heller
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| Donnerstag, 8. Juli 2004Michael Reinsch (FAZ 8.7.) hört die Münzen rollen: „Bei wenigen Themen seines Ressorts ist Bundesinnenminister Otto Schily so engagiert und voller Vorfreude wie bei der Fußball-WM 2006. Als er am Mittwoch im Kabinett mit Verve über den Stand der Vorbereitung, insbesondere des Kunst- und Kulturprogramms zur WM sowie der umstrittenen Vor-Auftaktfeier in Berlin, berichtete, unterbrach ihn Finanzminister Hans Eichel mit dem Zwischenruf: „Aber das kostet doch alles!“ Schilys Erwiderung ging in die Kabinettsrunde: „Wollt ihr da mit einer Multikulti-Truppe aus Kreuzberg antreten?“ Die Bundesregierung will die Weltmeisterschaft im Wahljahr laut Schily zur Darstellung Deutschlands „als modernes, fröhliches, weltoffenes und im Sinne des Bundespräsidenten Köhler optimistisches Land“ nutzen. Bei der Finanzierung des Kulturprogramms, das der WM vorausgeht, erhält die Regierung überraschend Unterstützung. Die Fifa will sich engagieren. Fifa-Präsident Josef Blatter habe Bundeskanzler Gerhard Schröder einen namhaften Betrag versprochen, sagte Schily. Nach Informationen der FAZ handelt es sich dabei um mehrere Millionen Euro. Das Kulturprogramm mit einem Budget von 30 Millionen Euro wird bislang ausschließlich vom Bund bestritten.“
Javier Cáceres (SZ 8.7.) spielt die Kugel weiter: „Mehr als 20 Millionen Euro hat der Minister für die Party in den Sportetat gestellt, die Mittel für die von André Heller zu konzipierende Feier sollen durch eine goldene WM-Gedenkmünze und einen „namhaften Betrag“ der Fifa bestritten werden. Es handle sich also nicht um Steuermittel, sagte Schily – und warf Klaus Riegert, Sportsprecher der CDU/CSU-Fraktion, indirekt vor, „falsche Legenden in die Welt zu setzen.“ Riegert hatte von Steuermitteln gesprochen – allerdings aus nachvollziehbarem Grund: Aus dem Haushaltsentwurf, der Ende Juni vom Kabinett beschlossen wurde, war nicht ersichtlich, woher das Geld für die Eröffnungsfeier stammen sollte. Mangel an Kommunikation? „Ich fühle mich nicht informiert“, sagte Grünen-Sprecher Winfried Hermann, der zwar Verständnis dafür zeigt, „eben keinen 08/15-Pomp“ anzubieten, aber wissen will, wie Hellers Konzept aussieht, bevor er mitjubelt. „Die Regierung muss sich dem Parlament stellen“, sie dürfe „nicht den Eindruck erwecken, als sei die WM ihre eigene Veranstaltung“. Dass sie „gerade in Zeiten knapper Kassen Nachfragen“ ertragen müsse, weshalb Geld für ein Fest, aber nicht mehr für die Sportstättenförderung Ost da sei, sei „selbstverständlich“, sagt Hermann – und findet Schilys Kritik an der Kritik erstaunlich: „Er war mal ein sehr kritischer Parlamentarier.““