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Deutsche Elf

Staatstragender Ton und amateurhaftes Krisenmanagement

Oliver Fritsch | Dienstag, 13. Juli 2004 Kommentare deaktiviert für Staatstragender Ton und amateurhaftes Krisenmanagement

an der Trainersuche und bei der Diskussion um die Zukunft des deutschen Fußballs beteiligen sich (zu) viele (FAZ) – der Erfolg der U19 zeigt, dass es erstens um den Nachwuchs nicht so schlecht steht und zweitens, dass es gute deutsche Trainer gibt, etwa ihr Coach Dieter Eilts (FAZ)

Erfolgsgeschichte jenseits der Fußball-Trampelpfade

Wer redet in der Trainerfrage noch alles mit, Michael Horeni (FAZ 13.7.)? “Die Fronten nach dem Beben von Frankfurt verlaufen quer durch die Fußball-Landschaft. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, hat Engelbert Nelle ins Visier genommen. Dem DFB-Vizepräsidenten und Vertreter des Amateurlagers, der den Konflikt mit Mayer-Vorfelder geschürt hatte, warf er Attacken in „illoyalster Weise“ und Einmischung in der Trainerfrage vor. „Alles untragbar“, schimpft Rummenigge im „Kicker“. Die Krise im DFB will der Bayern-Chef nun auch gleich nutzen, um die Nationalmannschaft künftig beim Profifußball und nicht mehr beim DFB anzusiedeln. Doch damit nicht genug aus Rummenigges bunter Münchner Wunschbude: Paul Breitner soll demnach in DFB-Gremien arbeiten, Oliver Bierhoff als Manager der Nationalelf gewonnen werden, und bei den Funktionären soll mit 65 Jahren Schluß sein. Tatsächlich wünschen und fordern viele Klubverantwortliche der Bundesliga, die aufgrund ihrer im Grundlagenvertrag festgeschriebenen Sperrminorität alle Pläne auf dem DFB-Bundestag stoppen könnte, eine deutliche Verjüngung im DFB – auch bei der Nationalmannschaft. „Wir brauchen Leute, die wieder Begeisterung für die Nationalmannschaft entfachen, wie es Rudi Völler getan hat. Das kann auch mit dem Blick von außen geschehen. In jedem Fall brauchen wir einen Trainer, der auf die jungen Spieler vertraut und ihre Sprache spricht. Denn wir haben gute junge Leute“, sagt DFL-Vizepräsident Harald Strutz, der als Präsident mit dem Aufsteiger FSV Mainz 05 über Jahre hinweg in Teamarbeit eine Erfolgsgeschichte jenseits der Fußball-Trampelpfade mitentwickelte. In der Bundestrainerfrage wurden bisher jedoch nur die alten Wege beschritten.“

Staatstragender Ton und amateurhaftes Krisenmanagement

Auch Christof Kneer (BLZ 13.7.) hört hin: “Na Gottseidank, wird Deutschland denken, unsere TFK tagt endlich wieder! „Es wird wohl in naher Zukunft eine Entscheidung in der Bundestrainerfrage geben, damit die Menschen, die sich für Fußball interessieren, wieder zufriedener sein können“, hat Theo Zwanziger gesagt. Ein herrlicher Satz ist das, weil der staatstragende Ton, in dem sich der Fußball derzeit äußert, vom amateurhaften Krisenmanagement lustig konterkariert wird. Noch herrlicher wird der Satz, wenn man bedenkt, dass jene TFK installiert wurde, als der DFB noch einen Präsidenten hatte und nicht zwei. Theo Zwanziger, mit anderen Worten, gehört dieser TFK gar nicht an, er darf aber trotzdem für sie sprechen, und das sagt alles über die Zustände im DFB. Man kann verstehen, dass die hohen Herren die befremdete Basis am liebsten mit einem renommierten Bundestrainer befrieden würden, mit einem wohl beleumundeten Sportlehrer vom Schlage Guus Hiddink etwa – aber noch immer ist völlig unklar, wie diese Personalie am Ende aussehen wird. An diesem Dienstag will die TFK über neue Namen beraten, bereits am Mittwoch sollen dann ein paar der Namen kontaktiert werden. Einfach wird das nicht werden, nachdem Franz Beckenbauer den Kandidaten Lothar Matthäus in unnachahmlicher Manier gleichzeitig möglich („wir werden über ihn diskutieren“) und unmöglich („er ist noch ein bisschen sprunghaft“) gemacht hat.“

Jeder schreit nach jungen Spielern. Doch von unseren Erfolgen nimmt kaum jemand Notiz

Roland Wiedemann (FAZ 13.7.) lenkt den Blick auf die U19-Auswahl und ihren Trainer Dieter Eilts: „Anders als vor vier Wochen, als die A-Nationalelf mit gemischten Gefühlen nach Portugal verabschiedet wurde, darf man der DFB-Delegation mit Dieter Eilts an der Spitze mehr zutrauen. Die Hoffnungsträger des deutschen Fußballs haben in der EM-Qualifikation alle drei Spiele gewonnen. Sogar die flinken und ballsicheren Portugiesen wurden 1:0 besiegt. Weitgehend unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit schaffte Eilts mit seiner Elf, was einer DFB-Auswahl niemand mehr zugetraut hat: In den zehn Spielen unter seiner Leitung gab es seit Juli vergangenen Jahres sechs Siege und vier Unentschieden. Und dennoch sprechen momentan alle nur von der Krise des deutschen Fußballs, von den fehlenden Talenten und der möglichen Blamage bei der WM im eigenen Land 2006. Das ärgert Eilts. „Jeder schreit nach jungen Spielern. Doch von unseren Erfolgen nimmt kaum jemand Notiz. Läuft es aber in der Schweiz nicht, wird auf uns von allen Seiten eingeschlagen.“ So wie im Falle der U21-Nationalmannschaft nach dem frühzeitigen Aus bei der EM in Deutschland, als auf Trainer Ulli Stielike und das Team heftige Kritik niederprasselte.“

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