Interview
Wolfgang Holzhäuser
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| Dienstag, 3. August 2004Ich möchte nicht, daß bei Bayer 04 die alte Struktur wieder aufbricht und sich alles auf einen Mann konzentriert
Roland Zorn (FAZ 3.8.) interviewt Wolfgang Holzhäuser, neuer Vorsitzender der Geschäftsführung Bayer Leverkusens
FAZ: Bayer Leverkusen ohne Reiner Calmund – das war bis vor kurzem unvorstellbar. Jetzt ist Ihr Geschäftsführerkollege, wie es heißt aus gesundheitlichen Gründen, von sich aus gegangen und hinterläßt einen Klub, der sein Markenprofil verliert. Werden Sie als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der Fußball-GmbH von Bayer 04 mit einem Imageproblem zu kämpfen haben?
WH: Das Image bestimmt zuerst der sportliche Erfolg unserer Mannschaft – sowohl in der Innen- wie in der Außenwirkung. Ich gebe aber gern zu, daß Bayer Leverkusens Außenwirkung durch seinen ehemaligen Repräsentanten Calmund etwas anders gewichtet wurde als der Rest der Bundesliga. Bayer Leverkusen wurde praktisch 25 Jahre von Calmund geprägt. Da sind Beziehungsgeflechte entstanden, die im Ergebnis alle auf das Sonnenzentrum Calmund wiesen. Aber selbst er war vom sportlichen Erfolg abhängig, wie der Blick zurück auf unsere schwere Saison 2002/03 beweist, als wir in Abstiegsnot gerieten und auch er kritisiert wurde.
FAZ: Haben auch andere Gründe als die von ihm angeführten gesundheitlichen dazu geführt, daß Calmund die Akte Bayer für sich schloß? Ist etwa sein Umgang mit dem Geld am Ende zu verschwenderisch gewesen?
WH: Er hat vor ein paar Wochen während der Pressekonferenz, bei der er seine Rückzugsgründe nannte, alles gesagt. Ich habe keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.
FAZ: Ist Calmunds großer Schatten für Sie ein Hindernis, Ihre eigenen Vorstellungen und strukturellen Veränderungen durchzusetzen?
WH: Calmund war die Inkarnation von Bayer 04 in der Öffentlichkeit und ist bei uns nach wie vor hochwillkommen. Die Sympathiewerte, die er in der Öffentlichkeit hatte, sind nicht zu toppen. Ich wäre fehlgeleitet, wenn ich versuchte, da mitzuhalten. Ich bin ein anderer Typ, kann das nicht und werde es auch nicht anstreben. Die Frage „Hätte Calmund das nicht besser gemacht?“ wird kommen, wenn der sportliche Erfolg zu wünschen übrigläßt. Damit müßte ich dann leben. Jetzt ist er aber als Kapitän von Bord gegangen, das Schiff muß von anderen gesteuert werden.
FAZ: Sind Sie ein Teamarbeiter?
WH: Auf jeden Fall. Ich versuche, mich im Hintergrund zu halten. Das geht zwar nicht immer einfach, aber ich will mich dennoch so weit als möglich aus dem Sport heraushalten. Wenn ich mich äußere, werde ich mich mehr zu globalen Dingen äußern. Ich möchte nicht, daß bei Bayer 04 die alte Struktur wieder aufbricht und sich alles auf einen Mann konzentriert.
IMG hat eine Analyse machen lassen, die besagt, daß ich sehr sympathisch, beliebt und sehr werbewirksam sei
Michael Ashelm (FAS 1.8.) spricht mit Felix Magath
FAS: Sie sind ein toller Typ für die Werbung, heißt es, und wurden deshalb gerade von der großen Agentur IMG unter Vertrag genommen. Was ist denn dran an Ihnen?
FM: IMG hat eine Analyse machen lassen, die besagt, daß ich sehr sympathisch, beliebt und sehr werbewirksam sei. Ich hoffe, daß das noch lange so bleibt.
FAS: Welches Produkt würde zu Ihnen passen?
FM: Ich würde gerne mit einer Firma zusammenkommen, die gleiche Ziele hat wie ich, die Spitzenleistung bieten will, die Kunden höchstes Niveau anbieten möchte.
FAS: Wie groß war der Veränderungsprozeß der Persönlichkeit Felix Magath vom glücklosen Fußballehrer zum Erfolgstrainer mit Starpotential?
FM: Ich glaube nicht, daß ich mich großartig verändert habe. Ich habe mich weiterentwickelt. Felix Magath ist der geblieben, der er immer war. Das ist gut so, und das soll bleiben.
FAS: Die Menschen mögen einfach erfolgreiche Typen.
FM: Ich glaube, das ist überall so. Dennoch werden Werte – wie Fleiß, Loyalität und Zuverlässigkeit –, die lange vernachlässigt wurden, von der Gesellschaft wieder geschätzt.
FAS: Welche, die Sie vertreten?
FM: Ich bin jemand, der Erfolg haben will, der ehrgeizig ist und Leistung bringt und verlangt, der sein Geld verdienen und nicht geschenkt haben will.
FAS: Und wie ist es, dann dort angekommen zu sein, wo man sich immer hingeträumt hat?
FM: Ich fühlte mich hier auf Anhieb wohl. Ich wollte immer zu einem Verein, bei dem ich sagen kann: Ich will Meister werden, ich will die Champions League gewinnen und den DFB-Pokal holen. Das ist hier der Fall beim FC Bayern.
FAS: Also sind Sie glücklich und zufrieden?
FM: Mit diesen Worten muß ich aufpassen. Ich bin froh, bei einem Verein zu sein, der genau dieselben Ansprüche stellt wie ich. Hier fühle ich mich zu Hause, ich fühle mich angekommen. Trotzdem weiß ich, der FC Bayern ist einer der Topvereine in der Welt, und ich muß erst beweisen, daß ich auf dieses Niveau gehöre. Ich muß erst noch etwas leisten, um zufrieden und glücklich zu sein.