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Bundesliga

Kröten leben in München nicht lange

Oliver Fritsch | Mittwoch, 4. August 2004 Kommentare deaktiviert für Kröten leben in München nicht lange

die DFL formiert sich neu, „das Verhältnis im Vorstand hat sich nämlich zu Ungunsten der zweiten Liga verschoben“ (SZ) – der VfB Stuttgart will mit Matthias Sammer bald wieder deutscher Meister sein (SpOn) – Borussia Mönchengladbach zieht um

Kröten leben in München nicht lange

Die DFL hat sich neu formiert; Heribert Bruchhagen (Vorstandsvorsitzender Eintracht Frankfurts) ist nicht in den Vorstand gewählt worden. Javier Cáceres (SZ 2.8.) kommentiert: „“Bedauerlich und bedenklich“ nannte Bruchhagen seine Niederlage. Nicht um seiner selbst, sondern um der zweiten Liga willen, der Eintracht Frankfurt ja in dieser Spielzeit wieder angehört. Das Verhältnis im Vorstand hat sich nämlich zu Ungunsten der zweiten Liga verschoben: Von den acht Vorstandsmitgliedern der DFL haben nur noch zwei einen Zweitliga-Hintergrund, und bei den Kampfabstimmungen zwischen Erst- und Zweitligavertretern zogen die Unterklassigen jeweils den Kürzeren: Kölns Andreas Rettig verlor den Kampf um das Amt des Vizepräsidenten gegen Leverkusens Wolfgang Holzhäuser (17:19 Stimmen), und Bruchhagen unterlag im Kampf um einen Vorstandsplatz gegen Peter Peters (Schalke 04) und Harald Strutz (Mainz 05). Im ehedem zwölfköpfigen Vorstand kamen sechs Mitglieder aus der Zweiten Liga. „Die zweite Liga hat den Fehler gemacht, einen Lagerkampf gegen die Bundesliga zu führen“, analysierte Karlheinz Rummenigge, mit dem auch ein Vertreter des FC Bayern München in den DFL-Vorstand einzog – zum ersten Mal, seit sich die Profiklubs vor vier Jahren vom DFB loslösten. Auch Kölns Manager Andreas Rettig attestierte den Zweitligisten, „unglücklich taktiert“ zu haben: „Deshalb ist sie auch nur zweite Liga“. Andererseits: Aus den Köpfen „muss dieses Klassendenken wegkommen“. DFL-Chef Werner Hackmann, der einstimmig wiedergewählt wurde, wähnte die Profiklubs auf gutem Wege dahin: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es zum letzten Mal solche Kämpfe gab. Dies war das letzte Flattern der Flügel.“ Dieses Wunschdenken dürfte auch der Notwendigkeit geschuldet sein, man muss Geschlossenheit demonstrieren, denn bald geht es um allerhand Geld. Bis zur Aushandlung der nächsten TV-Verträge ist es nicht mehr weit hin, und Ende 2005 endet der Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL. Dieser Kontrakt regelt unter anderem die gegenseitigen Finanzzuflüsse: 25 Prozent der Länderspielleinnahmen oder mindestens elf Millionen Mark fließen vom DFB an die Liga; die zahlt drei Prozent der „Medieneinnahmen“ (mindestens 25 Millionen Mark) an den DFB. Netto strömen pro Saison fünf Millionen Euro an den DFB, sagt Hackmann, und Rummenigge erläuterte, dass es künftig „Optimierungen zugunsten der DFL“ geben müsse. „Wir wollten damals die Eigenständigkeit und haben deshalb einige Kröten schlucken müssen“, sagte Rummenigge. „Aber Kröten leben in München nicht lange.““

Erwin, sach mal, stimmt das, dass ihr den Kohler als neuen Trainer holen wollt?

Wohin strebt der VfB Stuttgart mit seinem neuen Trainer, Michael Wulzinger (Spiegel Online)? „Präsident Erwin Staudt ließ durchblicken, was er in den nächsten Jahren erwartet: die deutsche Meisterschaft. Vom Titelgewinn hatte ja auch Sammers Vorgänger Felix Magath in der vorigen Saison immer geredet. Doch obwohl er in seiner Doppelrolle als Trainer und Manager so viel Macht in den Händen hielt wie kein Zweiter in der Branche, glaubte er schließlich, dass die Meisterschale in Stuttgart für ihn nicht zu erreichen sei – er fühlte sich im Vereinsvorstand von Buchhaltern und Bedenkenträgern umstellt. Die Suche nach seinem Nachfolger bestätigte Magath. Denn bis die VfB-Bosse – eher zufällig – in Kontakt mit Sammer traten, ähnelte die Kandidatenauswahl dem Treiben der DFB-Trainerfindungskommission, die nach Ersatz für den abhanden gekommenen Rudi Völler fahndete. Staudt, der vieles davon, was er über Fußball weiß, bei seinem Heimatclub TSV Eltingen aufgeschnappt hat, plädierte von Anfang an für den ehemaligen Nationalspieler Jürgen Kohler – einen Mann, der keine Berufserfahrung als Vereinscoach hat und den Bayer Leverkusen als Sportdirektor unbedingt von der Gehaltsliste bekommen wollte. Sein hartnäckiges Werben um einen Anfänger, das erfuhr der VfB-Präsident in Berlin, belustigte sogar den Kanzler. Staudt, früher Deutschland-Chef des Computerkonzerns IBM und seit 1972 Mitglied der SPD im Ortsverein Leonberg, war zur Wahl des Bundespräsidenten in die Hauptstadt gereist. Im Reichstag traf er zufällig auf Gerhard Schröder. „Erwin, sach mal, stimmt das, dass ihr den Kohler als neuen Trainer holen wollt?“, rief der Regierungschef launig über den Gang, „das könnt ihr doch nicht machen, der hat das doch noch nie getan!“ Staudt solle sich, riet er dem Genossen, doch lieber einen kompetenten Vorschlag bei Karl-Heinz Rummenigge einholen – der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Wahlmann für die CSU, stand gerade grinsend an dessen Seite. Am Ende war es nicht der Kanzler, der Kohler um den Job brachte, sondern Kohler selbst. Bei einer der letzten Verhandlungsrunden bestand sein Anwalt darauf, dass ihm bei vorzeitiger Entlassung das Gehalt für die komplette Vertragszeit auszuzahlen sei – eine Forderung, die man beim VfB als „überholte Vollversorgungsmentalität“ auffasste. Mit Sammer einigten die Stuttgarter sich schnell. Der sollte und wollte weg von Borussia Dortmund, weil der Verein einen Schuldigen für die letzte Saison brauchte, in der das wunderschöne Westfalenstadion für seine Fans zum Theater der Alpträume wurde.“

Das wird ein richtiger Hexenkessel

Christoph Biermann (SZ 2.8.) besucht Borussia Mönchengladbach in der neuen Heimat: „Seltsam ist sie, die erste Nacht in einer neuen Wohnung, das weiß jeder, der einmal umgezogen ist. Man liegt im Bett, es riecht anders als zuvor und man hört andere Geräusche. Der späte Weg zum Kühlschrank oder zur Toilette fühlt sich fremd an. Noch ist das neue Heim keine Heimat, und das ist bei Fußballstadien nicht anders. „Man muss erst einmal die Laufwege richtig kennen lernen“, sagte Christian Hochstätter müde und irgendwie selig zugleich. Draußen spielte die Schlagerband Pur, und drinnen ließ der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach die Eröffnung des neuen Borussia-Parks an sich vorbeiziehen. Viel Lob hatten Hochstätter und die anderen Verantwortlichen des Klubs für ihr neues Stadion bekommen. „Das wird ein richtiger Hexenkessel“, sagte der geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger. Und Sebastian Deisler vom FC Bayern sagte: „Das ist eines der schönsten Stadien, in denen ich je gespielt habe.“ Dabei ist Schönheit nicht das hervorstechende Merkmal der neuen Arena, die 54 000 Zuschauern gute Sicht und ordentliche Plätze ohne viel Verzierung liefert. Die Laufwege dahin werden allerdings noch geübt werden müssen, denn manch einer irrte ums Stadion, nachdem er vorher lange im Stau gestanden hatte. Zweitausend Fans hingegen waren am Bökelberg zu Fuß losmarschiert, um so im Wortsinne in die Arena umzuziehen. Viele Hundert hatten sich der Prozession unterwegs angeschlossen, die so etwas Beschwörendes bekam. In der neuen Nordkurve erprobten sie dann alte Gesänge und Wechselchoräle mit den anderen Tribünen, doch irgendwie wirkte das noch etwas staksig.“

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