Unterhaus
Das Markenzeichen der zweiten Liga ist ihre verblüffende Ausgeglichenheit
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| Mittwoch, 4. August 2004René Martens (FTD 4.8.) freut sich auf die neue Zweitliga-Saison: „Wenn die neue Zweitligasaison am Samstag mit drei Spielen startet, die bereits um 13.30 Uhr beginnen, dann riecht das ein bisschen nach Dorffußball. Der Eindruck könnte falscher nicht sein, denn die neue Serie verspricht eine der Superlative zu werden. Es deutet viel darauf hin, dass der Rekord-Zuschauerschnitt – 10 800 in 99/00 – übertroffen wird. Der 1. FC Köln lockte trotz armseliger Darbietungen im Schnitt zuletzt rund 40 000 Zuschauer ins RheinEnergieStadion. Der Zulauf wird bei dem zu erwartenden sportlichem Erfolg kaum abnehmen. Bei Mitabsteiger 1860 München dagegen freuen sich die Zuschauer über den Umzug in das alte Stadion an der Grünwalder Straße. Zum Zuschauerboom dürfte auch beitragen, dass mit dem Kölner Lukas Podolski zukünftig die Nachwuchshoffnung des deutschen Fußballs zwischen Aue und Saarbrücken zu sehen sein wird. Nicht zu vergessen das Fan-Potenzial bei den Aufsteigern RW Essen und Dynamo Dresden, wo der Hunger besonders groß ist, weil die Vereine sieben Jahre (Essen) beziehungsweise neun (Dresden) in Regional- und Oberliga dahinvegetierten. (…) Das Markenzeichen der zweiten Liga ist ihre verblüffende Ausgeglichenheit. Die Distanz zum Oberhaus ist immer geringer geworden, und die Aufsteiger sind längst keine Abenteurer mehr. Der SV Wacker Burghausen beispielsweise, anfangs als skurriler Farbtupfer gesehen, geht nun in seine dritte Zweitligasaison. Während die erste Liga wie eine Zwei-Klassen-Gesellschaft wirkt, scheint Liga zwei schwerer auszurechnen zu sein. Die Stärke der zweiten Liga offenbarte sich im DFB-Pokal, als Alemannia Aachen Bayern München aus dem Viertelfinale warf und der spätere Absteiger aus Lübeck im Halbfinale Werder Bremen am Rand einer Niederlage hatte. Wie die in den Abstiegskampf verwickelten Teams aus Karlsruhe, Duisburg, Aue und Fürth war Lübeck in der vergangenen Saison zwischenzeitlich ein Aufstiegskandidat – ein Nimbus, den man in dieser Klasse schnell wieder einbüßen kann. In England verläuft die Entwicklung ähnlich, dort verpasste Top-Favorit West Ham United in der letzten Saison den Wiederaufstieg. Was die hiesige zweite Liga der englischen voraus hat, ist ihr guter Name. Denn in England hat die Tatsache, dass das Profiligensystem unterhalb der Premier League in den kommenden acht Jahren von einem Limonadenhersteller gesponsert wird, maßgebliche Änderungen mit sich gebracht: Die zweite Liga heißt dort nicht mehr First Division, sondern: Coca-Cola Championship.“