Deutsche Elf
Die Branche ist tendenziell konservativ eingestellt
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| Donnerstag, 5. August 2004Wie reagiert die Liga auf Jürgen Klinsmann und sein Team? Philipp Selldorf (SZ 5.8.) berichtet viel Skepsis und wenig Zustimmung: „Zwar meldete das Zentralorgan kicker, dass am 1. August im deutschen Fußball „eine neue Zeitrechnung begonnen hat“. Nur weiß noch keiner so recht, wie die Uhr künftig ticken wird. Das neue Triumvirat im DFB hat zwar einige Ideen und Vorsätze vorgebracht, bietet aber keine Erfahrungswerte. Fest steht nach den Absichtsäußerungen von Bundestrainer Jürgen Klinsmann, seinem Assistenten Joachim Löw und Manager Bierhoff bloß, dass sich vieles ändern soll, damit die Nationalmannschaft bei der WM 2006 um den Titel mitspielen kann. Die Verantwortlichen der Bundesliga reagieren darauf misstrauisch, die Branche ist tendenziell konservativ eingestellt. Dass die Vereine sich auch im Alltag zur Nationalmannschaft bekennen und gewisse Neuerungen im Verhältnis zur Teamführung akzeptieren sollen, will offenkundig nicht jedem einleuchten. Skeptisch hört man in Stuttgart oder Leverkusen, dass Klinsmann über ein gesondertes Schnelligkeitstraining und über psychologische Betreuung für die Nationalspieler nachdenkt, und dass er Hausbesuche im Trainingsquartier am Abend vor einem Punktspiel ankündigt. Auch mit Trainern und Managern möchten die neuen DFB-Männer sich ständig austauschen, was eine ganz neue Form von Kommunikation wäre in einem Gewerbe, in dem man üblicherweise mehr übereinander als miteinander spricht. „Mehr Kontakt mit den DFB-Verantwortlichen ist einfach“, kommentiert das Schalkes Trainer Jupp Heynckes, „es gab im vergangenen Jahr ja keinen.“ Sein Urteil über die Wahl des DFB fällt dennoch nicht besonders fröhlich aus: „Es ist nicht gut“, meinte er gestern, „dass der höchstverantwortliche Trainer keine Berufspraxis hat.“ „Die eine oder andere kritische Stimme“ hat Bierhoff vernommen, „aber das kommt ja immer, wenn etwas so dahergesagt wird oder jemand dem DFB eins auswischen will.“ Doch die Reserviertheit reicht weiter. Einen „Komödienstadl“ habe er während der Trainersuche erlebt, bekräftigte Schalkes Manager Rudi Assauer am Dienstag im TV-Sender premiere seine in der vergangenen Woche dahergesagte Meinung („ABM für ehemalige Nationalspieler“). Nicht nur Assauer, traditionell argwöhnisch gegen Organisationen, die nicht Schalke 04 heißen, pflegt seine Vorbehalte. (…) Fast alarmierend wirkt es da, wie vehement Uli Hoeneß und Rummenigge im Namen des FC Bayern „totale Unterstützung“ ankündigen. Künftig will Hoeneß sogar persönlich darüber wachen, „dass sich nicht jeder Nationalspieler eine Grippe nimmt“, wenn unbequeme Testspiele wie auf der Ostasientournee im Dezember anstehen.“