Internationaler Fußball
Ihr wißt ja nicht, was ihr verpaßt habt!
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| Donnerstag, 5. August 2004der SSC Neapel stirbt (FAZ) – Japan und China im Finale
Dirk Schümer (FAZ 5.8.) trauert um den SSC Neapel: „Für die meisten Bürger der brodelnden Millionenstadt am Vesuv bedeutet ihr „Napoli“ immer noch Diego Armando Maradona, dem es gesundheitlich auch nicht gerade blendend geht, doch der nun immerhin den Klub seiner glanzvollsten Tage überlebt hat. Als er am 6. Juli 1984 im Stadion San Paolo präsentiert wurde, jubelten ihm sechzigtausend Tifosi als Hoffnungsträger des armen, gebeutelten Südens zu. Der Argentinier sollte seine Anhänger nicht enttäuschen. Zweimal, 1987 und 1991, wurde der SSC Neapel italienischer Meister, holte zudem 1989 den Uefa-Cup und zwei italienische Pokale. Die Fans, bis dahin an keinerlei Erfolge gewöhnt, sprayten an die städtischen Friedhofsmauern: „Ihr wißt ja nicht, was ihr verpaßt habt!“ Nun ist den Toten immerhin auch das schlimme Ende der Geschichte erspart geblieben. Der Niedergang hatte wie immer auf dem Zenit begonnen, als Maradona mit der halben Mannschaft zum Kokser wurde, als Sexpartys mit Prostituierten gefeiert wurden und sich die Bosse der Camorra im Glanz der Fußballstars zu sonnen begannen. Filme sind darüber gedreht, Bücher geschrieben worden, am spektakulärsten die Memoiren des gewieften Vereinspräsidenten Corrado Ferlaino, der nachträglich rückhaltlos den Sündenpfuhl beschrieb, in dem er jahrelang auch sein tägliches Bad zu nehmen pflegte.“
Asien-Cup – Martin Hägele (taz 5.8.) blickt voraus auf das Finale: „Als die Nationalspieler von China vor zwölf Jahren mit Silbermedaillen um den Hals von den Asien-Spielen in Hiroschima heimkehrten, gingen die Ehrungen in Peking erst richtig los. In der Großen Halle des Volkes gab es weitere Orden für den bislang größten Erfolg in der Historie der Kicker aus dem Reich der Mitte. Der deutsche Trainer Klaus Schlappner erhielt zur Belohnung von Staatspräsident Jiang Ze Min eine Handelslizenz für die Volksrepublik, was damals viel mehr wert war als ein Scheck mit vielen Nullen – und wurde obendrein als „Shi-la-pu-na“ der berühmteste weiße Teufel (so die asiatische Bezeichnung für Europäer) im Land. Auch Gattin Irene wurde zur populären Person. Die Medien rühmten die gescheite Frau, die irgendwo in Tokio ein geheimnisvolles Badesalz aufgetrieben hatte. In großen Zubern hatten die Spieler nach den Partien auf hartem Boden und unter meist sehr hohen Temperaturen ihre Beinmuskulatur entkrampft. Als das Team der Gastgeber am Dienstagabend unter den Ovationen von 60.000 Zuschauern in die Kabinen ging, dachte Trainer Arie Haan keinen Augenblick daran, wie man ihm das Erreichen des Endspiels beim Asien-Cup honorieren würde. Es ist zweifellos ein erhebender Moment, wenn sich das Workerstadion in ein tosendes Meer aus roten Fahnen mit gelben Sternen verwandelt, aber für den Holländer aus Stuttgart geht die Mission im Workerstadion noch eine Runde weiter. Die nach dem zweistündigen Kampf gegen Irans Auswahl total geschafften Profis mussten erst mal an den Tropf. Mittlerweile sind auch die Erwartungen und Einschätzungen ganz anders: Haans Leute sollen, ja müssen das Endspiel am Samstag gegen Japan gewinnen. Das wäre dann in der Tat der größte Triumph. Nach außen hält sich der Verband zwar sehr zurück. Manche wünschen den chinesischen Funktionären ein bisschen mehr Propaganda wie zu jenen Zeiten, als alle noch Mao-Mützen trugen und Zuversicht von oben verordnet wurde. Nur in der Marketing-Abteilung der asiatischen Konföderation (AFC) spricht man ganz offen von einem „Traumfinale“ zwischen den zwei Großmächten des Kontinents. Mit keinem anderen Endspiel hätte der neue Fußball-Markt höhere Einschaltquoten und die Sponsoren interessantere Geschäfte machen können.“