Ball und Buchstabe
Kahn bei Vampir Beckmann
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| Freitag, 6. August 2004Wo trifft man einen Fußball-Nerd, Thomas Hummel (SZ 6.8.)? „Eigentlich, sagt Thomas, 22, habe er sich nie für Fußball interessiert. Von außen betrachtet, würde man das auch nicht vermuten: mäßig athletische Figur, labbriges T-Shirt und weit ins Gesicht hängende Haare. Der Münchner studiert Germanistik, ein Fach, das nicht als Hort für Menschen mit Vereinsemblemen auf der Jacke bekannt ist. Wer Bundestrainer ist, registriert er nur am Rande, und wenn nun die Bundesliga startet, bringt man ihm kaum vor die Sportschau. Dennoch verbringt Thomas viel Zeit mit Fußball. Er ist sogar Manager einer eigenen Mannschaft, entlässt Trainer, bestimmt die Aufstellung und muss die Vereinsfinanzen im Griff haben. Auf dem Rasen steht Thomas dabei nicht, sein Fußball spielt im Internet. In der computeranimierten Parallelwelt, in der er Hidrobyte heißt. Hidrobyte ist Teil einer weltweiten Manager-Kommune, die sich unter www.hattrick.org trifft. Dort grassiert das virtuelle Fußball-Fieber wie ein unkontrollierbares Virus. Waren es Anfang des Jahres weltweit 220 000 Mitspieler, sind es inzwischen 400 000. In 75 Ländern aller Kontinente klicken sich Internet-Benutzer in die Seite. Auch in Papua Neu Guinea, Iran oder auf der südpazifischen Insel Vanuatu. Fußball ist auch ohne Ball angesagt. In Deutschland sind mehr als 23 000 Manager gemeldet, Tendenz stark steigend. Vor Kurzem mussten die Leiter der Webseite eine neue, achte Ligastufe gründen, um hinzudrängende Spieler unterzubringen. Um die fiktive Mannschaft am Computer zu betreuen, reichen grundsätzlich fünf Minuten pro Woche aus, es gibt aber auch genügend Funktionen, um täglich Stunden damit zu verbringen. „Es fasziniert mich, dass hinter jeder Mannschaft ein realer Mensch steht“, sagt Rene, 34, Managername „Hausecke“. In einer Zeit, in der man kaum noch weiß, wer nebenan lebt, wird Kontakt übers Internet gesucht. Es gibt Foren und Föderationen, in denen die Spieler kommunizieren, Tipps tauschen und diskutieren. Und über Fußball kann man bekanntlich sehr lang diskutieren. Jeder neue Eintrag ins Gästebuch verstärkt das Gefühl des Dazugehörens – es entsteht eine Art einsames Massenerlebnis vor dem Bildschirm. (…) Sehr engagierte Manager treffen sich auch privat, zum Beispiel zum „München-Stammtisch“. Um sich aber nicht gänzlich in die Realität wagen zu müssen, begrüßen sich hier alle mit Managernamen, Hidrobyte und Hausecke sind dabei oder Organisator „Sir Jokie“. Es ist eine Interessengemeinschaft wie ein Kegelclub.“
Die FAS (1.8.) gibt es sich – und schaut Beckmann mit Oliver Kahn
Oliver Kahn war am Montag bei Reinhold Beckmann in der ARD, um zu erklären, daß er in Zukunft nicht mehr bereit sei, Privates öffentlich zu diskutieren. Das war ungefähr so, als würde man zu einem Vampir gehen, um zu erklären, daß man von Blutspenden fortan grundsätzlich Abstand nehmen wolle.
Beckmann: Also, um das noch mal zu klären. Sie sind nicht mehr mit Verena zusammen…? Hab‘ ich das jetzt richtig wiedergegeben?
Kahn: Auch hier sind wir jetzt genau an dem Punkt angekommen.
Beckmann: Ja.
Kahn: Mir ist es eben extrem wichtig, einmal zu sagen, daß ich in Zukunft meine Privatsphäre, alles, was mein Leben im privaten Bereich betrifft, absolut schützen werde. Und alles dafür tun werde, daß dieser Bereich nun unantastbar wird. Und solche Fragen zu meinem Leben, die werde ich auch nicht mehr beantworten. Weil sie in der Öffentlichkeit eben einfach nichts verloren haben.
Beckmann: Aber das ist doch ein Fakt: Ihre Frau hat doch gesagt, ich laß‘ mich jetzt scheiden.
Kahn: Aber was glauben Sie, wie schwierig das ist, in einem solchen Umfeld von Lügen und Ungereimtheiten, von Dingen, die permanent in die Öffentlichkeit gebracht werden, wie schwierig es da ist, sich wirklich…
Beckmann: Die Scheidung, ist das ’ne Ungereimtheit? Ist das ’ne Lüge?
Kahn: Sehen Sie, ich bin meiner Frau eigentlich dankbar, denn wir leben getrennt, und ich bin ihr sehr dankbar, daß sie mir die Möglichkeit gibt, daß ich immer die Kinder sehen kann. Aber Dinge, die eine Scheidung betreffen…
Beckmann: Hmhm.
Kahn: …solche intimsten Dinge eigentlich. Wissen Sie, wen die angehen? Die gehen meine Frau an. Die gehen mich an. Und die gehen meine zwei Kinder was an.
Beckmann: Hmhm.
Kahn: Sonst keinen Menschen.
Beckmann: Oliver Kahn, Sie sind so lange im Geschäft, Sie wissen, daß Sie ein öffentlicher Mensch sind, große Popularität genießen. Viele sagen: Der Kahn ist einer der wenigen Popstars des Fußballs, die wir hier haben. Das heißt, das Interesse des Boulevards, das wissen Sie, ist natürlich da, Privates zu erfahren. Und wenn Ihre Frau sagt: Ja, ich werde mich jetzt scheiden lassen von Oliver Kahn, verlangen Sie dann von der Boulevardpresse, daß sie das nicht schreibt?
Kahn: Ich glaube, daß ich schon – unbewußt allerdings – Dinge von mir preisgegeben habe in der Öffentlichkeit, private Dinge…
Beckmann: Welche waren das?