Unterhaus
Die Stimmung im Unterhaus ist schlechter geworden
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| Montag, 9. August 2004Die Zweite Liga ist sportlich attraktiv, aber hat an Einfluss in der DFL verloren (FR) – alle lieben Lukas Podolski
Die Zweite Liga ist sportlich attraktiv, hat aber Machtverlust in der DFL zu fürchten. Jan Christian Müller (FR 9.8.) kommentiert: “Die Zweite Bundesliga hat an Boden aufgeholt – und sie hat Terrain verloren. Die sportlichen Leistungen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden nach einmütiger Erwartung aller Experten besser sein als je zuvor. Aber: Der Einfluss im Präsidium, dem höchsten Gremium der DFL, ist erheblich gesunken. Dort, wo wichtige Entscheidungen für die Zukunft des deutschen Fußballs getroffen werden, bestimmen jetzt vor allem Männer das Geschehen, die sich mit der europäischen Spitze vergleichen – und keinesfalls mit der Zweiten Bundesliga. Denn seit vergangenem Wochenende hat die zweite Liga keine sechs von zwölf Stimmen mehr im Liga-Vorstand, sondern nur noch zwei von acht. Dafür haben die vier Spitzenmannschaften Bayern München, Bayer Leverkusen, Schalke 04 und Borussia Dortmund es geschafft, je einen Vertreter dorthin zu entsenden, wo beispielsweise auch über Verteilungsschlüssel der Fernsehgelder beraten wird. „Es ist doch ganz klar“, sagt Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ohne Umschweife, „dass wir großen Clubs völlig andere Interessen haben.“ „Die kämpfen für ganz andere Dinge“, hat der Kölner Manager Andreas Rettig, gemeinsam mit seinem Burghausener Kollegen Kurt Gaugler einziges Zweitliga-Mitglied im Gremium, festgestellt. Rettig befürchtet, als Zweitligist untergebuttert zu werden. (…) Die Stimmung im Unterhaus ist schlechter geworden. Denn wenn es ums Geld geht, das weiß man dort unten aus leidiger Erfahrung, verstehen die da oben keinen Spaß.“
Alle lieben Lukas Podolski, Christoph Biermann (SZ 9.8.): „Podolski wirkte noch weniger frisch als die Kölner Mannschaft sowieso schon, was in seinem Fall noch von der Poldi-Mania verstärkt sein könnte, die über den 19-Jährigen eingebrochen ist. In der Vorbereitung auf die neue Saison berichtete der Express bereits über „Poldis Hilfeschrei“. Bei einer Autogrammstunde während der offiziellen Saisoneröffnung war es zu Tumulten gekommen, als wären dort die wiedervereinigten Beatles aufgetreten. „Die Begeisterung um meine Person muss heruntergefahren werden“, sagte Podolski. So recht mochte das nicht gelingen, denn nach jedem Training sieht sich der Träger aller Kölner Hoffnungen von Autogrammjägern umringt. In der Woche vor dem Saisonstart strich der Klub daher alle Termine von Podolski. „Irgendwo sind Grenzen“, sagte Manager Andreas Rettig. Der Klub setzte sie, weil Podolski selber das schwer fällt. Der Irrsinn um ihn passt zur Gesamtsituation eines Vereins, der deutlich wie selten ein anderer die sofortige Rückkehr in die Bundesliga anstrebt. Köln hat dabei eine Fallhöhe hergestellt, die durchaus gewagt ist. Die Spielzeit 2004/2005 wurde bei Sponsoren und Fans ganz offen als „Wiederaufstiegs-Saison“ beworben. Ein Etat von fast 25 Millionen Euro hat der Bundesligaabsteiger dafür veranschlagt, der höher als jeder andere in der Zweiten Liga ist und selbst über dem von Bundesligaaufsteiger Mainz 05 liegt. 17 000 Zuschauer haben in der Hoffnung auf kölsche Jubelgarantien bereits Dauerkarten gekauft. Mit 25 000 Zuschauern im Schnitt kalkuliert der 1. FC Köln, doch es wäre nicht verwunderlich, wenn die Zahl noch deutlich höher liegen sollte.“