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Ball und Buchstabe

Was war, ist gut und schön, was ist, besser und wichtiger

Oliver Fritsch | Dienstag, 10. August 2004 Kommentare deaktiviert für Was war, ist gut und schön, was ist, besser und wichtiger

Die FAZ lobt die innovative Personalpolitik Sammers und Klinsmanns: „Was war, ist gut und schön, was ist, besser und wichtiger“ – auch das italienische Kino befasst mit Fußball-Historie u.a.

Was war, ist gut und schön, was ist, besser und wichtiger

Roland Zorn (FAZ 10.8.) findet die Personalauswahl Sammers und Klinsmanns vorbildlich und innovativ: „Rudi Völlers Erbe kennt keine Erbhöfe mehr. Und so kann selbst „King Kahn“ keine royalen Besitzstandsansprüche mehr auf die Position und Rückennummer eins im deutschen Fußballtor erheben. Neu-Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat in mehreren Wochenendinterviews eine Tendenz vorgegeben, die nur ein Kriterium kennt: die aktuell nachprüfbare Leistung. Was war, ist gut und schön, was ist, besser und wichtiger. Trendsetter Klinsmann hat einen Gesinnungsgenossen gefunden, der bei seiner Stuttgarter Marktforschung zu ähnlichen Einsichten kam: Matthias Sammer verließ sich bei seinem Debüt nicht auf Völlers Stammkräfte Kuranyi und Lahm und beförderte statt dessen Cacau und Gerber in die erste Elf. Eine richtige Entscheidung. Wer angetreten ist, das Niveau im deutschen Spitzenfußball zu heben – sei es auf der Vereins- oder der Verbandsebene –, handelt klug, wenn er vergangene Meriten immer wieder, und sei es mit unangenehmen Konsequenzen für die betroffenen Spieler, auf ihre Tagestauglichkeit überprüft. (…) Gelingt es Praktikern und Liebhabern des Fußballs wie Klinsmann, Sammer oder Magath, auf Dauer die Prioritäten im Wesentlichen zu setzen, es wäre viel gewonnen für den Fußballstandort Deutschland mit seinen zu wenigen Haupt- und seinen zu vielen Nebendarstellern.“

Auch das italienische Kino widmet sich der Fußball-Geschichte – Dirk Schümer (FAZ/Feuilleton 9.8.): „Was für die Deutschen im Guten das Wunder von Bern, bedeutet für die Italiener im Schlimmen die Katastrophe von Turin. Am 4. Mai 1949 starb bei einem Flugzeugabsturz die Mannschaft, die den verarmten und gebrochenen Italienern nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg wieder ein wenig Hoffnung und Selbstvertrauen zu geben vermochte. Wäre die Wunder-Elf des AC Turin nicht beim Heimflug von einem Auswärtsspiel in Portugal am Hügel der Turiner Schutzmadonna, der „Superga“, zerschellt, wäre Sepp Herbergers Team 1954 gewiß nicht ohne heftigen italienischen Widerstand Weltmeister geworden. So aber ging die beeindruckende Wirklichkeit einer Elf, die daheim von 1940 bis 1949 über 93 Begegnungen ungeschlagen blieb und zeitweise zehn von elf italienischen Nationalspielern stellte, in einen traurigen Mythos über. Als hätten sie sich den Dreh bei Sönke Wortmann abgeschaut, überführen nun auch Filmemacher des italienischen Staatsfernsehens Rai die allen kleinen Tifosi bekannte Geschichte vom „Grande Torino“ ins Kino. Mit nachgebauten Holzbaracken der Trainingsgelände, handgenähten enganliegenden Trikots im legendären Granatapfelrot und einer Schar kurzgeschorener Schauspieler soll die allzu früh gestorbene Mannschaft des „Toro“ – heute fristet der Club ein weniger glorioses Dasein zwischen erster und zweiter Liga – wieder lebendig werden. Ob sie in den Akteuren tatsächlich unsterbliche Kicker wie den Torwart Bacigalupo oder den Mittelfeldrenner Ezio Loik wiedererkennen, müssen die Fans entscheiden (…) Der attraktive Hauptdarsteller Giuseppe Fiorello, der den unvergessenen Kapitän Valentino Mazzola verkörpert, kam während der Dreharbeiten in Turin bei den als leidenschaftlich bekannten Tifosi des Toro gar nicht gut an – er ist bekennender Fan des Stadtrivalen Juventus Turin.“

if-Leserin Christiane Bäthies empfiehlt: „Gestern war ich mit einer Freundin im Kino und habe „The other final“ gesehen. Wir haben uns den eigentlich wegen Bhutan angeschaut, wo wir letztes Jahr im Urlaub waren. Aber ich finde, selbst ohne Interesse für Fußball und/oder Bhutan/Montserat lohnt es sich, diesen Film zu sehen, und ich halte es für ein Muss für jeden Fußball-Fan. Zwei Holländer waren so traurig darüber, dass deren Mannschaft sich nicht für die WM 2002 in Japan qualifiziert hatte, dass sie mal geschaut haben, was es sonst noch so für „loser“ im internationalen Fußball gibt. Gestoßen sind sie auf die letztplatzierten der Weltrangliste: Bhutan (Nr. 202) und die Karibikinsel Montserrat (Nr. 203). Haben ein Fax geschickt an beide Länder, ob die nicht gegeneinander spielen wollen am Tag des WM-Finales. Und das hat dann auch tatsächlich irgendwie geklappt. In Frankfurt läuft der Film im „Mal sehn“ in der Adlerflychtstraße 6 (Nordend).“

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