Bundesliga
Sie werden bei Bayer 04 den mächtig breiten Schatten von Reiner Calmund so rasch nicht los
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| Donnerstag, 12. August 2004Wolfgang Hettfleisch (FR 12.8.) analysiert den Konflikt um Reiner Calmund: „Manches spricht dafür, dass sich da einer um seine Rolle in den Fußball-Geschichtsbüchern sorgt. Als das Nachrichtenmagazin Der Spiegel jüngst die Ära Calmund als chaotische Zeit beschrieb und die seltsamen Modalitäten der über ein Schweizer Nummernkonto abgewickelten Transferzahlungen für Marco Babic und Jurica Vranjes offenlegte, muss Calmund alarmiert gewesen sein. Zwar attestierte ausgerechnet Holzhäuser prompt, dass alle Zahlungen ordnungsgemäß abgewickelt worden seien. Doch beantwortet das nicht die Frage, warum zwei Verträge mit unterschiedlichen Transfersummen (6 und 13,75 Millionen Mark) existieren – was Calmund dem plötzlichen Auftauchen eines konkurrierenden Bieters (Juventus Turin) zuschreibt. Nur vier Tage nach Unterzeichnung des ersten Vertrags war Calmund im November 1999 ein zweites Mal nach Zagreb gereist, um zusammen mit dem Präsidenten des kroatischen Clubs NK Osijek, Antun Novalic, den neuen Vertrag aufzusetzen, der Bayer Leverkusen zusätzliche sieben Millionen Mark kostete. Das Geld wurde nicht nach Kroatien, sondern auf ein Nummernkonto der Credit Suisse überwiesen. Dafür, dass sich Calmunds kroatischer Geschäftspartner, der seit mehr als einem Jahr in U-Haft sitzt, weil er Transfergelder veruntreut haben soll, dort privat bediente, spricht alles. Dafür, dass Calmund partizipierte oder gar selbst Zugriff aufs Schweizer Konto hatte, gibt es keinen Anhaltspunkt. Gleichwohl muss sich Reiner Calmund um sein Ansehen gesorgt und sogleich auf die Suche nach dem Spiegel-Informanten gemacht haben. Der Verdacht fiel so selbstverständlich auf Wolfgang Holzhäuser, dass der zur eigenen Verteidigung zu einem höchst ungewöhnlichen Mittel griff: Er nannte im Fachblatt Kicker den gern für seine Verschwiegenheit gepriesenen DFL-Geschäftsführer Wilfried Straub als mögliche Quelle des Gerüchts, er, Holzhäuser, habe die Insider-Informationen ans Hamburger Magazin weitergegeben. Den mächtigen Straub als Klatschbase bloßzustellen, ist weder ratsam, noch passt es zu einem klugen Kopf wie Holzhäuser. Der Ex-Handballer steht für betriebswirtschaftliche Nüchternheit und exekutiert bei Bayer 04 konsequent den vom Geldgeber verordneten Sparkurs. Dass sich damit in der Öffentlichkeit schwerer punkten lässt als mit der großzügigen Einkaufspolitik des Vorgängers, liegt auf der Hand. Und auch dass Holzhäuser nicht über die mediale Wirkung des rheinischen Metaphern-Fabrikanten verfügt, ist evident. Wenn Bayer-Sprecher Uli Dost mit den Worten „Nu is joot“ zu verstehen gibt, das Thema Calmund sei doch nun wirklich durch, so drückt sich darin vor allem eines aus: Ratlosigkeit angesichts der ungemütlichen Erkenntnis, dass der umtriebige Privatier im Hintergrund noch immer Strippen zieht, wenn ihm der Sinn danach steht. Ob sie wollen oder nicht, sie werden bei Bayer 04 den mächtig breiten Schatten von Reiner Calmund so rasch nicht los.“