Ball und Buchstabe
„Waldi Hartmann: Bildschirmverbot“
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| Donnerstag, 12. August 2004Ein paar Wochen ohne Waldi! (FR) – letzte Ruhestätte Fußballstadion (SpOn) u.a.
Als reiner Sportsender ohne Gebührenfinanzierung kann man heute nicht überleben
Burkhard Riering (Welt/Medien 11.8.) beschreibt die Zwickmühle des DSF: „Ein Blick ins Fernsehprogramm offenbart dem Zuschauer das gegenwärtige Dilemma des Sportsenders DSF: Um neun Uhr läuft dort die Sendung „Werbung“, um zehn Uhr ebenfalls „Werbung“, und um elf Uhr auch. Von Sport keine Spur. Stattdessen: Dauerwerbung für Bratpfannen, Küchenhobel, Aufblasbetten. Um 14 Uhr darf der Geneigte dann tatsächlich sportlicher Betätigung beiwohnen: Tennis. Doch nach einer Stunde wird das Masters-Turnier unterbrochen – nicht wegen Regens, sondern weil Quiz auf dem Programm steht. Der kleine Münchner Sender, der sich ausgeschrieben „Deutsches Sport Fernsehen“ nennt und nachts die Zuschauer mit „Sexy Clips“ bei Laune hält, zeigt unter dem Strich zwischen elf und 14 Stunden pro Tag keinen Sport. Das klingt nach gescheiterter Sender-Positionierung. Doch DSF-Geschäftsführer Rainer Hüther hat keine Wahl: Mit den Telefon- und Quiz-Shows am Vor- und Nachmittag sowie den sportlichen Stripnummern des Nachts müsse das Geld verdient werden, mit dem am frühen Abend überhaupt anständiger Sport finanziert werden kann. „Wir wollen und werden wieder mehr Sport zeigen“, sagt Hüther, „aber wir müssen die Senderechte refinanzieren können“. Und hier liegt das wahre Dilemma des DSF: Als reiner Sportsender ohne Gebührenfinanzierung, weiß Hüther, kann man heute nicht überleben. Die Preise für Sportrechte würden gerade wieder deutlich ansteigen. Die großen Sender überböten sich derzeit gegenseitig und trieben so die Preise vor sich her. „ARD und ZDF fahren derzeit eine sehr offensive Einkaufspolitik gerade im Sport, das DSF kann aber im Preiswettbewerb mit den gebührenfinanzierten Sendern nicht mithalten“, beobachtet auch DSF-Chefredakteur Axel Balkausky. (…) Einen Imageschaden sieht Chefredakteur Balkausky dadurch aber nicht. Durch Quizsendungen („Welches Wort suchen wir: TORPSLAPTZ“) gelangweilte Sportfans würden mit dem großen, frühabendlichen Fußballangebot entschädigt. Zumal sportaffine Männer – Zielgruppe des DSF – ohnehin tagsüber nicht vor dem Fernseher sitzen würden. Die wollen Fußball – jeden Tag. Besonders mit dem Sonntagsfußball erzielte das DSF in der vergangenen Saison eine Reichweite von bis zu 4,22 Mio. Zuschauern und Marktanteile von bis zu 15 Prozent. So schafft sich der kleine Sender ein Kerngebiet, um das herum viele Shows und Sendungen gebaut werden können.“
Auf Waldemar Hartmann dürfen wir nun ein paar Wochen verzichten – Iris Hilberth (FR/Medien 12.8.): „“Waldi Hartmann: Bildschirmverbot“ titelte die Münchner Abendzeitung: Bundesliga ohne den volkstümlichen TV-Journalisten, dem oft das Attribut „beliebt“ beigefügt wird, worüber sich manch einer seiner zahlreichen Kritiker doch immer sehr wundert. Der Anhänger von Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber, der auch gerne mal im CSU-Wahlkampf als Einheizer anheuert und dann dem Parteichef mit dem verbalen Griff in die Kiste mit dem Fußball-Vokabular nicht nachsteht, hat mit seiner kumpelhaften Art der Interviewführung die Sportnation schon immer gespalten. Von Sport Bild gleichwohl mehrmals zum „beliebtesten Moderator“ der Republik gewählt, ist Weißbiertrinker „Waldi“ spätestens seit seinem Interview mit Rudi Völler in Island, das zu dessen legendären Wutausbruch führte, auch Nicht-Fußballfans bekannt. Aber nachdem Hartmann sich öffentlich beklagt hatte, dass er nicht mehr so oft wie bisher zum Einsatz kommen soll, hat ihm sein Arbeitgeber die rote Karte gezeigt. „In der Zusammenarbeit mit Waldemar Hartmann haben sich in letzter Zeit so viele Spannungen aufgebaut, dass wir Zeit für kollegiale Gespräche brauchen“, teilte Programmdirektor Günter Struve mit. Von Suspendierung, wie es die AZ nannte, will das Erste aber nicht sprechen. Struve gab sich sicher, „dass wir nach den notwendigen Klärungen die Zusammenarbeit mit ihm professionell und vertrauensvoll fortsetzen können.“ Thomas Gruber, Intendant des Bayerischen Rundfunks, formuliert das so: „Was im aktiven Spielbetrieb ein bewährtes Verfahren ist, wenden wir jetzt bei Waldemar Hartmann an. Er hat überzogen und deswegen jetzt die Chance, auf der Ersatzbank nachzudenken.“ Was war geschehen? ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf hatte vergangene Woche bei der Sportschau-Präsentation angekündigt, nicht mehr jedes Wochenende ein „Topspiel“ mit einem Moderator vor Ort zu besetzen – wie mit Hartmann in der vergangenen Saison. Der fühlte sich „demontiert“ und ließ das die Öffentlichkeit in diversen Interviews wissen.“
Letzte Ruhestätte Stadion – England ist mit seinem Fankult aufgeschlossener
„Steht auf, wenn ihr Schalker seid!“, ruft Julia Grosse (Spiegel Online): „Nicht etwa auf den Rängen ist es eng. Das Stadion wird gerade um weitere 300 Sitze auf fast 40.500 Plätze erweitert. Vielmehr musste das Management des Clubs mitteilen, dass ab sofort nicht mehr die Asche verstorbener Fans in Urnen am Spielfeldrand des heiligen Rasens begraben werden kann. 800 treue Anhänger der „Blues“ hatten sich seit 1989 dafür entschieden, das sind über 50 Beisetzungen pro Jahr. „Wir haben es immer als große Ehre empfunden, wenn die Leute unser Stadion als den Ort ihrer letzten Ruhe gewählt haben“, sagt Evertons PR-Chef Ian Ross. Die erste Grabstelle befindet sich beim FC Everton am begehrten Spielertunnel. „Seitdem haben wir uns buchstäblich einmal um das ganze Spielfeld gearbeitet. Jetzt ist uns schlichtweg der Platz ausgegangen“, bedauert Ross. Wirklich erklären kann er sich die große Nachfrage nicht. „Wir sind ein familiärer Club und nehmen die Wünsche unserer Fans sehr ernst. Vielleicht ist das das Geheimnis.“ Die meisten Vereine der englischen Premier League bieten den besonderen Bestattungsservice offiziell nicht an, doch auf spezielle Anfrage ist es auch dort möglich. (…) Auch hier zu Lande träumen viele Fans davon, auf dem Platz ihres Vereins beerdigt zu werden. „Doch nach deutschen Bestattungsgesetzen wäre das nie möglich. England ist da mit seinem Fankult ein wenig aufgeschlossener“, sagt Hans-Joachim Dohm, Pfarrer auf Schalke. Dohm hat in seiner Amtszeit schon von einigen 04-Fans gehört, die sich damals noch im alten Parkstadion beerdigen lassen wollten. „Ganz selten gibt es schon einmal Beerdigungen von Fans mit Sarg in den Schalker Farben oder Fan-Utensilien statt Blumen. Mehr jedoch nicht“, sagt Dohm.“