Ascheplatz
Wir reden hier nur über Sport, nicht über Finanzen
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| Freitag, 13. August 2004Schalke bangt um die Qualifikation für den Uefa-Cup. Werden Schalkes Schatzmeister nervös, Felix Meininghaus (FR 12.8.)? „Auch wenn sich Rudi Assauer bemüht, die Dinge zu relativieren. Ein Weiterkommen sei für seinen Verein „überhaupt nicht wichtig“, betonte der Mann mit der Zigarre am Dienstagabend ziemlich unwillig. Doch die Zahlen, die derzeit rund um den Schalker Markt gehandelt werden, scheinen diese Aussage zu widerlegen: Von 102,8 Millionen Euro Verbindlichkeiten ist zu lesen, von einem Umsatzrückgang von 118 auf 93 Millionen Euro und von einem Minus von 19 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Auf diese Bilanzen angesprochen, reagiert Assauer dünnhäutig: „Finanzen, Finanzen“, blaffte der Manager im Presseraum der Schalker Arena, „wir reden hier nur über Sport, nicht über Finanzen.“ Wie unangenehm den Schalkern das Thema ist, zeigt, dass die Gewinn- und Verlustrechnung erstmals seit Jahren nicht im Clubmagazin Schalker Kreisel veröffentlicht wurde. Nach dem lieben Geld aber müssen sich die Schalker immer öfter Fragen gefallen lassen. Auch bezüglich der Finanzierung der Arena AufSchalke, die zuletzt durch einen WAZ-Bericht in den Fokus der Öffentlichkeit gelangte. Für die Arena ist ein neues Modell zur Finanzierung von Großveranstaltungen abseits des Fußballs in Vorbereitung. In Zusammenarbeit mit dem Filmproduzenten Equity Pictures in München wird ein Fonds im Volumen von zehn Millionen Euro geprüft. Der Schalker Geschäftsführer Peter Peters erklärte im Namen der Arena-Betreibergesellschaft, einer Tochter des FC Schalke 04: „Diese Gespräche sind auf gutem Weg.“ In Gelsenkirchen wurde stets betont, dass die Arena neben Schalke 04 weitere Einnahmen aus Großveranstaltungen benötigt. Um Topkünstler von Weltrang, wie etwa Madonna, bei der man bereits angefragt hat, zu bekommen, muss ein Veranstalter oft Vorauszahlungen in Millionenhöhe leisten. Daran scheitern viele interessante Projekte, weil dieses Geld nicht immer bereitsteht. Aus dem geplanten Fonds können solche Vorfinanzierungen geleistet werden. Den Löwenanteil an der Arena-Finanzierung müssen indes die Fußballspieler von Schalke 04 hereinschießen. Und tatsächlich hat es den Anschein, als hätten die Schalker wieder eine Mannschaft, die zu Höherem berufen ist.“
Eine Heimat für unsere Fans
Der VfB Stuttgart baut ein Event-Center. Was ist das, Susanne Preuß (FAZ/Wirtschaft 27.7.), und warum machen die das? „Einen Plan B? Erwin Staudt und Rudi Häussler schauen sich strahlend an und beteuern gegenseitig: Einen Plan B brauchen sie nicht. Den VfB-Präsidenten Staudt verbindet mit dem Baulöwen Häussler nicht nur eine fast drei Jahrzehnte währende persönliche Beziehung, sondern vor allem ein unerschütterlicher Optimismus. Deshalb sind sie absolut davon überzeugt, daß sie gemeinsam das neue VfB-Event-Center in Stuttgart bauen werden. Baubeginn im Januar 2005, Fertigstellung 15 Monate später. Wenn die WM im Frühjahr 2006 in Stuttgart Station macht, will Oberbürgermeister Wolfgang Schuster neben dem Gottlieb-Daimler-Stadion „keine Kräne mehr sehen“, wie er bei dem gemeinsamen Präsentationstermin lachend eingesteht. Bis dahin will Häussler als Investor rund 40 Millionen Euro in ein rund 200 Meter langes Gebäude zwischen dem Daimler-Stadion und der Hanns-Martin-Schleyer-Halle gesteckt haben. Bis jetzt ist das Event-Center mit dem Projektnamen „Maxi“ noch nicht einmal genehmigt. Die Gemeinderäte freilich werden sich der Logik nicht entziehen können, die ihnen präsentiert wird. Die Stadt nennt zwar Steuerzahler wie Porsche, Daimler-Chrysler und die LBBW ihr eigen, aber für mehr als ein paar Kioske im Eingangsbereich des Stadions würde das Geld nicht reichen, wie Schuster sagt – nichts, was Eindruck macht, wenn die Welt des Fußballs aufs Schwabenland schaut. Das VfB-Event-Center dagegen hätte „Champions-League-Qualitäten“, meint er und würde die Stadt keinen Cent kosten. (…) Der Business-Bereich des Fußball-Clubs (eine Art Konferenzzentrum mit 300 Veranstaltungen jährlich) sei europaweit einzigartig, sagt er. „Aber während die einen ihren Cocktail hinter der Glasfassade trinken, steht der Fan aus der Kurve mit den Kindern im Regen, um seine Wurst zu essen.“ Dieses Mißverhältnis solle das Event-Center beseitigen helfen: „Eine Heimat für unsere Fans“ solle das Gebäude werden. Werkstätten, Lagerräume für Fahnen und dergleichen, aber auch Aktionsflächen sind geplant, auf denen Betriebssportgruppen ihre Wettkämpfe austragen können oder Sportbegeisterte auf Großleinwänden gemeinsam die Fernsehübertragungen verfolgen – alles in Regie des VfB. Und alles dazu gedacht, das Event-Center auch über die 13 Tage zwischen den VfB-Heimspielen mit Leben zu füllen und damit auch die Kassen des Bundesligisten. Einen ordentlichen sechsstelligen Betrag werde man wohl jährlich mit der Vermietung der Aktionsflächen, mit den Marketing-Rechten und durch das Namenspatronat verdienen können, meint der Präsident.“