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Ein weiblicher Ronaldo oder van Nistelrooy

Oliver Fritsch | Freitag, 13. August 2004 Kommentare deaktiviert für Ein weiblicher Ronaldo oder van Nistelrooy

8:0 gegen China?! Was ging da vor, Martin Hägele (taz 13.8.)? Stimmt das überhaupt? „Es hat gerade mal 20 Minuten in ihrem 176. Länderspiel gedauert, bis Fan Yunjie merkte, dass sie in einer anderen Fußball-Welt gelandet war. Die 32-jährige Spielführerin der chinesischen Frauen-Auswahl kann so etwas beurteilen. Sie hatte als eine der wenigen Ausnahmen aus der großen Generation den Umbruch nach dem enttäuschenden 5. Platz bei der Weltmeisterschaft 2003 in Amerika überlebt. Von der Frau mit der Nummer 5 im Abwehrzentrum erwartet ein erfolgverwöhntes Volk, dass sie ihren jungen Kolleginnen den entsprechenden Weg zeigt. Im Reich der Mitte kennt man sportpolitisch klare Vorgaben, und das große Ziel von der Goldmedaille 2008 vor eigenem Publikum passt obendrein ideal zu den vertrauten Fünfjahresplänen. In solchen Vorstellungen ist kein Platz für eine 0:8-Niederlage oder dafür, dass die alten Großmeisterinnen dieses Spiels von ihren ehemaligen Schülerinnen eine solch furchtbare Lektion erhalten könnten. Umgekehrt hatte dieser Erfolg im Spielzimmer des Weltmeisters den neuen chinesischen Fußball-Zirkus beflügelt. Der deutsche Elektrokonzern Siemens, Hauptsponsor für alle chinesischen Auswahl- und Profi-Liga-Mannschaften, lieferte seinen Werbe-Repräsentantinnen auch noch das entsprechende Spielzeug, sprich den Stoff für die Visionen. Auf ihren Handys befinden sich Programme für virtuelle Länderspiele, mit den Fotos und Bewegungsabläufen ihrer Gegenspielerinnen. Deutschland ist auf der höchsten Schwierigkeitsstufe gesetzt. Computer-China kann jedoch, bei der Wahl einer gescheiten Taktik und dank geschickter Finger auf dem Cursor, den Favoriten schlagen. In der Wirklichkeit aber bewegen sich die deutschen Frauen mit ganz anderem Tempo und viel mehr Wucht, als es sich auf dem kleinen Display in der Hand vorspielen lässt. Und so trafen die beiden ersten Kopfballtore durch Birgit Prinz das Selbstbewusstsein von Chinas Ensemble gleich entscheidend. Die 26-jährige Physiotherapeutin aus Frankfurt gilt zwar als weltbeste Fußball-Frau. Den Chinesinnen aber muss die deutsche Modellathletin erschienen sein, als fliege und hechte, stürme und schieße da ein weiblicher Ronaldo oder van Nistelrooy durch ihren Strafraum.“

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