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Die DFL hatte der Borussia erst nach mehrstündigen Diskussionen eine Lizenz erteilt

Oliver Fritsch | Montag, 16. August 2004 Kommentare deaktiviert für Die DFL hatte der Borussia erst nach mehrstündigen Diskussionen eine Lizenz erteilt

„Borussia Dortmund verbessert sich sportlich, hat aber die Juli-Gehälter nicht wie verabredet überwiesen“, meldet Freddie Röckenhaus (SZ 16.8.): „Wie eine Reihe von Dortmunder Spielern reklamieren, waren die Juli-Gehälter bis Freitagnachmittag nicht auf den Konten eingegangen. Auch auf Proteste hin, etwa bei Sportmanager Michael Zorc und in der Finanzabteilung des Klubs, so ein Spieler, sei nichts geschehen. Es habe lediglich Beschwichtigungen gegeben. „Es passiert nicht zum ersten Mal“, so ein BVB-Profi gegenüber Journalisten, „aber so lange wie dieses Mal, ist das Geld noch nie ausgeblieben.“ BVB-Manager Michael Meier, am Freitag aus dem Italien-Urlaub zurückgekehrt, bestätigte, dass die Spieler bisher noch kein Juli-Gehalt auf ihren Konten hätten. Meier legte als Begründung für die säumige Zahlung allerdings eine interessante Theorie vor: Man habe bereits seit Januar 2004 die Gehaltszahlungen vom Monatsende auf die darauf folgende Monatsmitte umgestellt. Dies habe steuerliche Gründe. Der finanziell schwer angeschlagene Klub müsse dank einer über den 10. des Folgemonats hinaus verzögerten Gehälterzahlung stets auch erst einen Monat später die Lohnsteuern und Sozialabgaben für seine angestellten Profis abführen. „Das bringt uns einen Zinsgewinn“, gibt Meier als Begründung an. Dieser dürfte rechnerisch bei schmalen 30 000 Euro für das gesamte Jahr 2004 liegen. Angesichts eines Gehaltsetats für die Profis von 40 Millionen nicht gerade eine beeindruckende Summe. Dass die BVB-Spieler von einer solchen „Zahlungsumstellung seit Jahresbeginn 2004″ allerdings ausnahmslos nichts wissen, liege daran, so Meier, dass man „in der aufgeputschten Atmosphäre dies den Spielern vielleicht nicht richtig kommuniziert“ habe. „Wir haben gesagt: Ehe wir darüber lange diskutieren, machen wir das einfach so.“ Gegen Meiers erstaunliches Zinsmodell sprechen allerdings alle Spieleraussagen. Mehrere BVB-Profis sagen, dass sie „im Normalfall das Gehalt zwar immer zu spät“ bekämen – aber auch im laufenden Kalenderjahr 2004 wäre das Geld meistens zwischen dem 6. und 8. des Folgemonats auf dem Konto gewesen. Das würde Meiers Version ad absurdum führen. Die ganze Woche über soll, so mehrere Spieler übereinstimmend, das Ausbleiben der Juli-Gehälter tägliches Hauptgesprächsthema in der BVB-Kabine gewesen. (…) Es wird geschätzt, dass Borussia Dortmunds Schuldenlast zum Saisonende 2004 bereits bei kaum glaublichen 150 Millionen Euro angelangt sei. In der Halbjahresbilanz im Februar 2004 hatte der BVB offiziell 112 Millionen Schulden gemeldet. Allein im ersten Halbjahr der abgelaufenen Saison belief sich der Unternehmensverlust auf 29,3 Millionen Euro. Erfahrene Bänker glauben, dass der Klub in der Ende September zur Veröffentlichung anstehenden Jahresbilanz für das ganze Spieljahr 2003/2004 mindestens 50 Millionen Euro Verlust melden wird. Die DFL hatte der Borussia im Juni erst nach mehrstündigen Diskussionen eine Lizenz für die nun laufende neue Saison erteilt.“

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