Bundesliga
Das unhanseatische Auftreten des provinziellen Rheinländers
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| Samstag, 21. August 2004Jörg Marwedel (SZ 21.8.) schildert die prekäre Lage Klaus Toppmöllers in Hamburg: „Ein K.o. beim Regionalliga-Tabellenführer Paderborn könnte den mächtigen Gegenwind zu einem Sturm anschwellen lassen. Als „frostig“ und „angespannt“ hat Toppmöller das aktuelle Klima auf dem Trainingsplatz beschrieben. Noch besser hätte er damit Strömungen im Aufsichtsrat getroffen. Schon seit Monaten hat man sich im Aufsichtsrat immer wieder etwas dünkelhaft über das „unhanseatische Auftreten“ des „provinziellen Rheinländers“ mokiert, der auch im dunkelblauen Klub-Blazer nicht so recht dem Ideal vom seriösen Fußballlehrer entspricht. Nun wurde aus der Sitzung diese Wortmeldung kolportiert: „Der HSV sollte sich schon mal Geld zur Seite legen, denn der Trainer wird den 31. Oktober hier nicht erleben.“ Die ätzende Prognose liegt nicht allein wegen des Fehlstarts nahe, Toppmöller selbst liefert den Kritikern und Heckenschützen durchaus Vorlagen – nicht nur, weil er sich „bestimmt nicht mehr für den diplomatischen Korps qualifizieren wird“, wie Vorstandschef Bernd Hoffmann über den „Fußball-Bauchmenschen“ anmerkt, dessen oft ungefilterte Emotionen, so Hoffmann, „in guten Zeiten für einen positiven Schub sorgen“, in schwierigen Phasen sich aber auch „ins Gegenteil verkehren“ könnten. Es wirkt, als habe die HSV-Führung es aufgegeben, den offenbar beratungsresistenten Trainer auf einen klügeren Kurs im Umgang mit Öffentlichkeit, Funktionären und Spielern zu trimmen und sich die eine oder andere Attacke zu verkneifen. Dabei würde das auch seinem Führungsstil gegenüber der Mannschaft zugute kommen. Zunehmend irritiert haben die Profis nämlich registriert, wie schnell der „Fußball-Feinschmecker“ (Toppmöller über Toppmöller) nach Misserfolgen demonstrativ auf Distanz zu der Mannschaft geht, die laut Hoffmann noch eine „Baustelle“ ist und erst „Stück für Stück um weitere Puzzle-Teile ergänzt“ werden soll. Als dem Trainer etwa Gerüchte zugetragen wurden, einige Spieler hätten bis nachts um ein Uhr in einem Szenelokal dem süßen Leben gefrönt, kündigte er spontan telefonische Kontrollen an – ohne vorher mit den Verdächtigten gesprochen zu haben. Die Anschuldigungen erwiesen sich als weit überzogen.“