Internationaler Fußball
Balsam für die Seele des geschundenen Volks
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| Montag, 23. August 2004Der Irak steht im olympischen Halbfinale; Michael Ashelm (FAZ 21.8.) berichtet ein Dilemma: „Die Rückkehr in die Familie des Weltsports und nach sechzehn Jahren zu den Olympischen Spielen hatte zuallererst symbolischen Wert – als Zeichen des Friedens. Aber als das Comeback des Iraks und seiner Athleten ganz plötzlich eine sportliche Dimension bekommen hat, gerät es in Gefahr. Aus Sorge um ihre Familien durch die sich verschärfenden Kämpfe in Bagdad und Nadschaf und aus Ärger über den amerikanischen Präsidenten haben die irakischen Fußballspieler intern schon über den Rückzug vom olympischen Turnier diskutiert. Das wäre nicht nur sportlich eine Enttäuschung. Doch es handelt sich um eine prekäre Erfolgsgeschichte: Während Krieg und Bombenterror den Alltag der Menschen in der Heimat bestimmen, überraschen die irakischen Fußballspieler in Griechenland mit Herz und Elan. Jedes Tor, jeder Sieg scheint eine besondere Bedeutung zu haben, eine Art Befreiung von trauriger Vergangenheit und brutaler Realität. „Ich danke meinen Spielern, die sich als Botschafter unseres Landes verdient machen“, sagt Hamad. Wenn der Irak auf dem Fußballfeld Erfolg hat, ist das wie Balsam für die Seele des geschundenen Volks. Doch nun sind die Spieler aufgebracht. Im amerikanischen Fernsehen läuft neuerdings ein Wahlkampf-Spot für die Republikaner und den amerikanischen Präsidenten. Zu Bildern von der afghanischen und der irakischen Flagge sagt George W. Bush, daß es aufgrund seiner Politik bei diesen Olympischen Spielen zwei weitere freie Nationen gebe und zwei Terror-Regimes weniger. „Das irakische Team will nicht von Herrn Bush im Wahlkampf benutzt werden“, schimpft der irakische Auswahlspieler Salih Sadir. Sein Mannschaftskamerad Ahmed Manajid greift Bush heftig an: „Wie kann er jemals seinen Gott finden, wenn er so viele Männer und Frauen umgebracht hat? Dieser Mann hat viele Verbrechen begangen.““
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