indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Der mächtige Konzern hat eingegriffen und die Muskeln spielen lassen

Oliver Fritsch | Donnerstag, 26. August 2004 Kommentare deaktiviert für Der mächtige Konzern hat eingegriffen und die Muskeln spielen lassen

Peter Pander, „eine Wolfsburger Institution mit Stellenwert“, ist nicht mehr Wolfsburgs Manager. Kein Rücktritt, wie es offiziell heißt, ein Rauswurf war’s, behauptet Achim Lierchert (FAZ 26.8.): „Sicherlich brachte der Fauxpas von Köln, hervorgerufen durch eine Verkettung unglücklicher Umstände, die Wolfsburger in die negativen Schlagzeilen. Sicherlich war es auch angemessen, daß Pander als zuständiger Sportlicher Leiter umgehend die Verantwortung dafür übernahm. Doch Rücktritt? Spätestens, als sich am Mittwoch der Rauch nach dem Donnerschlag vom Dienstag etwas lichtete, wurden die tatsächlichen Hintergründe sichtbar, weswegen der 52 Jahre alte Pander, immerhin seit dreizehn Jahren beim VfL in Amt und Würden, den Dienst quittierte. Oder besser: quittieren mußte. Der mächtige Konzern hatte eingegriffen und die Muskeln spielen lassen. Erstmals in dieser Form zog der Geldgeber personelle Konsequenzen nach einer Kette negativer Entwicklungen in den vergangenen Monaten. Das schlechte Abschneiden in der Vorsaison, als der VfL sein ursprüngliches Ziel „internationaler Wettbewerb“ weit verfehlte, der erfolglose Kampf Panders um die teilweise Freistellung des argentinischen Stars Andres D‘Alessandro von seinen umfangreichen Nationalmannschaftspflichten, das blamable Abschneiden im UI-Cup mit dem Erstrunden-K. o. gegen den schweizerischen Provinzklub FC Thun, Ungereimtheiten um die Spielberechtigung einiger Amateurspieler, die den VfL womöglich in der Regionalliga nachträglich Punkte kosten, sowie nun der Flop von Köln – dies alles führte die einflußreichen Vertreter des Automobilfabrikanten im Aufsichtsrat dazu, ihrem langjährigen „ersten Mann für Fußballangelegenheiten“, der sich vom einfachen VW-Angestellten zum Bundesliga-Manager emporgearbeitet hatte, das Vertrauen zu entziehen. Pander hatte in der Wolfsburger Krisensitzung offenbar nur noch die Wahl zwischen einem, wenn auch erzwungenen, Rücktritt und einem eindeutigen Rauswurf.“

Sportliche Stagnation

Jörg Marwedel (SZ 26.8.) ergänzt zustimmend: „Der Druck, so erfuhren Insider, soll von ganz oben ausgeübt worden sein – VW-Chef Bernd Pischetsrieder habe Sander und dessen Stellvertreter im VfL-Aufsichtsrat, Folker Weißgerber und Francisco García Sanz (beide gehören ebenfalls dem Konzernvorstand an) gedrängt, die Personalie Pander rasch zu klären. Pischetsrieder missfalle seit längerem die sportliche Stagnation des Teams und das Bild, das der VfL trotz teurer Image-Kampagnen abgebe. Die jüngsten Schlagzeilen über die „Wolfsburger Pokal-Trottel“ waren demnach nur der letzte Impuls, sich von dem Mann zu trennen, der 13 Jahre lang den Wolfsburger Fußball prägte wie kein anderer. Unter Panders Regie stiegen die VfL-Fußballer 1997 in die Bundesliga auf. Doch dem Wunsch des Konzerns, dass sich der Klub im Europacup etabliere, kam das Team mit Pander nicht näher.“

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

104 queries. 0,603 seconds.