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Frauen können Härte vertragen
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| Samstag, 28. August 2004Olympische Finals, zwei mal 1:0 – USA besiegt Brasilien, Deutschland gewinnt gegen Schweden. Martin Hägele (SZ 28.8.) fasst zusammen: „Die Weltordnung ist bei den olympischen Frauenfinals nicht durcheinander geraten, das Niveau bei den vier besten Mannschaften in allen Bereichen weiter gestiegen. Das Vorurteil, wonach Frauen beim Kampf um den Ball zimperlicher miteinander umgehen als männliche Profis, wurde schlagkräftig widerlegt. Eine brasilianische Spielerin musste zur Siegerehrung getragen werden, jede zweite Schwedin ging mit Bandagen Richtung Mannschaftsbus, jede dritte humpelte gar auf den letzten Metern des Turniers, wobei die 0:1-Niederlage gegen die Deutschen mehr schmerzten als die sichtbaren Blessuren an Knöcheln und Schenkeln. Fußballfrauen können Härte vertragen. Sie weinen nicht, sie jammern nicht, ja sie dürfen nicht einmal Trauer zeigen über eine Niederlage. Brasiliens komplettes Betreuerteam (sieben Männer, eine Frau) stürmte Sekunden nach dem Schlusspfiff aufs Feld, mit ausgestreckten Armen und einer großen Nationalflagge – sie wurden von ihren Trainern spontan auf eine Ehrenrunde geschickt und nicht nur von den eigenen, sondern auch den gegnerischen Fans mit Applaus empfangen. Es war eine sonderbare Atmosphäre, in welcher sich der Frauenfußball selbst gefeiert hat. Trotz der spärlichen Kulisse. Dafür rückten die 7000 Zuschauer enger zusammen. Kaum einer verließ das Stadion nach dem Schlusspfiff. Man versammelte sich zur Siegerehrung auf der Haupttribüne. Die Leute tanzten oder sangen, aber niemand wusste so recht, wer diese Party-Stimmung ausgelöst hatte: Mia Hamm und ihre Gospel-Schwestern? Oder dieser sechsstündige Fußball-Doppelpack, in dem mehr Feinheiten steckten als in einer ganzen Saison beim 1. FC Kaiserslautern?“