Interview
Es wird immer nur nach dem Ergebnis geurteilt, nicht nach dem Spielverlauf
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| Dienstag, 31. August 2004Philipp Selldorf (SZ 31.8.) spricht mit Felix Magath über die Niederlage in Leverkusen und Kritik an ihm
SZ: Verschiedentlich wurde in der Presse diskutiert, dass die Mannschaft überanstrengt gewirkt habe, und dann kam die These auf, dass Ihr Training die Spieler überfordere. Was sagen Sie dazu?
FM: Was soll ich dazu sagen? Dieses Thema möchte ich nicht kommentieren. Das ist mir zu lächerlich.
SZ: Wenn man den Trainingsplan der vergangenen Woche anschaut, will man in der Tat nicht glauben, dass ein Berufssportler dadurch überfordert wird.
FM: Der Ansatzpunkt stimmt ja bereits nicht. Wir waren beim HSV konditionell auf der Höhe, gegen Berlin haben wir in der zweiten Halbzeit deutlich dominiert, und auch gegen Leverkusen haben wir besser gespielt in der letzten halben Stunde. Es ist hanebüchen, mit irgendwelchen konditionellen Aspekten zu kommen. Es ist doch ganz einfach so: Es gewinnt die Mannschaft, die mehr Einsatz mitbringt, mehr läuft und aggressiver spielt.
SZ: Michael Ballack hat genau dies kritisiert an seinen Mitspielern: dass es an der richtigen Einstellung gemangelt habe. Alte Vorwürfe tauchen auf: Selbstzufriedenheit, Überheblichkeit. Ist das auch Ihr Eindruck?
FM: Mein Eindruck ist, dass Michael Ballack der einzige war, der sich der Situation entsprechend verhalten und der sich gewehrt hat. Der Rest hat sich, muss ich leider sagen, den Schneid abkaufen lassen. Wobei, wie ich finde, wir nicht so schlecht angefangen haben.
SZ: Umso schlechter hat die Mannschaft weiter gemacht.
FM: Es wird ja immer nur nach dem Ergebnis geurteilt und beurteilt, nicht nach dem Spielverlauf. Das Tor zum 0:2 war der entscheidende Einschnitt in unserem Spiel, danach waren wir nicht mehr da. Das muss man doch sehen. Wir haben innerhalb von sieben Minuten drei Tore kassiert – das spricht eindeutig nicht für einen körperlichen Aspekt, sondern nur für einen mentalen.
SZ: Der mentale Aspekt der Beobachter ist: Der FC Bayern liegt im Handumdrehen 0:4 zurück – um das zu erklären, werden Gründe gesucht.
FM: Aber man darf doch nicht übereilt die verkehrten Schlüsse ziehen und wahllos mit Argumenten hantieren, die völlig aus der Luft gegriffen sind. Ich bin nach dem Anschauen des Spiels zu dem Schluss gekommen, dass unsere Probleme im mentalen Bereich liegen. Wir halten nicht richtig dagegen und bleiben deshalb auf der Strecke. Das ist mein Ansatzpunkt. In Leverkusen kam zum Tragen, was ich vorher schon gesagt habe: Bei diesem Spiel hat sich gezeigt, dass man nicht gewinnen kann, wenn man nicht als Mannschaft auftritt und füreinander kämpft. Dann entsteht die Situation, dass jeder für sich einknickt und aufgibt. Da müssen wir den Hebel ansetzen, und dann werden solche Ergebnisse nicht mehr vorkommen.
SZ: Haben Sie den Eindruck, dass Sie erst jetzt das Leben beim FC Bayern richtig kennen lernen? Irritiert Sie das?
FM: Ich bin nicht irritiert. Ich bin nur überrascht, was sich der eine oder andere vernünftige Beobachter für ein Urteil erlaubt, obwohl er uns nur einmal in der Woche von der Tribüne aus sieht. Meine Betrachtungsweise des Spiels – dass ich bei meiner Mannschaft Verbesserungen gesehen habe – haben einige nicht akzeptiert. Aber das berührt mich nicht. Man hat mir in München schon den Rat gegeben, dass ich nicht alles so ernst nehmen soll, was geschrieben wird. Daran halte ich mich.