Unterhaus
Versucht Stevens etwa, ein richtiger Kölner zu werden?
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| Mittwoch, 1. September 2004Köln gewinnt 2:0 gegen Frankfurt. Christoph Biermann (SZ 1.9.) wundert sich über die gute Laune des Kölner Trainers: „Huub Stevens steht nicht im Verdacht, übermäßig Heiterkeit zu verbreiten. Sein Humor ist bestenfalls raubeinig, und in Momenten heiterer Verfasstheit meckert der Coach das Lachen einer zufriedenen Ziege. Außerdem gibt es keinen Trainer, dessen Stimmung so deutlich von den Ergebnissen der von ihm betreuten Mannschaften abhängt, wie bei dem als „Knurrer von Kerkrade“ bekannt gewordenen Holländer. Niederlagen machen ihn zumeist ungenießbar, nicht ansprechbar, und nur die mutigsten Reporter würden ihm dann noch eine Frage stellen. „Von daheraus“, um seine Lieblingswendung zu zitieren, hatte man am Rhein bislang vor allem den grantelnden Stevens erlebt. Am Montag beruhigte der 1. FC Köln nicht bloß die Nerven der Fans – unversehens wurde auch Stevens zum Propheten der guten Laune. Ja, er war so aufgedreht und euphorisiert, dass man ihn sich gar als Kandidaten für einen Fun Award vorstellen konnte. Stevens benutzte das Wort „Spaß“ nämlich so häufig, dass einem Angst und Bange werden musste. Nun deckten sich die Spaßbehauptungen nicht unbedingt mit den vorangegangenen 90 Minuten, aber sie zeigten, wie befreiend der erste Sieg in der zweiten Liga wirkte. (…) „Jedes Spiel und jedes Training ist eine tolle Erfahrung“, sagte er auf die Frage, warum er überhaupt Trainer in die zweite Liga sei. Dann pries Stevens weiter den Spaß am Fußball und entließ seine Zuhörer mit einem Rätsel. Soll diese Zwangsheiterkeit seine Spieler ermutigen? Oder versucht Stevens etwa, ein richtiger Kölner zu werden?
Wird jetzt plötzlich alles gut rund um das Kölner Geißbockheim?
Ralf Weitbrecht (FAZ 1.9.) ergänzt: „Der 1. FC Köln hat sich im Liga-Alltag eindrucksvoll zurückgemeldet. Es war ein Hauch von Festtagsstimmung im prächtigen Rhein-Energie-Stadion zu spüren, und schon lange bevor die beiden Aufstiegsaspiranten ihrer Arbeit nachgingen, intonierten die rheinländischen Fußballfreunde das „Viva Colonia“. Wird jetzt plötzlich alles gut rund um das Kölner Geißbockheim? (…) Vom Spaß am Spiel war nicht immer etwas zu erkennen, doch die Kölner, angetrieben von Kapitän Sebastian Schindzielorz, hatten ebenso wie die Frankfurter mehr lichte als dunkle Momente in diesem Prestigeduell.“