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Internationaler Fußball

Bier, Burger, Bordelle

Oliver Fritsch | Donnerstag, 2. September 2004 Kommentare deaktiviert für Bier, Burger, Bordelle

Wayne Rooney verlässt seine Welt in Liverpool: „Bier, Burger, Bordelle“ (FAZ) – „Rudi Völler hat in Rom auf einem Schleudersitz Platz genommen“ (FAZ) – „ohne das in Italien übliche Marktgeschrei wurde Juventus Turin renoviert und um Zlaten Ibrahimovic bereichert“ (SZ)

Bier, Burger, Bordelle

Wayne Rooney passe nach Liverpool und nicht nach Manchester, finden die Everton-Fans. Christian Eichler (FAZ 2.9.) notiert deren Worte: „“Steht auf, wenn ihr Wayne Rooney haßt“, sangen die Everton-Fans beim letzten Heimspiel. Einen „habgierigen Bastard“ schimpften sie ihn, einen „Judas“, und manche Graffiti waren noch schlimmer. Etwa das in der Grundschule an der Gwladys Street, nahe dem Stadion, wo in vierzig Zentimeter hohen schwarzen Lettern die Aufforderung prangte: „Stirb, Rooney, stirb.“ In wenigen Wochen hat Liverpool beide Fußballwunderkinder verloren. Während der Wechsel von Michael Owen vom FC Liverpool zu Real Madrid eher geschäftsmäßig verlief, ist der Transfer von Rooney höchst emotional begleitet worden. Einen Wechsel seines Helden ins Ausland mag der gemeine englische Fan noch so gerade hinnehmen, doch innerhalb Englands, und dann noch zur verhaßten, reichen United in Manchester, kaum fünfzig Kilometer entfernt, das ist für viele nicht hinnehmbar. „Rooney hat es geschafft, eine ganze Stadt gegen sich aufzubringen, und das vorwiegend durch seine eigene Dummheit“, urteilt die „Times“. Nur 22 Monate nach seinem triumphalen Debüt mit 16, als er Meister Arsenal mit einem Traumtor besiegte und ein Liverpooler Volksheld wurde, stehe er nun „vor der Aussicht, keinen Fuß mehr in seine Heimatstadt setzen zu können“. (…) Mit Rooney könnte auch Ferguson an seine Grenzen stoßen. Nicht wenige, die den Lebensstil des Boxersohnes kennen, der sich schon seit Jahren um Bier, Burger, Bordelle dreht, rechnen mit einem zweiten Fall Gascoigne – jene Kombination aus riesigem Talent für Fußball und mangelndem Talent fürs Leben. Ferguson hat viele schwierige Typen hinbekommen – zwei wurden seine wichtigsten Spieler: Eric Cantona und Roy Keane. Nun steht er vor der heikelsten Aufgabe: aus einem Proleten einen Profi zu machen.“

Rudys Lächeln stärkt die Moral aller

Wie haben die Römer Rudi Völler empfangen, Oliver Meiler (BLZ 2.9.)? „Es war ein Crescendo der Glückseligkeit, eine Art Glorifizierung vor der Zeit, die Rudi oder auch „Rudy“ Völler nach Italien trug. In Rom geizt man nicht mit Pathos, man holt schöne Erinnerungen aus dem Kasten, zeigt Bilder von dem jungen Stürmer, der er war, und vergleicht sie mit den Bildern von heute. Dann merken Zeitungen wie der Corriere della Sera anerkennend an: „Die Silhouette ist die gleiche, der Schnurrbart und der krause Haarschopf auch, nur angegraut.“ Die Repubblica schreibt: „Rudys Lächeln stärkt die Moral aller.“ Er war kaum gelandet, Terminal B, Flughafen Fiumicino, da rief ihm ein Tifoso zu: „Bring uns zum Fliegen.““

Völler hat auf einem Schleudersitz Platz genommen

Dirk Schümer (FAZ 2.9.) warnt: „Dem einst noblen Verein haftet der Ruch an, finanziell üblen Zeiten entgegenzugehen. Zudem steht die Leidenschaft der Fans in krassem Gegensatz zu den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Klubs. Völler hat auf einem Schleudersitz Platz genommen.“

„Ohne das in Italien übliche Marktgeschrei wurde Juventus Turin renoviert und um Zlaten Ibrahimovic bereichert“, berichtet Birgit Schönau (SZ 2.9.): „Juventus ist in den vergangenen Jahren auf strammem Sparkurs geblieben, hat die Forderungen nach Gehaltserhöhung auch bei Stammspielern wie David Trezeguet stets geflissentlich überhört, und wer allzu lästig nach mehr Geld schrie, musste eben gehen. Edgar Davids zum Beispiel. Ibrahimovic, der junge Schwede mit serbischem Vater und kroatischer Mutter, soll in den nächsten vier Jahren aber ein Nettogehalt von 3,5 Millionen Euro bekommen. In einer Zeit, in der selbst der nimmersatte Inter-Krösus Massimo Moratti vorsichtshalber auf seinem Geldbeutel Platz genommen hat und Milan-Patron Silvio Berlusconi angesichts seiner Sparpolitik im Schul- und Gesundheitswesen eher eine Villa auf Sardinien verkauft als einen neuen Star für den AC Mailand anheuert, ist Luciano Moggi (Generaldirektor) ein Coup gelungen. Juve hat erstmals seit Jahren ein kleines Defizit in der Bilanz, Peanuts gegenüber den dreistelligen Millionenbeträgen der Konkurrenz. Aber Juventus ist auch der einzige italienische Klub, der mit der Finanzgesellschaft Lafico des libyschen Revolutionsführers Gaddafi einen Anteilseigner aus dem Ausland hat. Bislang investierte Gaddafi, dessen Sohn Saidi im Juve-Aufsichtsrat saß, 23 Millionen Euro, die Aufstockung seines Anteils ist in Sicht.“

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