Internationaler Fußball
Erstes Stimmungstief seit langem
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| Mittwoch, 8. September 2004Wie geht’s den Griechen, Roland Zorn (FAZ 8.9.)? „So könnten in den frühen fünfziger Jahren Kabinettssitzungen in einem kleineren südosteuropäischen Land ausgesehen haben. Zwei voll besetzte lange Schreibtischreihen, ein Raum von kargem Komfort, ausgeleuchtet von zwei Neonröhren – mit dem Ministerpräsidenten an der Kopfseite. In diesem Fall heißt der „Präsident“ Otto mit Vor- und Rehhagel mit Hausnamen. Ihm lauschen in einem schmucklosen Bürogebäude am alten Athener Flughafen rund zwanzig griechische Journalisten wie einem großen, weisen Lehrer. Der deutsche Cheftrainer, der dem Land auf dem Peloponnes ein schier unglaubliches Sommermärchen beschert hat, erklärt allen noch immer Wundergläubigen, daß „wir nicht diejenigen sind, die den Fußball der Welt beherrschen“. (…) Die Griechen mußten nach ihrem sommerlichen Dauerhoch – zuerst der Gewinn des Europameistertitels, danach viel Lob für die glänzende Organisation der Olympischen Spiele – ihr erstes Stimmungstief seit langem bekämpfen. Die Gäste aus aller Welt haben Athen verlassen, der unbewältigte Dopingskandal um die Sprinterstars Kenteris und Thanou köchelt weiter, die Kosten für die Spiele drohen alle Budgetgrenzen zu sprengen. Es folgten die unerwartete Niederlage der neugriechischen „Fußballgötter“ in Albanien und, schlimmer noch, Ausschreitungen und Übergriffe auf in Griechenland lebende Albaner. Trauriger Höhepunkt des schwarzen Samstags: Ein Albaner wurde auf der Insel Zakynthos erstochen.“