Bundesliga
Inflationär gestiegene Leistung
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| Dienstag, 14. September 2004Hansa Rostock-1. FC Kaiserslautern 2:3
In Kaiserslautern lebt es sich diese Woche leichter, meint Ronny Blaschke (SZ 14.9.): „Es hätte eine ungemütliche Woche werden können in der Kleinstadt Kaiserslautern. Das Volk in der Pfalz pflegt eine große Gefühlsabhängigkeit zu seinem Fußballverein. Wenn dieser regelmäßig verliert, gleicht die Stadt einem aufgescheuchten Hühnerhaufen. Zaghafte Auszeiten werden zu gefühlten Weltuntergängen hochgejazzt. René C. Jäggi, Vereinschef des 1. FC Kaiserslautern, kann davon ein Lied singen: „Bei uns wird sehr schnell geschossen. Ich bin froh, dass wir jetzt ohne Nervenflattern nach Hause fahren können.“ Jäggi wird wieder beschwingt zum Bäcker gehen können, ohne Furcht vor heißblütigen Nörglern. Es war vor allem ein Erfolg über die Plapperer, wie es Teammanager Olaf Marschall formulierte. In einer Stadt, die sich in hohem Maße über den Fußball profiliert und in der Trainer und Spieler fast den Status von Außerpolitikern genießen, äußert sich die Kritik oft intensiver als in Metropolen wie München oder Hamburg. Nicht der Boulevard hebt schimpfend den Zeigefinger, es sind laut Jäggi „viele Ehemalige, die das Team schlechter reden, als es ist“. So ist die inflationär gestiegene Leistung in Rostock nach drei Niederlagen und dem schlechtesten Start der Vereinsgeschichte wohl auch auf interne Abwehrmechanismen gegen alle Angriffe von außen zurück zu führen. (…) Kurt Jara hat durch den Sieg das wichtigste Zahlungsmittel im Trainergeschäft erworben: Zeit.“
Hannover 96-SC Freiburg 2:2
Wundersame Auferstehung
Jörg Marwedel (SZ 14.9.) erzählt „eine jener abenteuerlichen Geschichten, wie sie angeblich nur der Fußball schreibt. Jiri Stajner heißt ihr widersprüchlicher Held, der bei seinen Toren fast zum Man of the Match geworden wäre. Zu berichten ist somit von einer wundersamen Auferstehung. Der Tscheche, teuerster Transfer der Vereinsgeschichte, hat in den vergangenen zwei Jahren seiner Karriere eine wilde Achterbahnfahrt hingelegt: Vom einsamen Unverstandenen, der Trost suchte in den Kneipen am Raschplatz in Hannover über den topfitten Partner des kurz darauf abgestürzten Wunderkindes Jan Simak zurück zum Problemfall, der an Sparta Prag ausgeliehen wurde. Zwischenzeitlich wieder Nationalspieler, um vor der EM erneut aussortiert zu werden. Zu teuer für Prag, deshalb im Sommer nur ungern wieder aufgenommen in Hannover, wo er noch immer Vertrag hat. Und jetzt: Rank und schlank wieselte Stajner über das Feld. Nicht fehlerlos, aber unermüdlich und immer auf der Suche nach der entscheidenden Szene. Dem Trainer Ewald Lienen, einem fundamentalistischen Kämpfer für gesunde Lebensart, hat Stajner damit offenbar den Glauben an das Gute im Profi zurückgegeben. (…) Der Rest war Rasenschach zwischen zwei Fußballlehrern.“