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Champions League

Die kurzzeitig ausgerufene Bescheidenheit ist schon wieder vorbei

Oliver Fritsch | Dienstag, 14. September 2004 Kommentare deaktiviert für Die kurzzeitig ausgerufene Bescheidenheit ist schon wieder vorbei

Heute beginnt die Champions-League 04/05. Was lernen Europas Große aus der Vergangenheit, Wolfgang Hettfleisch (FR 14.9.)? „Es geht um viel Geld. Die konjunkturelle Delle, die den europäischen Profifußball vor ein, zwei Jahren hat von neuer Bescheidenheit fabulieren lassen, wurde ausgebeult, der Lackschaden übertüncht. Das Millionenspiel geht weiter, als wäre nichts gewesen. Und wer nicht mitzieht, dem droht der Verlust der sportlichen Konkurrenzfähigkeit. Der FC Chelsea setzt die Pace. Eigentümer und Ölmagnat Roman Abramowitsch hat 156 Millionen Euro für neun neue Spieler springen lassen und Trainer José Mourinho angeheuert, der den FC Porto in der vergangenen Saison überraschend zum Titel führte. Die Rendite-Erwartung des Big Spender ist klar: Titel in Premier League und europäischer Meisterklasse. Chelsea ist ein Ausnahmefall. Kein anderer europäischer Club kann derart ungeniert Geld ausgeben. Doch legen die Transfers des Sommers den Verdacht nahe, dass die kurzzeitig ausgerufene Zeit der Bescheidenheit schon wieder vorbei ist. (…) Der neue Kaufrausch bei den europäischen Branchenführern kommt insofern unerwartet, als Geld in der vorigen Saison der Champions League keine, besser gesagt: zu wenige Tore schoss. Im Finale standen sich der FC Porto und AS Monaco gegenüber. Zwei Clubs, deren Budgets nur einen Bruchteil der Etats von Real Madrid oder dem FC Chelsea ausmachten.“

Überraschen wie vergangene Saison Stuttgart

„Stolz und mit einer Spur Skepsis kehrt Werder Bremen in die Champions League zurück“, schreibt Hans Trens (FAZ 14.9.): „Spekulationen darüber, wie die Bremer bei diesem Euro-Abitur abschneiden könnten, wären vor einigen Tagen optimistischer ausgefallen als zur Stunde. Die zwei Niederlagen in der Bundesliga haben Spuren hinterlassen. Ob Werder in der momentan mäßigen Form ohne die Kompaktheit und Zielstrebigkeit des Meisterjahres in der Lage sein wird, den Auftrag zu erfüllen, den der Vorstandsvorsitzende Jürgen L. Born formuliert hat? „Wir wollen die Nation würdig vertreten“, hat Born mit einer für ihn untypischen Spur Pathos gefordert. Im Vergleich zu Inter, das mit Veron, Davids, Recoba, Adriano oder Vieri eine Fülle ehemaliger oder aktueller Weltstars beschäftigt, stehen im Werder-Kader viele „grüne Jungs“. Von den 17 Nationalspielern aus zwölf Nationen weisen gerade mal 7 Erfahrungen mit der Champions League auf. Bangemachen gilt dennoch nicht. „Überraschen wie vergangene Saison Stuttgart“, verspricht Nationalspieler Tim Borowski, wollten sie. Werder setzt auf die Frische und Unbekümmertheit, auf die Respektlosigkeit, also auf die Trümpfe, mit denen zuletzt die nationale Konkurrenz verblüfft und düpiert worden ist. Wiederholung erwünscht auf internationalem Sektor.“

Frank Hellmann (Tsp 14.9.) ist skeptischer: „Werder scheint prädestiniert zu sein, den guten Zeiten stets die schlechten folgen zu lassen. Nach dem Titelgewinn 1993 erlebte Werder einen Absturz, landete danach in der Liga nur auf Rang acht. Ähnliche Probleme offenbarten sich nach dem Pokalsieg 1999. Und nach zwei starken Hinrunden 2001 und 2002 rutschten die Bremer jeweils noch aus den Uefa-Cup-Rängen. Nun drohen der Meistertitel und der Pokalsieg aus der vergangenen Spielzeit bereits wie Ballast zu wirken. Sportdirektor Klaus Allofs stellte mit Erschrecken fest, dass „die Mannschaft versucht, ohne Kampf und Leidenschaft erfolgreich zu sein“. Ist der bescheidene Bundesliga-Standort Bremen nicht fähig, jene Mentalität zu fördern, die für dauerhafte Spitzenleistungen nötig ist?“

Christian Eichler (FAZ 13.9.): „Mohamed Sissoko kam vier Tage zu spät aus dem Heimaturlaub in Mali und begründete es seinem Arbeitgeber, dem FC Valencia, mit einem Länderspiel gegen Kenia (1:0). Leider gab es das Länderspiel nicht. Eine originelle Strafe wäre, den Spiel-Erfinder übernächste Woche zur Champions League per Bus nach Bremen zu schicken.“

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