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Ob als Manager oder Trainer, ist egal

Oliver Fritsch | Samstag, 18. September 2004 Kommentare deaktiviert für Ob als Manager oder Trainer, ist egal

Die Initiativbewerbung Olaf Thons: „Zwergenaufstand“ (SZ) – unfaire Ungarn – Dariusz Wosz fühlt sich im Uefa-Cup wohl – „Aachens sensationelle Premiere war vor allem ein Spionageerfolg der Scout-Abteilung“ (Tsp)

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Schalke 04-Metalurgs Liepaja 5:1

Pfiffe in Schalke – Richard Leipold (FAZ 18.9.) schildert Olaf Thons erfolglose Initiativbewerbung: “Der Zorn des Volkes richtet auch gegen den Manager und seine Vorstandskollegen. Das Protestpotential wollte sich offenbar Olaf Thon zunutze machen. Der frühere Mannschaftskapitän wartet seit langem auf den Ruf des Vorstands. Eine halbe Stunde vor dem Spiel brachte er sich unverblümt ins Gespräch. Bisher nur als sogenannter Repräsentant in die Vereinsarbeit eingebunden, forderte er umfassende Kompetenzen. Thon marschierte in den Presseraum und verlangte coram publico eine Führungsposition. „Ob als Manager oder Trainer, ist egal“, sagte er und beklagte sich darüber, daß der Vorstand ihn bei bedeutenden Personalentscheidungen stets übergangen habe. „So geht es nicht weiter“, sagte Thon. „Die Zeit ist reif, daß ich mich einbringe.“ Bei seiner öffentlich vorgetragenen Bewerbung ähnelte Thon seinem einstigen Rivalen Lothar Matthäus, der sich über die Medien erfolglos als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft angedient hatte.“

Zwergenaufstand

Ulrich Hartmann (SZ 18.9.) fügt hinzu: „Thon, 38, einstiger Schalker Fußballheld und mittlerweile als Klubrepräsentant Inhaber einer fragwürdigen ABM-Stelle im königsblauen Konstrukt, ist also in den Presseraum der Schalker Arena geeilt und hat sich bei den Journalisten über die Nichtberücksichtigung seiner Kompetenzen beklagt und schließlich gefordert, entweder Trainer zu werden oder Vorstandsmitglied oder Weißdergeier. Thons hilfloser Vorstoß war beileibe keine Palastrevolution, eher eine Art Zwergenaufstand, aber er offenbarte symbolisch, wie verzweifelt sich manche Menschen im Umfeld des mächtigen Managers Assauer gebärden. Nicht einmal die Klagen der Fans nimmt Assauer noch ernst. Über dem Fanblock hatte ein riesiges Transparent gehangen: „Mannschaft ohne Leidenschaft – Management, das Leiden schafft.“ Ein durchaus sinnstiftender Einwurf, auf den angesprochen Assauer nur müde zurückgab: „Na und? Dann leiden sie halt noch ein bisschen, das muss man nicht so ernst nehmen!“ Das ist ohnehin die entscheidende Frage auf Schalke: Wen oder was man dort noch ernst nehmen muss. (…) Finanziell betrachtet, war die Beurlaubung von Jupp Heynckes nicht gerade ein genialer Schachzug. Es verwundert nicht, wenn ausgerechnet vom Schalker Finanzchef Josef Schnusenberg ein öffentliches Bekenntnis für die günstigste Übergangslösung Eddy Achterberg kommt: „Ich gehe davon aus, dass diese Lösung bis zum Saisonende hält“.“

Ujpest Budapest-VfB Stuttgart 1:3

Kleine Kinder machen immer so viel wie sie dürfen

Die SZ (18.9.) rügt das unfaire Spiel der Ungarn: „Gabor Nagy rauschte in Kevin Kuranyi hinein, es war ein bemerkenswert brutales Foul, rücksichtslos, unfair, gefährlich. Kuranyi wurde vom Platz geführt und ins Krankenhaus gefahren. Zwar hat der VfB die Partie gewonnen, doch konnte sich darüber niemand wirklich freuen. Nagy sah nicht einmal die Gelbe Karte, was grotesk zu nennen ist. Es bleibt eines der Geheimnisse der Schiedsrichter, warum jedes Trikotlupfen bestraft wird, es aber ungestraft möglich ist, seinen Gegenspieler krankenhausreif zu treten. Solche Fälle häufen sich, zuletzt hatte Dortmunds David Odonkor den Bochumer Peter Madsen so brutal umgetreten, dass es ein Rätsel ist, warum er nicht vom Platz flog. Dass das Spiel so hart wurde, lag auch am Schiedsrichter. „Wie die Ungarn eingestiegen sind, das war unter aller Sau“, erzürnte sich VfB-Trainer Matthias Sammer. Er gab dem Schiedsrichter Peter Vink aus den Niederlanden eine Teilschuld, indem er sagte: „Kleine Kinder machen immer so viel wie sie dürfen.““

Standard Lüttich-VfL Bochum 0:0

Im Uefa-Cup fühlt sich Darius Wosz wohl, meint Christoph Biermann (SZ 18.9.): „Der letzte Überlebende spielte, als sei er noch einmal durch die Zeit zurückgeeilt. Sieben Jahre ist es inzwischen her, seit der VfL Bochum sein letztes Spiel im Uefa-Pokal absolviert hat. Sieben Jahre älter ist auch Dariusz Wosz seit jenem 2:2 gegen Ajax Amsterdam geworden, bei dem er als einziger Bochumer Profi von heute dabei war. Doch in Lüttich merkte man Wosz in keiner Minute an, dass er inzwischen bereits 35 Jahre alt ist. Auf fast unheimliche Art und Weise wurde der Mannschaftskapitän mit zunehmender Spielzeit immer präsenter auf dem Platz. Rettete er gerade noch hinten, lenkte er im nächsten Moment schon wieder den Konter in der gegnerischen Hälfte. Kein Ball versprang ihm, kaum ein Pass kam nicht an. „Ich fühle mich auf dem Höchststand“, sagte Wosz, den man so gut zuletzt vor sieben Jahren gesehen hatte.“

of: Ein Reporter der ARD-Sportschau sagte kürzlich dazu: „Uefa-Cup ist seine Heimat, für Wosz ist Lüttich Standard.“ Es sind schon Leute für weniger entlassen worden…

FH Hafnarfjördur-Alemannia Aachen 1:5

Christoph Pauli (Tsp 18.9.): „Sportlich war Aachens fast schon sensationelle Premiere im Uefa-Cup vor allem ein Spionageerfolg der Scout-Abteilung. Denn bei Studien vor dem Spiel hatten Aachens Betreuer große Schwächen auf der linken Abwehrseite der Isländer ausgemacht. Prompt wurden vier der fünf Treffer der Gäste über diesen Flügel vorbereitet. Nun erreicht der Verein, dessen Schuldenstand aktuell noch etwas mehr als eine Million Euro beträgt, die Gruppenphase des reformierten Uefa-Cups. Wie lukrativ die nächsten Auftritte auf Europas Fußballplätzen sein werden, ist noch offen, solange weder Gegner noch Vermarktungsmöglichkeiten feststehen.“

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