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Internationaler Fußball

Oxford und Cambridge für Fußballschüler

Oliver Fritsch | Montag, 20. September 2004 Kommentare deaktiviert für Oxford und Cambridge für Fußballschüler

Die FAZ empfiehlt England als Aus- und Fortbildungsstätte: „dort in die Lehre gehen, wo der aufregendste Fußball der Welt gespielt wird“ – „ob Rudi Völler sich aus seiner Zeit als deutscher Nationaltrainer an eine ähnlich stressige Arbeitswoche erinnern kann wie nun direkt nach seinem Amtsantritt beim AS Rom?“ (FAS) u.v.m.

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Oxford und Cambridge für Fußballschüler

„Dort in die Lehre gehen, wo der aufregendste Fußball der Welt gespielt wird“ – Christian Eichler (FAZ 20.9.) empfiehlt England als Aus- und Fortbildungsstätte: „Der englische Fußball stagnierte Anfang der Neunziger, das Ausbildungssystem war veraltet, das Gros der Jugendtrainer schlecht ausgebildet. Deshalb wurde ein Internatsystem nach französischem und niederländischem Vorbild aufgebaut. Jeder Klub der Premier League braucht eine „Academy“ für Nachwuchsspieler. Diese Talentabteilungen kämpfen um begabte Schüler, auch im Ausland, etwa seit Ende der neunziger Jahre in Deutschland. Seitdem hat rund ein halbes Dutzend deutscher Jugendlicher den Sprung gewagt, Familie und Freunde zurückzulassen und dort in die Lehre zu gehen, wo der aufregendste Fußball der Welt gespielt wird. Was Oxford und Cambridge für Studenten, sind die besten Akademien der englischen Klubs inzwischen für Fußballschüler aus aller Welt. In ihnen herrschen höchstes taktisches und technisches Niveau, Tempo und Zweikampfhärte, aber auch eine Kombination aus rigider Selektion und rührender sozialer Einbettung. Dazu gehören schrullige Traditionen wie der Usus, daß jeder Junge die Schuhe eines Älteren putzen muß. Robert Huth schmierten die Kollegen an, er putzte sogar sieben Paar. Zwei, die sich durchgesetzt haben, sind Thomas Hitzlsperger und Moritz Volz. (…) Der letzte England-Import ist der 18jährige Markus Neumayr, der von Eintracht Frankfurt zu Manchester United ging. In Frankfurt nannte man ihn „eine Mischung aus Tomas Rosicky und Andreas Möller“ – doch es ist ein weiter Weg zu einem Platz neben Ruud van Nistelrooy.“

Man kennt sich und plaudert

„Ob Rudi Völler sich aus seiner Zeit als deutscher Nationaltrainer an eine ähnlich stressige Arbeitswoche erinnern kann wie nun direkt nach seinem Amtsantritt beim AS Rom?“, fragt sich Dirk Schümer (FAS 19.9.): „Dem hochtalentierten Cassano jagt – zumindest in den Wunschvorstellungen seiner Berater – mit Real Madrid, Juventus Turin und Inter sowie AC Mailand gleich die Mehrheit der wenigen noch finanzkräftigen Großklubs Europas hinterher, was dem impulsiven Straßenfußballer aus Bari gewiß weiter den Kopf verdreht hat. Nun schaltete sich Kapitän Francesco Totti – auch nicht gerade ein Musterbeispiel an Disziplin – in die Debatte ein und stärkte Völler den Rücken: Der Deutsche, der als Aktiver vier Jahre lang für Rom gestürmt hatte, sei der einzige, der es noch wage, Cassano in die Schranken zu weisen. Der junge Spieler, dessen neue Luxusvilla hundert Meter von Tottis Wohnstätte entfernt liegt, sei verhätschelt worden. Ob aber nun eine Ära eiserner deutscher Disziplin bei der Roma anbricht? Daran bestehen berechtigte Zweifel, denn bereits in seinem samstäglichen Interview mit der „Gazzetta dello Sport“ frönte Francesco Totti aufs neue dem italienischen Hobby der Verschwörungstheorie. Frisk sei im Spiel gegen Kiew voreingenommen gewesen: „Er hat nie die Fouls an mir gepfiffen und drehte mir immer den Rücken zu.“ Kein Wort des Bedauerns für den blutig verletzten Unparteiischen. Mit solchen Ausreden ist der Unterschied zwischen der europäischen und der italienischen Spielkultur beschrieben. In Italiens Serie A wird auf die Stars auch von den Schiedsrichtern mehr Rücksicht genommen, man kennt sich und plaudert gebärdenreich wie auf einem italienischen Marktplatz. Ein Elfmeter wird im Sportjargon bezeichnenderweise nicht nach Foul, sondern bei „contatto“ gepfiffen – und so fliegen die Stürmer wie beim Ball der kontaktsuchenden Herzen bei jeder Berührung durch die Strafräume. Auf europäischem Niveau gelingen Tricks dergleichen immer seltener, und Rudi Völler hat diese italienische Provinzialität mit seiner Schelte deutlich angesprochen.“

0:1 gegen Espanyol Barcelona. Real Madrid sucht den Weg zum Erfolg, Georg Bucher (NZZ 20.9.): „Weniger die spielerische Baisse als die blank liegenden Nerven seiner Schützlinge sollten José António Camacho zu denken geben. Wie sie im Rudel den Schiedsrichter bedrängten und einzuschüchtern versuchten, entsprach keinesfalls dem von Präsident Florentino Perez vorgegebenen Verhaltenskodex in der Tradition eines noblen Klubs. Vor allem Michel Salgados Ellbogencheck in der Nachspielzeit gegen den überragenden Spielmacher Ivan de la Peña warf einen Schatten auf die „Königlichen“. Vorher war schon der 25-Millionen-Zuzug Walter Samuel des Feldes verwiesen worden. Real fand keine Mittel, dem läuferisch stärkeren, in Zweikämpfen dominanten Gegner Paroli zu bieten, bot vielmehr ein ähnlich tristes Bild wie im letzten Abschnitt der Saison 2003/2004.“

Javier Cáceres (SZ 20.9.): „Es ist nicht überliefert, wann dem uruguayischen Nationaltrainer Jorge Fossati, 53, endgültig dünkte, dass er einen monumentalen Fehler begangen hatte. Viel spricht dafür, dass es der Augenblick war, als ihn am Donnerstag mehrere Polizisten in einem Hotel in Carmelo überraschten: Mit einem Schreiben, das von der Staatsanwältin Olga Carballo unterzeichnet war und ihn verpflichtete, am folgenden Morgen in Montevideo vor Gericht auszusagen. Er, Fossati, stehe im Verdacht, gegen das im Juli 2003 reformierte Anti-Diskriminierungs-Gesetz Uruguays verstoßen zu haben. Mögliche Strafe: Zwischen 6 und 24 Monaten Gefängnis. Was geschehen war? Fossati, praktizierender Katholik, hatte in einem Zeitungsinterview einen Einblick in seine reaktionäre Gedankenwelt gegeben. Schwule, so sagte er, hätten in einer Profimannschaft nichts verloren, denn: „Es gibt gewisse Normen, die geschützt werden müssen.“ Homosexuelle würden diese überschreiten. „Sie haben andere Gewohnheiten.“ Das Aufsehen, für das die Äußerungen sorgten, war enorm, Parlamentsabgeordnete forderten Fossati auf, seine Äußerungen zurückzunehmen, Schwulenvertreter nannten ihn „ignorant und chauvinistisch“. Erst allmählich rückte Fossati von seinen eigenen Worten ab: seinem Bedauern über eine vermeintliche „Fehlinterpretation“ schloss sich, unter dem Druck des Gesetzes, dann doch die öffentliche Entschuldigung an.“

Europas Fußball vom Wochenende: Ergebnisse – Tabellen – Torschützen NZZ

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