Bundesliga
Vieles spricht dafür, dass Rangnicks Verpflichtung nicht Assauers Werk war
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| Mittwoch, 29. September 2004Wer hat Ralf Rangnick verpflichtet? Sven Goldmann (Tsp 29.9.) spekuliert: „Ralf Rangnick ist kompetent, er gilt als Erfinder der ballorientierten Raumdeckung [of: allenfalls in Deutschland]. Nur ist der intellektuelle Fußballlehrer das exakte Gegenteil von Assauer. Viel spricht dafür, dass der Mann mit dem proletarischen Charme lieber den ihm wesensverwandten Klaus Toppmöller verpflichtet hätte. Aber zum einen darf Toppmöller seinen Job in Hamburg nach dem Sieg über Hertha BSC behalten, zum anderen lag Assauer bei seinen jüngsten Trainerverpflichtungen nicht besonders gut. Der Aufsichtsrat hat in den letzten Tagen in ungewohnt scharfem Ton zu erkennen gegeben, er werde die Alleingänge seines Managers nicht länger hinnehmen. So spricht vieles dafür, dass Rangnicks Verpflichtung nicht Assauers Werk war. Dann war sie der Anfang vom Ende einer Ära auf Schalke.“
Rolf
Ergänzend eine Beobachtung Christoph Biermanns (SZ 29.9.): „Etwas überraschend erscheint die Wahl, weil Rangnick nicht unbedingt in das Beuteschema von Assauer zu passen scheint. Doch bei der Vorstellung des neuen Trainers wirkte der Manager so wenig konzentriert, dass man fast den Eindruck hatte, er sei nicht richtig bei der Sache. „Wie er über Fußball denkt, ist deckungsgleich mit dem, was wir glauben, über Fußball zu denken“, sagte Assauer verrätselnd. Den Vertrag mit seinem neuen Trainer – er ist bis zum 30. Mai 2006 terminiert – datierte er ein Jahr vor, außerdem nannte er Ralf Rangnick mit verblüffender Hartnäckigkeit Rolf.“
Der Richtige für Schalker Verhältnisse?
Passt Rangnick nach Schalke? Peter Heß (FAZ 29.9.) zweifelt: “Assauers Strahlkraft wirkt auf alle, auch auf die Spieler. Diese Tatsache hat den Nebeneffekt, daß die Position des Trainers schwächer ist als anderswo. Die allseits präsente, übergeordnete Instanz kann die Autorität des Trainers schnell unterhöhlen, wenn es einmal sportlich schlecht läuft oder es zu atmosphärischen Störungen zwischen Mannschaft und Übungsleiter kommt. Zumal Assauer nicht immer seinen Trainern den Rücken stärkt, sondern nur, wenn er – wie bei seinem Männerfreund Stevens – rückhaltlos von ihnen überzeugt ist. Seine Erfolge mit Schalke verleiten Assauer zur Annahme, mehr vom Fußball zu verstehen als fast jeder andere. Zu Rangnick: Der 46 Jahre alte Schwabe bringt sicher die nötige Intelligenz, das nötige Fachwissen und das nötige psychologische Gespür für die diffizile Aufgabe mit. Aber ob er der Richtige für die Schalker Verhältnisse ist, darf dennoch angezweifelt werden. In seiner Karriere hatte Rangnick immer dann Erfolg, wenn er eine Mannschaft aufbauen mußte. (…) Wie Fußball-Professor Rangnick und der populistische Volkstribun Assauer miteinander auskommen, wird spannend sein zu beobachten.“
Assauer unter Druck – Thomas Kilchenstein (FR 29.8.): „Passt der Intellektuelle mit randloser Brille zum Kashmere-Hooligan mit der Davidoff in der Hand? Es ist zweifellos auch für Rudi Assauer eine spannende Frage, eine, an der sich womöglich seine Zukunft entscheidet. Der omnipotente Manager, der morgens Ailton, Krstajic und Bordon nach GE-Buer holt, mittags mit Schechter-Millionen jongliert und abends Werbung mit der Freundin für Bier macht, steht seit einiger Zeit nicht mehr außerhalb jeder Kritik, wie das früher der Fall war. Assauer, der sympathische [!] Patriarch mit der Macho-Attitüde, muss nach den beiden Flops Neubarth und Heynckes dringend Erfolge vorweisen mit seinem mit 102 Millionen Euro verschuldeten Club. Noch einen Trainer-Reinfall wird sich der 60-Jährige nicht leisten können.“
Es hat Klick gemacht
Richard Leipold (Tsp 29.9.) berichtet von Rangnicks Vorstellungsgespräch: “Rangnick habe die Mannschaft gegen Kaiserslautern und gegen Mönchengladbach „genau unter die Lupe genommen“, sagte Assauer. Das Ergebnis habe ihn verblüfft. „Ralf hat die Mannschaft seziert wie mit einem Skalpell. Er hat jeden einzelnen Spieler eingeschätzt, da war hundertprozentige Übereinstimmung, und es hat Klick gemacht.“ Und Teammanager Andreas Müller fügte auf gut Westfälisch hinzu: „Wir waren platt.“ So erhält der Bauchmensch Assauer nun Verstärkung durch den intellektuellen Kopfmenschen Rangnick.“